Wer bist du, schöne Juno
indes mehr als bereit, mich seiner Verwirklichung mit aller Kraft zu widmen.“
Helen war einen Moment verwirrt, ehe sie fragte: „Was ist das für ein Traum?“
Martin überlegte lange und gründlich, bevor er den Kopf schüttelte und antwortete: „Ich glaube, das sollte ich dir noch nicht erzählen. Nicht, ehe wir verheiratet sind. In der Tat, möglicherweise nicht einmal dann.“
„Wie soll ich dir behilflich sein, wenn ich nicht weiß, worum es geht?“
„Wenn ich dir sage, was ich will, wie soll ich dann bei deinem Hang, mir stets zu geben, was ich will, ohne auf deine Gefühle Rücksicht zu nehmen, je erfahren, ob du mir hilfst, weil du es wirklich willst, oder nur, weil du mir einen Herzenswunsch erfüllen möchtest?“
Vollkommen verwirrt, starrte Helen Martin an. Was in aller Welt mochte dieser neueste Traum sein?
Angesichts ihrer Verwirrung lachte Martin und sagte: „Ich verspreche dir, es dir zu sagen, sobald ich deiner ... hm .. . aktiven Unterstützung bedarf.“
Mit einiger Anstrengung wahrte er eine reglose Miene, trotz der wilden Bilder, die die ausschweifende Fantasie ihm vorgaukelte. Glücklicherweise war das Lenken des Gespanns Vorwand genug, die Augen auf die Straße gerichtet zu halten.
„Erzähl mir von deiner Mutter“, bat Helen. „Sie lebt in Eremitage, nicht wahr?“
Martin war nur allzu gern bereit, seiner zukünftigen Braut mit Informationen über dieses Thema zu dienen, und weckte ihr Mitgefühl für seine leidende Mutter.
„Und ungeachtet der Dinge, die Damian gesagt haben mag, billigt sie in höchstem Maße, daß ich um deine Hand angehalten habe. Mehr noch, sie war es, die mir berichtete, daß mein Bruder sich in meine Angelegenheiten gemischt hat. Ich habe Grund zu der Annahme, daß sie etwas enttäuscht ist, weil ich nicht gleich gestern abend wieder zu dir gefahren bin. Abgesehen vom Zustand der Straßen habe ich das auch nicht getan, weil ich etwas ... hm .. . hinüber gewesen bin. Das war deine Schuld, wie ich hinzufügen möchte.“
Helen hatte begriffen, daß er ihretwegen mehr als sonst getrunken hatte, und spürte, wie eine seltsame Wärme ihr das Herz erfüllte.
Da Martin merkte, daß er das nördlich von Wiveliscombe gelegene Eremitage nicht vor dem Abend erreichen würde, entschloß er sich, die schöne Juno vorher von einem ganz bestimmten Punkt in Kenntnis zu setzen. „Wir heiraten morgen.“
Die knappe Ankündigung riß sie aus der Benommenheit. Morgen? Sie schaute gerade so rechtzeitig auf, um Martins Blick zu bemerkten. Seine Miene war todernst.
Er zog arrogant eine Braue hoch und sagte: „Ich habe vom Bischof von Winchester eine Sonderlizenz erhalten.“
Helen straffte sich und fragte lahm: „Meinst du nicht.. .“
„Nein“, unterbrach Martin. „Ich will dich so schnell wie möglich heiraten, und das ist morgen.“
„Noch habe ich nicht eingewilligt, dich zu heiraten, Martin.“
„Du mußt nur ja sagen.“
„Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir warten könnten, bis ich deine Mutter kennengelernt habe.“
„Du kannst sie heute abend kennenlernen und morgen den Vormittag mit ihr verbringen. Wir können am Nachmittag heiraten.“
„Aber ich habe nichts anzuziehen. Nein, Martin“, fügte Helen in festerem Ton hinzu, „ich befürchte sehr, daß du zumindest so lange warten mußt, bis ich ein geeignetes Kleid habe. Sonst heirate ich dich nicht.“
Er zog sie in die Arme und küßte sie stürmisch.
„Welchen Qualen willst du mich noch aussetzen, Weib?“ fragte er, nachdem er den Kopf gehoben hatte.
„Waren das Qualen?“ fragte sie fasziniert.
Als Antwort bekam sie noch einen Kuß.
„Verdammt, ich will dich! Weißt du das nicht?“
Das wußte sie, aber sie wollte auch eine festliche Trauung haben, an die sie sich Zeit ihres Lebens erinnern konnte.
„Es wird nur einige Tage dauern“, sagte sie. „Höchstens eine Woche.“
Martin fluchte verhalten und ließ sie los.
Sie entsann sich seines Heimes und der Hoffnungen, die er damit verband, setzte sich aufrechter hin und sagte: „Du hast erwähnt, daß dein Vater früher viele Gäste in Eremitage hatte und du es ihm gleichtun willst.“
Martin zog die Brauen hoch, warf Helen einen Blick zu und fragte: „Na und?“
„Warum machen wir dann aus unserer Hochzeit nicht die erste Gelegenheit, um wieder Gäste im neuen Glanz des renovierten Hauses zu empfangen?“
Einige Augenblicke lang war nur das Trappeln der Pferdehufe und das Rumpeln der Wagenräder zu hören. Dann
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