Wer aaahh sagt...
Lonelyhearts düster, »dann wird er eine größere Überraschung erleben als Rotkäppchen.«
»Sollen wir unseren üblichen Einsatz bei dieser Runde verdoppeln?« fragte ich.
»Nein, ich bin so durcheinander, daß ich furchtbar schlecht spiele. Und das weißt du verdammt genau!«
Wir beendeten das Spiel. Der Clubsekretär begrüßte uns wutschnaubend im Umkleideraum. Er war den ganzen Nachmittag von jemandem gequält worden, der dringend Doktor Lonelyhearts Rückruf erwartete.
Ich verdrückte mich an die Bar, Dr. Lonelyhearts in die Telefonzelle. Ich bestellte gerade meinen zweiten Talisker, als der zurückkehrte. Er war wie umgewandelt und sah so fröhlich drein wie Mickymaus persönlich.
»Das war Sticks Cigarettes , verkündete er aufgeregt, »der Generaldirektor persönlich. Wußtest du, daß sich die Zentrale des Unternehmens nicht in dem verpesteten London befindet, sondern in der gesunden Luft von Surrey? Der Marathon findet doch statt; Sonntag nachmittag, wie geplant. Wir starten bei der Sticks-Zentrale und laufen dann die ehrwürdigen Kurven und Biegungen des Pilgrim’s Way entlang.«
Er breitete schwungvoll die Arme aus.
»Dann über die freundlichen, fotogenen Hänge der North Downs. Und weißt du, wo das Ziel sein wird, Richard? Genau hier in Churchford, auf dem Marktplatz. Das gibt viel gesündere Bilder im Fernsehen«, stellte er mit hämischen Vergnügen fest und nahm sein Gin-Tonic vom Barmann entgegen.
Stolz fuhr er fort: »Wußtest du, daß ich bereits Dutzende hübscher Mädchen engagiert habe, die ihre Reize großzügig zur Schau stellen werden, während sie den Läufern alle hundert Meter Gratiszigaretten anbieten? Gerade hat mir Sticks erzählt, daß Old Mother’s Gin und Fireball Scotch meinen Gedanken einer gemeinsamen feuchtfröhlichen Veranstaltung aufgegriffen haben und sich uns anschließen werden. Sie stellen den Mädchen Gratisdrinks zur Verfügung, die diese dann ebenfalls verteilen werden.«
»Warum beenden die Mädchen nicht den Wettbewerb, indem sie die Läufer hinter die Büsche locken? Chaucer persönlich wäre auf die Idee gekommen.«
Er lachte. »Ich glaube nicht, daß du mit unseren Vergnügungen einverstanden bist. Du bist wirklich ein alter Spielverderber. Ich möchte ganz einfach, daß jeder auf seine Kosten kommt. Denk doch einmal nach: Hast du jemals einen Marathon gesehen, bei dem sich jemand auch nur im entferntesten amüsiert hat?«
Da mußte ich ihm zustimmen.
Als ich nach Hause kam, stand ein Metro vor dem Tor.
Basil Barty-Howells saß im Wohnzimmer und trank mit Sandra einen Glengoyne.
»Churchford!« stammelte er. Er war rot vor Wut. »Churchford! Vor den Toren meines eigenen Krankenhauses! Ich könnte mich nicht verletzter fühlen, wenn Doktor Lonelyhearts mir absichtlich Rauch ins Gesicht geblasen hätte.«
»Oh, da bestellt nicht die geringste Gefahr«, erläuterte ich. »Er würde nicht im Traum daran denken zu rauchen. Er weiß, daß es viel zu ungesund ist.«
»Ich werde diese Niederlage nicht hinnehmen«, fuhr Basil zornig fort. »Ich werde ein Sabotagekommando aufstellen, so wie damals, als wir die Jagdgesellschaften gestört haben.« Seine Augen funkelten. »Das waren noch Zeiten! Ich erinnere mich noch gut an meine Jugendzeit, im Anorak und mit Aerosolspray in der Hand; ich erhielt meine Feuertaufe beim Quorn, weißt du -ach, diese wunderschönen Frühlingstage! Diese klaren Frosttage im Winter! Wo auf der Welt ist es schöner als in der großartigen Landschaft Englands, wo die Jagdhunde bellen, der durchdringende Laut des Jagdhornes tönt? Und dann die Kameradschaft, meine Freunde, der
Schluck aus der Feldflasche. Ich habe sie alle sabotiert, all die Jagden, von Cumberland durch das ganze Königreich hindurch bis hinunter zu den Ländereien südlich der Themse. Das waren die glücklichsten Tage meines Lebens«, gab er lächelnd zu. »Aber natürlich muß man so einen blutigen Sport aufgeben, wenn man von der anspruchsvollen Karriere als Oberarzt in Anspruch genommen wird.«
Ich tröstete ihn: »Nun, es wird keine Reitgerten geben, und es ist unwahrscheinlich, daß die Meute beißt.«
Er sah mich zweifelnd an. »Es werden sich nicht genügend Freiwillige melden. Wir leidenschaftliche Nichtraucher sind alle zu höflich, zu besonnen, zu sanftmütig, zu gewaltlos.«
»So wie Hitler?« fragte ich.
Jim Whynn wurde in den Leitartikeln der Zeitungen aufs höchste gelobt, während Churchford mit Flaggen und Plakaten geschmückt wurde, die
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