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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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sich zu seinen Füßen ins Gras zu setzen.
    „Der Rothans ist es also, den dein Vater ausgesucht hat“, sagte er und sein Blick war gekränkt, mit einer Spur von Zorn. „Du hast mir immer erzählt, du gehst deinen eigenen Weg. Niemals so fügsam und demütig, wie deine dummen Schwestern.“
    „Ach so“, seufzte Katharina. „Du weißt es also schon. Eigentlich wollte ich es dir selbst sagen.“
    „Einige Dinge sprechen sich sehr schnell herum. Besonders, wenn der größte Bauer im Umkreis endlich handelseinig geworden ist und sich eine junge, hübsche Braut erkauft hat.“
    „Sag doch bitte nicht, er hätte mich gekauft. Es ist einfach so, dass es mir beim Rothans an nichts fehlen wird, dass für mich gesorgt ist. Mein Vater hat mir einen guten, fleißigen Mann vorgeschlagen und ich bin einverstanden mit seiner Wahl.“
    Robert schaute ihr prüfend ins Gesicht mit einem Blick, der ihr einen kleinen Schauer verursachte.
    „Alles, was du mir beigebracht hast“, begann Katharina nun, ihre eigenen, neuen Vorstellungen darzulegen, „wird doch nicht verloren gehen. Es ist doch ein großer Vorteil für meine Kinder, wenn ich sie später unterrichten kann. Ich kann mit ihnen gemeinsam die Bücher lesen, die du mir geschenkt hast. Und sie werden sehr gut rechnen lernen, und ich werde ihnen von den Naturgesetzen erzählen und von der Geschichte Europas, den Kaisern und den Kriegen. Vielleicht wird eine meiner Töchter irgendwann mal eine Lehrerin, und einer meiner Söhne schafft es, Kaufmann zu werden, oder sogar Forscher. Ich wäre darüber sehr glücklich. Und du sicher auch.“
    Robert schüttelte kräftig den Kopf.
    „Nein, Katharina, die Kinder des Rothans werden weder Lehrer, noch Forscher. Er ist ein Mann, für den nur die Arbeit mit den Händen zählt, hier in Scarheim, auf dem Feld. Seine Kinder werden kaum einmal eine Schule von innen sehen, er selbst kann gerade seinen eigenen Namen schreiben. Er wird jedes Buch verbrennen, das er bei dir findet. Denn Bildung ist nach seiner Meinung Gift für die Seele. Und wenn er bemerkt, dass du viel mehr weißt als er, dann wirst du erst recht unter ihm und seinen Fäusten zu leiden haben.“
    Katharina sah, dass es ihm sehr ernst war, mit dem, was er sagte. Aber sie verstand seine Befürchtungen nicht. Der Rothans war doch ein freundlicher, offener Mann, soweit sie ihn kannte. Und ihr Vater würde sie doch niemals jemandem anvertrauen, der dermaßen engstirnig oder sogar in irgendeiner Weise brutal war. Sie runzelte deshalb skeptisch die Stirn.
    „Du solltest ihn nicht so schlecht machen, nur, weil du meinst, dass ich vielleicht als Bäuerin ein Leben führen muss, das mir nicht angemessen ist Das ist nicht gerecht. Der Rothans ist ein guter Mann und an seiner Seite werde ich bestimmt glücklicher, als als altjüngferliche Lehrerin.“
    Robert seufzte leise, wandte sich ab und starrte wieder auf den Fluss hinaus. Es dauerte eine Weile, bis er ihr antwortete, mit nachdenklicher Stimme, ohne sie anzusehen.
    „Ich weiß genau: Das Leben mit diesem Mann wird ganz anders werden, als du es dir heute ausmalst. Wenn du den nun gewählten Weg weitergehst, dann wird dir in dieser Ehe eine harte Prüfung bevorstehen. Du hast ein besseres Leben verdient.“
    Katharina wusste, Robert würde zumindest in diesem Fall nicht Recht behalten. Denn seine Abneigung gegen den Rothans war ganz offensichtlich darauf begründet, dass Robert die einfache Natur dieses Mannes völlig verkannte. Der Rothans war eben ein Mensch, der mehr von Rindviechern verstand, als von edlen Vollblütern. Robert verwechselte die ihm völlig fremde Mentalität des Bauern mit Oberflächlichkeit oder gar mit versteckter Bösartigkeit.
    „Du wirst schon sehen, dass du diesmal Unrecht hast“, beharrte Katharina deshalb auf ihrer Meinung. „Ich werde meinen Mann lieben, und die Kinder, die wir bekommen werden. Eine glückliche Familie - das ist es, wovon ich träume und was ich wirklich will. Als Lehrerin hätte mir sicher eher die harte Prüfung bevorgestanden, von der du redest. Ich wäre für immer allein geblieben. Eine züchtige, strenge Dame, wie man die Lehrerinnen kennt. Ja, das wäre ein wirklich hartes Leben für mich.“
    Roberts Augen blitzten sie plötzlich an. „Vielleicht hätte ich dich dann zu meiner Frau genommen! Vielleicht wärst du eine sehr gebildete Frau geworden, die es nicht nötig hat, mit der Forke im Kuhmist zu stochern! Vielleicht wären deine geliebten Kinder dann auch meine

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