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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Schriftrolle?“ fragte ich.
    „Damals, vor nunmehr zehneinhalb Jahren“, erwiderte er, „hast du mir die Schriftrolle gestohlen und jedes Wort dieses Unsinns geglaubt, der auf ihr niedergeschrieben war.“
    „Moment“, sagte ich und hockte mich vor ihm hin, um ihn ansehen zu können. „Du hast den Unsinn, wie du ihn nennst, doch selbst geglaubt.“
    Er lachte kurz auf. Es klang wie ein raues Hüsteln. „Der Verleumder?“ fragte er. „Die Menschheit haben sie verraten, dem ärgsten Feind gedient? Was denkst du, sind das für Worte?“ Er stieß ein weiteres, kurzes Lachen aus: „Die Worte eines mittelalterlichen Inquisitors!“
    Er warf die zerquetschte Margerite vor sich ins Gras, wo noch tausende andere blühten.
    Ich fragte ihn: „Hast du von Anfang gewusst, dass ich die Schriftrolle damals heimlich gelesen habe?“
    Er nickte nur stumm.
„Dieser Unsinn, der auf der
    Schriftrolle stand, war offensichtlich sehr viel wert für dich“, stellte ich fest, „Und da hätte ich nicht an sie glauben sollen?“
    Er wies mit der rechten Hand auf das Gras vor sich. An seinen Fingern klebte das grüne Blut der Margerite. „Setz dich“, wies er mich an.
    Ich erhob mich abrupt aus meiner Hockstellung und ging die wenigen Schritte zu meinem Pferd hinüber. Ich hörte als Antwort auf diese Befehlsverweigerung sein verächtliches Schnauben hinter meinem Rücken. Nach kurzer Zeit erklang seine tiefe, ruhige Stimme wieder. „Es ist kaum zu glauben, dass du genauso dumm und abergläubisch sein kannst, wie die anderen.“
    Ich strich meinem Pferd mit der Rechten über den schwarzen, glatten Hals. Mir war klar, dass er mich durch seine beleidigenden Worte provozieren wollte. Also blieb ich ruhig und blickte mich erst nach einer Weile wieder zu ihm um. Er hielt den Kopf leicht gesenkt und betrachtete eine neu gepflückte Margerite, deren Stängel er zwischen Zeigefinger und Daumen hin und her rollte.
    „Wo“, fragte ich ihn, „endet bei dir die Wahrheit – und fängt der Aberglaube an?“
    Er blickte auf. In seinem kantigen Gesicht erschien ein breites Lächeln. „Glaubst du an den Teufel?“ stellte er eine Gegenfrage in belustigtem Ton.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte sein Lächelnl „Sicher“, sagte ich, „er sitzt doch vor mir.“
    Der Priester wiegte leicht den Kopf hin und her, ohne sein Lächeln zu verlieren. „Nun ja, das ist wohl zu viel der Ehre.“
    „Da hast du wohl recht“, erwiderte ich ihm. „Wahrscheinlich hätte er wohl im Moment besseres zu tun, als hier müßig herumzusitzen und ein Gespräch mit mir zu führen.“
    Er straffte seinen Oberkörper, während er zu mir hochblickte. „Du glaubst an ihn, nicht wahr? Zumindest hast du damals an ihn geglaubt.“
    Ich blickte ihn nur schweigend an. Es war schwer, zu sagen, woran ich zurzeit glaubte. Und noch schwerer, meinen damaligen Glaube nachzuvollziehen.
    „Sie glauben allesamt an den Teufel“, fuhr der Priester nach einer Weile fort. Das breite Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. „Unsere lieben Brüder.“ Er zerdrückte auch die neue Margerite in seiner Hand, zwischen dem starken Daumen und dem Mittelfinger. „Ich selbst habe ihn nie erwähnt, mit keinem Wort. Und trotzdem gehen sie davon aus, dass meine Macht dem Satan zuzuschreiben ist. Und dass wir in der alten Sprache, die sie nicht verstehen, zu ihm beten.“
    „Die Christen kennen nun einmal nur zwei starke Mächte: Gott und Teufel“, sagte ich. „“Und Pfarrer Brechts hat in seiner Kirche schon die göttliche Macht für sich reserviert. Also bleibt für uns nicht mehr die große Auswahl übrig.“
    „Habe ich deines Wissens jemals den Teufel angerufen?“ fragte er mit hoch erhobenen, buschigen Brauen.
    Ich musste einige Sekunden überlegen, ohne dass die Antwort, die mir schon im ersten Augenblick auf der Zunge lag, sich dabei geändert hätte. „Ich weiß es nicht. - Die Bezeichnungen in der alten Sprache sind immer zu mehrdeutig, um präzise Schlüsse daraus zu ziehen.“
    Er nickte bedächtig. „Dann kommen wir noch einmal darauf zurück, was du gerade eben gesagt hast: Die Christen kennen nur zwei starke Mächte: Gott und Teufel. Damit hast du vollkommen Recht. Und nicht nur meine guten Helfer sind in diese christliche Welt hineingeboren und von Kindesbeinen an von Eltern und Pfarrern mit frommen Sprüchen über Gut und Böse, Gott und Teufel gefüttert worden. Auch unser Herr Inquisitor, der die alte Schriftrolle verfasst hat, die

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