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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Kürzeren ziehen würde.
    „Himmelherrgott-steh-uns-bei“, rasselte Josefine wie in einem einzigen Wort herunter. Was würde den Rothans daran hindern, wenn er einmal durch die Tür hereingekommen war, das gesamte Mobiliar auseinanderzunehmen und in seinem rasenden Wutanfall zusätzlich beide hilflose Frauen zu verprügeln?
    Sie hörte Herrn Adlam irgendwelche Worte murmeln und gleich darauf flog der Kopf des Rothans mit einem heftigen Ruck in den Nacken – als hätte eine unsichtbare Faust ihm ins Gesicht geschlagen. Der rothaarige Bauer stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Überraschung und Schmerz lag. Seine mächtige Faust stockte mitten im Schlag und der Arm fiel im nächsten Moment kraftlos herunter. Katharina im Flur hinter ihr gab einen kurzen, erstickten Laut von sich und beschleunigte hörbar ihre mühevollen Schritte. Sekunden darauf kam sie vor Anstrengung keuchend neben Josefine an der Balustrade an.
    Josefine zwang sich, der Szene dort unten weiter zuzusehen. Einen Augenblick lang konnte ihr Gehirn nicht verarbeiten, dass sich auf unheimliche Weise anscheinend der Spieß umgedreht hatte. Ihr kurzfristig entwickelter Plan, Katharina und sich selbst möglichst schnell wieder ins Krankenzimmer zu retten und dort die Tür zu verrammeln, blockierte scheinbar all ihre Gehirnzellen.
    „Was zum Teufel...?“ entfuhr es Katharina neben ihr.
    Der Rothans kam nicht einmal dazu, die Schwelle des Hauses zu überschreiten. Er fiel mit einem lauten Krachen auf
    seinen Hintern, auf dem oberen Treppenpodest und gab ein markerschütterndes Jaulen von sich. Blut tropfte aus seiner Nase.
    Herr Adlam stand noch an gleicher Stelle wie vorher, schien sich überhaupt nicht gerührt zu haben. Seine Lippen bewegten sich und seine Stimme war sehr, sehr leise zu vernehmen. Viele unverständliche Worte reihten sich aneinander und er starrte dabei auf den Rothans, der sich die breiten Handflächen gegen die Schläfen presste
    - das Gesicht schmerzverzerrt - und dabei heulte, wie ein getretener Hund.
     
    Was um alles in der Welt spielte sich dort unten ab?
    Der Rothans versuchte, sich aufzurappeln. Unter sichtbar großer Anstrengung gelang es ihm beinah, sich in die Hocke zu hieven, doch seine Beine gaben unter ihm nach, während ihm das Blut auf das schmutzige Arbeitshemd tropfte. Wie ein völlig Betrunkener wirkte er, torkelnd, bar jeden Gleichgewichtsgefühls, nicht mehr in der Lage, sein eigenes Gewicht zu tragen.
    „Was geht da vor sich?“ murmelte Katharina fassungslos.
    Josefine stellte sich genau dieselbe Frage, konnte nicht begreifen, was sich da gerade vor ihren Augen abspielte.
    Dem Rothans, der wieder auf der kalten Steintreppe saß und dessen eben noch hochrotes Gesicht plötzlich totenbleich geworden war, hob den Kopf mühevoll ein wenig an, um Robert Adlam, der noch immer regungslos vor ihm stand und einzig und allein die Lippen bewegte, anzusehen. Aus den geweiteten Augen des hünenhaften Bauern sprach stummes Entsetzen, während sich die Vorderseite seines Hemdes durch das aus der Nase tropfende Blut tiefrot färbte.
    Ein weiterer Versuch, wieder auf die Beine zu gelangen, misslang dem Bauern. Er glitt abermals aus, knallte mit dem Steißbein auf die Erde und verlor dann völlig das Gleichgewicht. Sein Oberkörper sackte kraftlos in sich zusammen und sein Hintern rutschte die oberste Treppenstufe hinab.
    Somit verschwand er aus Josefines Blickfeld, die nun nur noch die durchdringenden, kaum als menschlich zu identifizierenden Schmerzenslaute des Rothans draußen auf der Treppe wahrnahm. Dieses Jammern ging ihr durch Mark und Bein. Es passte so ganz und gar nicht zu dem großen, starken Mann, der sich ihnen eben noch präsentiert hatte.
    Robert Adlam riss plötzlich heftig den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Es wirkte auf Josefine, als müsse er mit aller Kraft etwas unterbrechen, was ihm ansonsten außer Kontrolle geraten würde.
    Katharina schlug humpelnd den Weg zur Treppe ein, die ins Erdgeschoß führte, und stützte sich dabei mit beiden Händen auf das Geländer der Galerie ab. Herr Adlam stand eine Weile, das Gesicht zur Decke gewandt, mit geschlossenen Augen da. Die qualvollen Schmerzenslaute des Rothans schwollen ab und es wurde still dort draußen, vor der Tür. Nur noch das Singen der Vögel aus dem Garten war zu hören. Die Schatten der Blätter einiger in Haustürnähe stehender Bäume tanzten über das Treppenpodest.
    Erst jetzt fiel es Josefine auf, dass sie am ganzen Körper

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