Wer aaahh sagt...
er es doch.
Vielleicht sind wir zu sehr mit unserer Arbeit verwachsen.
13
Am nächsten Morgen kam mir Mrs. Huntington-Hartley in der mit Lupinien geschmückten Eingangshalle des St. Ethelnoth-Hospizes entgegen.
»Doktor Gordon«, begrüßte sie mich scharf, »ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie dafür sorgten, daß die Leichenbestatter nicht durch die Vordertür hereinkommen.«
Nervös fragte ich mich, ob sie wohl den Lieferanteneingang benutzten sollten.
»Sie passen nicht zu unserer Auffassung vom Tod.«
Ich entschuldigte mich, bemerkte jedoch, daß eine solche Begegnung einen doch nicht mehr aus der Fassung bringen könnte als diejenige mit einem Chirurgen, der eine schwierige Operation an einem durchführen soll.
»Außerdem«, informierte sie mich pikiert, »ist Mr. Flintiron nicht gerade ein leichter Fall. Er paßt überhaupt nicht in unser Haus, geschweige denn, daß er den Geist, der hier herrscht, zu schätzen wüßte.«
Ich fragte schuldbewußt, was er denn treibe.
»Da sehen Sie am besten selbst nach.« Sie schloß die Tür ihres Büros. »Was Mrs. Watkins betrifft, so kann ich nur sagen: Ich bin erstaunt.«
Jeff saß eben auf der Bettkante und zog sich eine karierte Hose an. Mrs. Watkins stand, das Buch Blandings Castle krampfhaft umklammernd, mit gespitzten Lippen neben ihm und sah noch rosiger aus als sonst.
Ich fragte Jeff munter, wie es ihm gehe.
»Wie einem gebratenen Kakadu auf einem Ausflug der Heilsarmee«, antwortete er schlechtgelaunt.
»Wissen Sie, wieviel dieser Bestattungsmensch verlangt hat?« fragte er aufgebracht. »Nur, damit ich in Heimaterde begraben werden kann? Doppelt so viel wie für einen Flug erster Klasse, und dabei gibt’s noch nicht mal gratis Sekt. Deshalb sagte ich: >Sehen Sie mal, alter Knabe, warum setzen Sie meine sterblichen Überreste nicht in einen Rollstuhl, wickeln sie in eine warme karierte Wolldecke, legen eine Reisetasche und ein paar Zeitschriften dazu und geben das Ganze als einen Behinderten aus, der in der Seeluft von Bondi Gesundheit und neue Kraft schöpfen will?< Aber dieser Leichenbeförderer quatschte einfach weiter über die Kosten für den vorgeschriebenen, hermetisch verschlossenen, mit Zinn verkleideten Sarg, den man nicht gebraucht kaufen kann, von den Kosten für die Unterbringung bei nächtlichen Zwischenlandungen und für die Reisegepäckversicherung. Deshalb habe ich mein Ticket bei Vampir Airlines storniert. Gib mir das rosa Hemd rüber, Liebes«, forderte er Mrs. Watkins auf, während er die Pyjamajacke auszog.
»Ich vermache das Geld lieber Mrs. Watkins«, sagte er entschieden. »Sie sagt, daß ich sie langsam an ihren Ehemann erinnere.«
»Ich weiß nicht, ob Mrs. Huntington-Hartley so ganz damit einverstanden sein wird«, flötete Mrs. Watkins ängstlich.
»Warum sollte sie dir Schwierigkeiten machen?« fragte er verärgert. »Genieße das Leben! Warum fliegen wir nicht beide zweiter Klasse nach Australien, und ich sterbe dann dort? Das wäre billiger, als allein in einem Holzsarg zu reisen.«
Sie rief aus: »Ich wollte schon immer Männer sehen, von deren Hüten Korken baumeln. Und natürlich das Opernhaus in Sydney, obwohl Mrs. Huntington-Hartley das Ganze höchst ungewöhnlich fände.«
»Warum?« Jeff zog den Reißverschluß zu.
»Weil hier noch nie jemand rausgekommen ist«, erklärte sie, »lebend, meine ich.«
»Komm, Sheila, wir machen einen kleinen Spaziergang«, erklärte er und band sich die Krawatte. »Heut nachmittag könnte ich Bäume ausreißen! Wenn ich nicht hier wäre, würde ich nicht einen Augenblick daran denken, daß ich demnächst sterbe. Wir werden die Quantas Airlines anrufen. Und vielleicht kriegen wir irgendwo ein kaltes Bier, was?«
»Oh, Jeff!« Sie klatschte in die Hände. »Du bis so vital.«
Ich mußte mich verabschieden. Sandra hatte mir gedroht, daß sie mich verlassen würde und ich meine Hemden selbst bügeln müßte, wenn ich nicht pünktlich zum Abendessen mit Miss Tankerton nach Hause käme.
»Ich möchte mit dir ein ernstes Wort über die Gebärmutter reden«, sagte Miss Tankerton verheißungsvoll, eine Stunde später, als wir bei Tisch saßen.
»Fein«, antwortete ich.
»Dieses geheimnisvolle Organ!« fuhr sie begeistert fort. »Sie ist wie die Avocados geformt, die wir gerade essen. Weißt du, daß sie Ärzte, Theologen, Rechtsanwälte, Politiker, ja selbst die selbstzufriedensten Staatsmänner geradezu erschreckt? Warum wohl?«
»Du wirst es mir sagen«,
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