Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Paprikastreifen, mit denen wir den Kräuterquark dippen konnten. Ich bestellte ein Carpaccio di manzo mit Sellerie und gehobeltem Parmesan und als Hauptspeise Saltimbocca alla romana. Allein der Name dieses Gerichts lässt mir immer wieder das Wasser im Munde zusammenlaufen. Saltimbocca heißt übersetzt »Spring in den Mund«. Diese Italiener, da wird selbst das Essen zur Poesie. Es ist ein dünnes Kalbsschnitzel mit Parmaschinken und einem Salbeiblatt.
Franca brachte mein Saltimbocca mit knackigem Gemüse, mit einem kleinen Salat und ohne Rosmarinkartoffeln.
Es ging, ich hätte mir diesen Abend aber auch sehr gut mit Brot, Pasta und Kartoffeln vorstellen können. San Pellegrino ist nun mal kein Brunello, aber auch das ging. Es war lecker, es war leicht, und ich hatte ein gutes Gewissen.
»Franca, gibt es viele Gäste, die abends auf die Nudeln verzichten, oder woher weißt du das alles?«
»Na ja, es sind schon einige, aber glaubst du, ich passe in Jeansgröße 28 , weil ich abends Spaghetti carbonara esse?«, sprach sie, lächelte und verschwand wieder in der Küche, um die nächsten Gäste zu verwöhnen.
Mein Tagesablauf
In fast allen Büchern über Ernährung ist immer wieder von drei Mahlzeiten die Rede, in manchen sogar von fünf. Sagt Anne, die sie für mich gelesen hat. Dazu kommen noch diverse Zwischenstationen, und ich frage mich immer, wann soll ich die alle zu mir nehmen. Ich glaube, es geht vielen berufstätigen Menschen genauso. Natürlich wäre das gesund, wenn man sich um zwölf ein Stündchen Zeit fürs Mittagessen nehmen könnte, wenn man die Klappküche immer dabei hätte. Ganz ehrlich: Bei mir klappt das nicht.
Bin ich auf Tournee, und das bin ich oft, dann ist mein Leben sehr klar gegliedert. Ich frage den Hotelportier wie immer: »Wann gibt es Frühstück? Bitte nur die zweite Zahl!« Und der eine oder andere Hotelportier reagiert tatsächlich: »Bis zehn Uhr.«
Wenn es bis zehn Frühstück gibt, dann werde ich immer so gegen Viertel nach acht wach. Ich habe da ein extrem feinfühliges Aufwachsystem entwickelt. Im Hotel lasse ich mich nie wecken, weil ich der computergesteuerten Weckeinrichtung nicht traue. Diese bewusste Ablehnung des Weckservices schärft meinen inneren Wecker. Ich wache einfach auf, schaue auf die Uhr, und es ist – 8 : 15 Uhr. Perfekt. Das Telefon klingelt dann um halb neun, als ich gerade komplett eingeschäumt und singend unter der Dusche stehe. Ich tapse ohne Brille und mit Schaum in den Augen halb blind durch das Hotelzimmer, finde das Telefon »nach Gehör«, hebe den Hörer ab, und die Stimme sagt: »Sie wollten geweckt werden.« Anscheinend hatte ich am Vorabend beim Verlassen der Hotelbar der computergesteuerten Weckeinrichtung des Hotels doch mehr vertraut als meiner inneren Uhr.
Punkt neun Uhr betrete ich den Raum mit dem mal einladenden, mal ausladenden Frühstücksbuffet, das ist von Hotel zu Hotel unterschiedlich.
Manchmal finde ich Brötchen ohne Weißmehl, manchmal nicht. Manchmal gibt es frischen Obstsalat, über den ich dann noch einen Löffel Naturjoghurt klatschen kann. Oft gibt’s aber auch nur den berühmten Fruchtcocktail aus der Dose. Der Orangensaft ist entweder aus der Orange oder aus dem Tetrapack. Das Rührei gibt es von »al dente« bis roh.
Aber es ist das Schöne an einem Buffet, dass sich aus den einzelnen Bestandteilen immer ein ordentliches Frühstück zusammenbasteln lässt.
Gegen zehn haben Kai, Jürgen, Ralf und ich die Tischdecke erfolgreich mit Erdbeermarmelade bekleckert, die Brötchenkrümel gleichmäßig unter dem Frühstückstisch verteilt und die Zeitungen so weit zerfleddert, dass wir aufbrechen können.
Dann packe ich auf dem Zimmer mein Köfferchen, gehe zum Portier, checke aus, gehe zum Wagen, öffne ihn, hieve mein Köfferchen hinein, schließe ihn wieder ab, gehe zurück zum Portier und gebe meinen Hotelschlüssel ab.
Dann geht es weiter in den nächsten Ort, wo ich den Portier wieder nach der zweiten Zahl frage. Im neuen Hotelzimmer steht meist eine kleine Schale mit Obst, da nehme ich mir einen Apfel oder eine Banane. Viel Zeit habe ich nicht, denn um 17 : 00 Uhr ist Soundcheck im Theater oder in der Stadthalle oder wo auch immer Kai gerade sein Mischpult aufgebaut hat. Der Soundcheck ist nach einem guten halben Stündchen vorbei, und wir sitzen im Restaurant zum Abendessen.
Es sind nur zwei Mahlzeiten, mit ein bisschen Obst oder einem anderen Snack zwischendurch. Dass es nur zwei
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