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Wer bin ich ohne dich

Wer bin ich ohne dich

Titel: Wer bin ich ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Nuber
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psychosomatisches Phänomen: Körperliche Vorgänge – hier Hormonschwankungen – beeinflussen das seelische Befinden. Aber die Stärke und Dauer dieser Beeinflussung hängt vom seelischen Stress ab, den eine Frau tagtäglich in ihrem Leben bewältigen muss.
    Menopause: Frauen, die in die Wechseljahre kommen, berichten häufig von depressiven Verstimmungen. Und auch hier meinen | 47 | Mediziner einen Zusammenhang zwischen den hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase und der weiblichen Depression herstellen zu können. Wie aber ist zu erklären, dass nicht jede Frau, die in die Wechseljahre kommt, depressiv erkrankt? Wie eine Studie zeigt, bewältigt über ein Drittel aller Frauen das Älterwerden ohne größere körperliche oder seelische Einbrüche, weil sie bewusst gegensteuern. Sie treiben Sport, ernähren sich vernünftig, rauchen nicht. Ein weiteres Drittel der Frauen über 50 ignoriert die Wechseljahre einfach. Sie leben nicht sonderlich gesundheitsbewusst und sie machen sich nicht allzu viele Gedanken über die Veränderungen, die das Älterwerden so mit sich bringt. Im Gegenteil: Sie erleben das Ende ihrer »aktiven Weiblichkeit« als Befreiung. Oft sehen sie nun für sich eine Chance, befreit von der Sorge für die Familie, noch einmal richtig durchzustarten.
    Nur ein Drittel scheint tatsächlich unter den Wechseljahrsbeschwerden zu leiden. Diese Frauen registrieren jede körperliche Veränderung und jedes Unwohlsein und nehmen häufig Medikamente oder Hormonpräparate. Vor allem Frauen, die sich jahrzehntelang nur über ihre Familie und Kinder definiert haben, fallen häufig in ein tiefes Loch. Nach dem Auszug der Kinder wissen sie oft nicht, welchen Sinn ihr Leben noch hat. Sie leiden am Empty-Nest-Syndrom. Der Auszug der erwachsenen Kinder aus dem Elternhaus fällt zeitlich häufig mit dem Beginn der Wechseljahre zusammen. Ebenso gibt es in dieser Phase oft weitere Stresssituationen: Die alten Eltern werden hilfs- und pflegebedürftig, die Frau selbst oder der Partner muss gesundheitliche Einschränkungen verkraften, möglicherweise gibt es mit dem Ende der Berufstätigkeit auch finanzielle Probleme. Betrachtet man die Situation von Frauen in der Menopause, dürfen die sozialen Umstände nicht vernachlässigt werden: Neben dem Bildungsniveau und dem sozioökonomischen Status beeinflussen vor allem zwei Faktoren den Umgang mit den Wechseljahren. | 48 |
Das Rollenverständnis: Berufstätigkeit hat sich in vielen Studien als ein Schutzfaktor herausgestellt. Frauen, die aus der traditionellen Rolle ausbrechen und damit weniger abhängig von den Zuwendungen durch den Partner und die Kinder sind, werden mit den Wechseljahren besser fertig als Frauen mit traditionell weiblichem Rollenverhalten.
  
Die Rolle der Gesellschaft: Wie Frauen mit den Wechseljahren umgehen, hängt auch davon ab, wie die Gesellschaft der älter werdenden Frau begegnet. Isabella Heuser, Professorin für Psychiatrie an der Berliner Charité, beobachtet seit langem, dass gerade die Altersgruppe der 40- bis 60-jährigen Frauen stark depressionsgefährdet ist, weil die Gesellschaft diesen Frauen mit Ignoranz begegnet. »Diese Frauen … beklagen immer wieder das Gleiche: Mit zunehmendem Alter erfahren sie – ganz im Gegensatz zu Männern – weniger Anerkennung, weniger Beachtung und das in allen Bereichen der Gesellschaft. Und das scheint unabhängig davon zu sein, wie erfolgreich sie bisher gewesen sind: in der Familie oder im Beruf oder in beidem sogar! Das ist eine ungeheure psychische Belastung, das kann depressiv machen.« Zwar räumt Isabella Heuser ein, dass hormonelle Veränderungen eine gewisse Rolle spielen, sie ist aber überzeugt, dass die Depression »auch ein Resultat der vielfältigen Belastungen (ist), denen Frauen ein Leben lang ausgesetzt sind.« Selbst die Experten des »Kompetenznetzes Depression« müssen auf der bereits erwähnten Internetseite einräumen: »Ob Frauen während oder nach der Menopause (Wechseljahre) anfälliger für eine Depression sind, ließ sich bis jetzt nicht abschließend klären.«
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    Fasst man den Erkenntnisstand zum Thema »Hormone und weibliche Depression« zusammen, dann muss man feststellen: Es | 49 | gibt keine überzeugenden Belege für den Zusammenhang zwischen hormonellen Veränderungen in Pubertät, Schwangerschaft, in den Tagen vor den Tagen, in den Wechseljahren und der Entstehung einer depressiven Erkrankung. Schwankungen im weiblichen Hormonhaushalt sind normal und

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