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Wer bin ich ohne dich

Wer bin ich ohne dich

Titel: Wer bin ich ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Nuber
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sich in Bewegung setzen.
    Inzwischen liegen zahlreiche Studien vor, die belegen, dass sportliche Betätigung ein hilfreiches Mittel ist, um Niedergeschlagenheit, Selbstzweifel und Sinnlosigkeitsgefühle zu vertreiben. So zeigten Wissenschaftler der Universität Amsterdam, dass | 186 | es Depressiven, die über einen Zeitraum von drei Monaten regelmäßig joggten, ebenso gut ging wie ihren Leidensgenossen, die mit Psychopharmaka und Therapiegesprächen behandelt worden waren. Für die positive Wirkung körperlicher Bewegung bei Depressiven gibt es eine sehr plausible Erklärung: Wer es schafft, regelmäßig zu laufen, zu walken oder zu schwimmen, beweist sich selbst, dass er Kontrolle über sein Leben hat. Er spürt, dass er nicht der Spielball böser Mächte ist, sondern durch eigenes Handeln zu einer Verbesserung seiner Situation beitragen kann. Diese Erfolgserlebnisse stärken das Selbstvertrauen und erhöhen das Selbstwertgefühl. Kann sich eine Frau überwinden, in einer Phase, in der die Depression nicht allzu sehr auf ihr lastet, die Laufschuhe anzuziehen und sich in Bewegung zu setzen, dann hat bereits diese einfache Handlung eine therapeutische Wirkung. Denn diese Leistung hat sie selbst erbracht, für diese Leistung kann sie niemand anderen verantwortlich machen, und auch glückliche Umstände sind nicht daran schuld. Sie ganz allein ist aktiv geworden, sie ganz allein hat ihre Passivität wenigstens zeitweise überwunden und dafür gesorgt, dass es ihr besser geht.
    Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, selbst aktiv zu werden. Da depressive Frauen häufig Schwierigkeiten haben, sich mit Worten selbst zu verteidigen, kann zum Beispiel auch ein Kurs in Selbstverteidigung sinnvoll sein. Eine Frau lernt dabei nicht nur, sich körperlich zu wehren, viel wichtiger ist, dass dadurch ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird. Selbstverteidigung ist eine Mehrzweckwaffe, wie das Ergebnis einer amerikanischen Studie zeigte: 80 Frauen lernten sechs Wochen lang Selbstverteidigungsstrategien. Am Ende des Kurses konnten die Teilnehmerinnen nicht nur die Techniken gut anwenden, auch ihr Selbstwertgefühl war deutlich gestiegen. Das Wissen »Ich kann mich selbst beschützen« wirkt sich offensichtlich auch | 187 | auf die seelische Stabilität aus. Ein Training in Selbstverteidigung kann daher durchaus eine Art Psychotherapie sein.
    Allerdings darf der Selbsthilfeaspekt bei der Bekämpfung von Depression nicht überbewertet werden. Es ist wichtig, dass sich depressive Frauen als aktiv Handelnde erleben können und – wie die Königin – selbst ausprobieren, was ihnen gut tut und wie sie selbst Kontrolle über die Situation bekommen können. Aber Selbsthilfe hat ihre Grenzen, irgendwann kommt der Punkt, an dem eine depressive Frau sich eingestehen muss, dass sie Unterstützung braucht.
3. Strategie:
»Da schickte sie einen Boten übers Land« – Hilfe annehmen
    Die Müllerstochter kommt in ihrer schlaflosen Nacht und durch die Grübeleien zu einem Entschluss: Sie wird den Kampf gegen das Männchen nicht alleine aufnehmen – sie wird einen Boten ausschicken, damit er ihr hilft, den richtigen Namen zu finden.
    Nehmen Frauen den Kampf gegen die Depression auf, müssen sie früher oder später zu einem ähnlichen Entschluss wie die Königin kommen. Im Märchen schickt diese einen Boten aus und verlässt sich auf dessen Loyalität und Unterstützung. Im realen Leben kann der Bote für betroffene Frauen ganz unterschiedliche Gestalt annehmen. Wie die interviewten depressiven Frauen in der bereits mehrfach erwähnten Studie von Rita Schreiber berichteten, war der Entschluss, andere Menschen zu Rate zu ziehen und sie in ihr Problem einzuweihen, unendlich erleichternd. Sie überwanden ihre Schamgefühle, glaubten nun nicht mehr, dass sie schuld an ihrer Situation waren, und suchten sich eine Person, der sie Vertrauen schenken konnten: eine Freundin, ei | 188 | nen Verwandten, einen Psychologen und Psychotherapeuten, den Hausarzt. Interessant dabei: Keine einzige wählte ihren Partner oder die eigene Mutter als Gesprächspartner!
Die Rolle der Freundschaft
    Auffällig am Grimmschen Märchen ist: Es kommt nur eine einzige weibliche Figur darin vor. Es gibt für das Mädchen kein weibliches Vorbild, keine weibliche Unterstützung, vor allem gibt es keine Mutter, die das Mädchen schützen könnte. Das Weibliche hat in diesem Märchen keinen Platz. Doch im realen Leben kann die Freundschaft zwischen Frauen eine

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