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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Angelegenheit könnte wirklich in aller Diskretion geregelt werden.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück winkte ich Miss Tankerton zum Abschied begeistert nach.
    »Kein Golf?« fragte Sandra. »Heute ist doch Samstag.
    »Ich muß für Jim Whynn diesen Bericht über Leihmütter schreiben.«
    »Hortense wäre dir dabei eine große Hilfe gewesen«, meinte sie vorwurfsvoll. »Wir hätten sie dazu überreden sollen, übers Wochenende zu bleiben.«
    Ich hatte einen Ordner mit Zeitungsausschnitten, Artikeln aus der Ärztezeitung und dem Lancet, mit denen mich mein junger Freund, Doktor Lonelyhearts, versorgt hatte. Er verdiente auf bequemere Art mehr Geld als die meisten anderen Ärzte, indem er seine Praxis auf dem Papier führte. Er war unser medizinischer Korrespondent, und seine brillanten Sätze erfüllten die eher besinnlichen Blätter mit dem Licht klinischer Gelehrsamkeit. In der Kolumne Fragen Sie Ihren Hausarzt schrieb er in Frauenzeitschriften mit der milden Autorität eines weltklugen Liebhabers, der den Wein auswählt, über so unangenehme menschliche Probleme wie Merken die anderen, daß meine Füße riechen? oder Ist es ungesund, daß mein Mann unersättlich ist? oder Kann man schwanger werden, wenn man mit Männern zusammen badet? In jeder Buchhandlung waren seine fröhlichen Taschenbücher mit Ratschlägen über Sex und Abmagerungskuren ausgestellt, die, wie er zugab, aufgrund ihrer allgemeinen Wirkungslosigkeit durchaus austauschbar waren.
    Ich rackerte mich ab und dachte dabei an all die anderen, die jetzt auf Englands grünem Rasen Golf spielten. Als ich fertig war, schlug die Standuhr zwei Uhr Montag früh, und ich ging zu Bett. Um sechs klingelte das Telefon. Es war Jack Windrush.
    »Richard, ich bin gerade aus dem Urlaub zurückgekommen.«
    Er war offenbar außer sich.
    »War es schön?« murmelte ich schläfrig.
    »Eine Katastrophe hat sich ereignet!«
    »Oh, bist du ausgeraubt worden?« fragte ich, »oder hast du dein Gepäck verloren? Ist Daphne mit einem italienischen Kellner durchgebrannt?«
    Ich fand, er hätte ruhig weniger ungeduldig sein können, da er doch nur das übliche schreckliche Los eines Reisenden teilte.
    »Es geht um meine Urlaubsvertretung im Krankenhaus, um den, der die Pathologie betreut hat, während ich weg war. Hast du davon gehört?«
    »Wovon gehört?«
    Ich blinzelte schläfrig. Sandra kuschelte sich an mich.
    »Letzte Nacht wurde er, eskortiert von fünf Psychiatern, in die Klapsmühle gebracht: manisch-depressiv, paranoid, schizophren, dement. Als ich ihm den Job gab, schien er nichts anderes zu sein als ein ganz normaler Irrer. Das gibt einem doch zu denken, was? Man fragt sich, wie viele von unseren Kollegen wohl als rasende Irre herumlaufen.«
    Ich tröstete ihn. »Gut, daß du zurück bist, bevor er Schaden anrichten konnte.
    »Keinen Schaden angerichtet? Oh Gott! Ich bin die ganze Nacht auf gewesen und hab seine Befunde gelesen. Sie wurden letzten Monat an alle unsere Arzte und Chirurgen verschickt. Alles falsch, alle mikroskopischen Untersuchungen, kompletter Blödsinn. Dieser Mann hat die ganze Arbeit des Krankenhauses ruiniert. Dein Mr. Flintiron zum Beispiel...«
    Ich fragte atemlos: »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Ihm fehlt überhaupt nichts. Es war überhaupt kein Krebs. Die Probe sieht unter dem Mikroskop stinknormal aus. Alles deutet auf ein langes Leben hin, das er in aller Gemütsruhe verbringen kann - mit der zusätzlichen Annehmlichkeit des Schmerzensgeldes, das er von uns fordern wird. Könntest du versuchen, ihn zu erreichen?«
    »Kein Problem. Er ist ins St. Ethelnoth-Hospiz gegangen, um zu sterben.«
    »Nun, es heißt ja, daß es dort sehr gemütlich ist«, sagte Jack und legte auf.
    Ich sprang aus dem Bett und zog mich so hastig an wie an jenem Morgen, als die Zeitungen über Jim berichtet hatten. Ich raste zum Ethelnoth-Hospiz, hoffte aber, daß der Vogel schon nach Australien geflogen war. Mrs. Huntington-Hartley könnte das alles in die falsche Kehle bekommen.
    Jeff saß aufrecht im Bett und aß weiche Eier, während Mrs. Watkins ihm aus P. G. Wodehouse vorlas.
    Ich überbrachte die freudige Nachricht.
    Schweigen.
    Dann schrie Mrs. Watkins auf, wurde noch rosiger im Gesicht und schleuderte Wodehouse hoch in die Luft.
    Jeff sagte ruhig: »Seltsam, Doktor, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, daß ich nicht abkratzen würde. Aber es schien mir ein Gebot der Höflichkeit, mich jeden Tag schlechter zu fühlen, einfach, um das Personal

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