Wer aaahh sagt...
das Fest zweier verschiedener Gruppen ankündigten, die beide den Tod verachteten.
Die Party der Hundertjährigen begann am Samstagnachmittag in dem Ballsaal, der Churchfords altem Postgasthof angeschlossen war. Und so wirkte die danse macabre wie ein cancan.
Rosie Styles und Harold Wooljohn fühlten sich als Fred Astaire und Ginger Rogers aus dem Altenheim, obwohl ihre gemeinsame Pose vor der Kamera von Rosie mit den Worten zunichte gemacht wurde: »Nimm deine dreckigen Pfoten von mir weg!«
»Ich mag sie wirklich«, erklärte mir Harold. »Schade, daß mein Fahrrad verschwunden ist.«
Ich rechnete aus, daß die Ehrengäste zusammen auf das unglaubliche Alter von dreitausendfünfhundertzwei Jahren kamen. Arthur Crevin schwirrte unter ihnen herum und schüttelte Hände; der Sekt wurde ausgeschenkt, die canapés herumgereicht; das schrille Geschnatter wurde lauter, und schließlich wurden keuchend die hundert Kerzen der riesigen Geburtstagstorte ausgeblasen.
»Meine Damen und Herren! Ich habe Ihnen eine sensationelle Ankündigung zu machen.«
Neben Arthur stand ein kleiner dicker Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, und strahlte.
»Darf ich Ihnen Mr. Lushington vorstellen«, fuhr er fröhlich fort, »den Vorsitzenden von Brighter Britain G.m.b.H., unserem größten Ausstatter von Spielhallen, Wettbüros und anderen Orten, die das Leben in unserem Land so aufregend machen.«
Arthur begann laut zu applaudieren. Einige Gäste folgten seinem Beispiel und sahen verwirrt drein - wie Hunde, die wedeln, um ihrem Herrchen zu gefallen.
»Ich hasse diesen pompösen Titel >Ehrenbürger<«, erklärte Arthur.
»Ich auch«, stimmte ihm Harold Wooljohn zu. »Ich bleib lieber ganz einfach >Dick, der alte Gauner »So haben wir uns entschlossen, diese Auszeichnung die >Altbritannische Medaille« zu nennen«, verkündete er überraschend. Er zog einen Scheck hervor. »Mr. Lushington stiftet heute einen Preis von...« Er legte eine eindrucksvolle Pause ein, schwenkte den Scheck in der Luft und schrie: »Zehntausend Pfund!«
Die Neuigkeit dröhnte durch die Hörgeräte und stiftete Verwirrung.
»Und der älteste Teilnehmer«, verkündete Arthur, »ist Mrs. Irene Lambert vom Himalaya Drive, die hundertundein Jahr alt ist. Sie gewinnt vor Mr. Alfred Hosegood aus der Mons Avenue, der in zwei Wochen ebenfalls einhunderteins wird.«
»Ein Vorsprung von 0,04%, berechnete Mr. Lushington anerkennend. »So einen knappen Endspurt sieht man nicht einmal bei den Olympischen Spielen.«
Die Information sickerte langsam durch. Es gab mehr Applaus. Mrs. Lambert war eine fröhliche Dame und hatte sich durch ihre Imitation von Marie Lloyd sofort beliebt gemacht.
»Einen Moment!«
Es war Rosie Styles. Sie wühlte aufgeregt in ihrer Handtasche und zog dann einen langen, zerknitterten Streifen Papier hervor.
»Das ist meine Geburtsurkunde«, kreischte sie. Sie fuchtelte damit wild herum. »Ich bin einhundertzwei.«
Arthur starrte sie an. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Ich hatte es vergessen! Ich hab vergessen, daß ich schon meinen hundertsten Geburtstag hatte! Ich hab das Telegramm der Königin vergessen. Natürlich! Deshalb habe ich letztes Jahr keines gekriegt«, rief sie aus. »In meinem Alter darf man schon ein bißchen vergeßlich sein, oder?«
In dem Saal summte es wie in einem Bienenhaus. Arthur nahm die Geburtsurkunde.
»Eine Korrektur«, erklärte er hastig. »Nach nochmaliger Überprüfung gewinnt Mrs. Styles.«
»Es ist wirklich eine Schande«, wandte Mr. Hosegood empört ein. Er war ein kleiner Mann mit langem Bart. »Sie sollte disqualifiziert werden.«
»Warum?« fragte Rosie.
»Weil Sie nicht gleich Ihr richtiges Alter angegeben haben. Sie sollten aus dieser Babyshow disqualifiziert werden.«
»Wenn ich so nachdenke - vielleicht bin ich auch schon einhundertzwei«, überlegte Harold Wooljohn. »Mein Vater hat sich ziemlich viel Zeit gelassen, um meine Geburt eintragen zu lassen. Er war ein fauler Kerl.«
Ich ging zu Arthur Crevin hinüber.
»Gott sei Dank besitze ich keine Zeitung in Tokio«, murmelte er. »Dort werden die Leute einhundertzwanzig Jahre alt. Und ich habe gehört, daß es in Samarkand mehr Greise als Teenager gibt.«
Ich hielt ihn am Arm fest.
»Halten Sie eine halbe Stunde lang die Stellung!« befahl ich ihm. »Halten Sie eine Rede! Singen Sie was!...«
Er sah mich beunruhigt an. »Warum?«
»Der Gewinner ist noch nicht hier.«
Ich sprang ins Auto und fuhr zum Trafalgar
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