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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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zitterte, so, als sei es eiskalt im Hausflur – obwohl die
    Raumluft sich in Wahrheit eher erwärmt zu haben schien. Jedes Härchen am Körper hatte sich bei ihr aufgestellt. Etwas lag in der Luft, das sie bis in ihr Innerstes hinein erschauern ließ. Sie konnte es nicht beschreiben, nicht erfassen. Sie konnte es nur spüren.
    Josefine beobachtete, wie Herr Adlam seinen Kopf wieder senkte und durch die geöffnete Tür nach draußen schaute. Seine Lippen hatten aufgehört sich zu bewegen, er war still geworden.
    Katharina hangelte sich inzwischen mit beiden Händen fest am Geländer die Treppenstufen hinab.
    Das Zimmermädchen seinerseits war froh, die sichere Entfernung zu der Szene, die sich im unteren Flur vor ihren Augen abspielte, beibehalten zu können. Etwas war hier ganz und gar nicht geheuer, das musste sogar sie als eigentlich absolut nicht abergläubische Person zugeben. Und deshalb schien ihr der gegebene Sicherheitsabstand von einer Etage angemessen zu sein.
    „ Bastard! “ erklang die keuchende Stimme des Rothans plötzlich von draußen. Der Bauer lebte also noch, jedoch war ihm hörbar die Puste ausgegangen.
    „ Lass dich nie wieder hier blicken “, entgegnete ihm Herr Adlam in einem bitterbösen Tonfall, der im Falle eines
    Widerspruchs furchtbare Konsequenzen verhieß. „ Und halte dich von Katharina fern. “
    „ Bastard! “ hörte Josefine den Rothans weiter fluchen, doch die Stimme des Bauern klang kraftlos, nicht so, als sei er in der Lage, sich noch einmal aufzurappeln. „ Man hat der Familie ein Adlam ein Kuckucksei ins Nest gelegt! “
    Robert Adlam griff die schwere Tür mit beiden Händen und schlug sie mit einer ruckartigen Bewegung dem Rothans vor der Nase zu.
    Katharina hatte inzwischen die untersten Treppenstufen erreicht und er wandte sich nach ihr um, als er ihre humpelnden Schritte hinter sich wahrnahm.
    „Robert... was... was hast du getan?“ fragte sie mit demselben Entsetzen in der Stimme, das Josefine in sich spürte.
    Sein Blick glitt von Katharina zur Galerie hinauf und die schwarzen Augen erfassten Josefine, die wie erstarrt stand und sich nicht abwenden konnte.
    Zum ersten Mal, seit sie in diesem Haus arbeitete, verspürte sie Angst vor ihm. Angst davor, was hinter diesen Augen lag und was er mit ihnen zu tun vermochte....
    Er sah Josefine nur für wenige Sekunden an und drehte den Kopf sogleich wieder zu Katharina, die, im unteren Flur angekommen, mit langsamen, beschwerlichen Schritten auf ihn zukam.
    Der Moment, als die schwarzen Augen den kurzfristigen Fixpunkt in Josefines Gesicht aufgaben, war ein Moment der Erleichterung für sie.
    „Was hast du getan?“ wiederholte Katharina dort unten ihre Frage und blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen. Auch sie, die ihm erheblich näher gekommen war, als Josefine, schien instinktiv noch einen gewissen Abstand zu ihm einhalten zu wollen.
    Herr Adlam ging auf Katharinas Frage nicht ein.
    „Katharina, ich habe dir geraten, auf alle Fälle im Bett zu bleiben“, mahnte er sie. Doch der Tonfall, in dem er dies sagte, war leer; weder sorgenvoll noch wütend. Es schien, als ob das gerade Geschehene seine gesamte Gefühlswelt noch vollkommen absorbiert hielt.
    „Den ganzen Ärger habe doch ich heraufbeschworen“, entgegnete ihm Katharina ernst. „Wie kann ich da ruhig im Bett liegenbleiben und abwarten, wie du damit fertig wirst?“
    „Die Sache ist erledigt“, erwiderte ihr Robert Adlam. „Und du solltest wieder ins Bett gehen.“
    Die Wahrheit
    Vielleicht habe ich die Sekunde, in der der Rothans vor meiner Haustür erscheinen würde, deshalb so sehr herbeigesehnt, weil ich zumindest in dieser Angelegenheit einen festen Entschluss gefasst hatte: Ich wollte ihn spüren lassen, was es heißt, völlig hilflos den Aggressionen eines anderen Menschen gegenüber zu stehen und sich nicht gegen die Prügel wehren zu können, die einem der andere zufügt.
    Jedoch kam die Kraft, dies zu tun, nicht mehr nur aus mir selbst, sondern ich habe mich abermals der alten Waffen bedient. Der Waffen des dunklen Priesters.
    Es ist wie eine Lawine, die nicht mehr zu stoppen ist. Immer größere Stücke meiner Seele reißt sie mit sich hinunter in den Abgrund, und die Hemmungen, die alte Sprache zu reden und sich ihrer magischen Eigenschaften zu bedienen, fallen immer mehr von mir ab.
    Vielleicht wird es mir gelingen, die Kontrolle über mein Handeln zu behalten, mich trotz allem nicht von den von mir herbei beschworenen Mächten

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