Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
möglich“, warf er ein, „wenn der Charakter immer gleich bleibt.“
„Ich glaube, dass die Menschen sich nur nach außen hin verändern“, sagte Diane. „Das innerste Wesen bleibt immer gleich. Die Sterne können Auskunft geben über diese unveränderlichen Merkmale. Ihre Kraft wirkt sich lebenslang auf die Menschen aus.“
„Ach - “, meinte er, und Diane glaubte, aus seinem Tonfall eine Spur von Geringschätzung herauszulesen. „Sie sind also eine Anhängerin der Astrologie...“
Diane hob entschlossen das Kinn an.
„Ich habe erstaunliche Erfahrungen mit der Astrologie gemacht. Die Sterne haben mir vieles verraten über die Menschen um mich herum. Und auch über mich selbst.“
Sein Gesichtsausdruck verriet Zweifel.
„Sie können den Fehler begehen, und Ihr Leben nach dem ausrichten, was Sie für die Wahrheit über sich selbst halten. In dem Moment, wo Sie der vermeintlichen Vorsehung glauben, nehmen Sie sich selbst die Möglichkeit, von sich aus einen anderen Weg zu wählen.“
„Hatte ich denn vorher die Wahl, bevor ich von meiner Vorsehung erfuhr?“ fragte sie ihn.
„Man hat immer die Wahl“, sagte er, ohne das geringste Zögern. „Man kann mitten auf dem Weg umkehren und in die entgegengesetzte Richtung laufen.“ Er machte eine kleine Pause, fuhr dann mit einem kleinen Lächeln fort: „Auch dann, wenn sämtliche Himmelskörper sich über eine solche Aufsässigkeit empören.“
„Wie intensiv haben Sie sich mit der Astrologie und der Schicksalsdeutung beschäftigt?“ erkundigte Diane sich daraufhin.
Er senkte den Kopf ein wenig, nahm für einen kurzen Moment seinen Blick von ihr, um sie nach wenigen Sekunden schließlich doch wieder anzusehen.
„Ich hatte vor einigen Jahren einen versierten Lehrmeister in diesem Bereich“, sagte er in verhaltenem Ton. „Er war davon überzeugt, dass ich in meinem Leben eine Aufgabe zu erfüllen habe, die mir vom Schicksal vorgegeben ist.“
Gespannt lehnte Diane sich in ihrem Sessel wieder vor, sah ihn aus weit geöffneten Augen an.
Er fuhr fort: „Aber ich habe mich bewusst gegen diese sogenannte Vorbestimmung gerichtet. Und nichts, was angeblich in meinen Sternen stand, ist jemals eingetroffen.“
Diane fand diese Information mehr als spannend. Leider blieb Herr Adlam mit den wenigen Sätzen, die er darüber verlor, nur an der Oberfläche der Dinge und schien nicht den geringsten Wunsch zu verspüren, seine Äußerungen weiter auszuführen. Es half auch nichts, dass sie ihn betont erwartungsvoll anblickte. Schließlich, als er weiter beharrlich schwieg, entschloss sie sich, eine direkte Frage zu der Angelegenheit zu stellen.
„Wie sollte diese Aufgabe aussehen, die Ihnen vom Schicksal vorgegeben war?“ Herr Adlam antwortete mit einem entschiedenen Kopfschütteln.
„Nein, Diane. Mir war überhaupt nichts vorgegeben. Mein Schicksal bin ich selbst. Und auch Sie sollten schlau genug sein, um niemals einem Phantom zu folgen.“
Sie war mit seinen Worten nicht einverstanden. Es gab keine Phantome in ihrem Leben. Sie war keine Träumerin, hatte ihre handfesten, reellen Vorstellungen.
„Die Astrologie ist eine Wissenschaft“, erklärte sie fest. „Es handelt sich dabei nicht um bloße Hirngespinste.“
„Definieren Sie es, wie Sie wollen“, sagte er. „Ich will dieser Lehre nicht ihren Wahrheitsgehalt absprechen, weil ich viel zu oft selbst erfahren habe, wie sehr die Zukunft von äußeren Einflüssen abhängt, die unbeherrschbar erscheinen. Manche Wege führen unabwendbar ins Verderben – aber man hat immer die Chance, eine andere Richtung einzuschlagen und so sein Schicksal zu ändern. Obwohl die meisten Menschen dazu neigen, sich durch nichts aus ihrer festen Bahn werfen zu lassen.“
Diane war nun wieder etwas besänftigt. Er hielt ihr liebstes Steckenpferd offensichtlich doch nicht für bloße Phantasterei. Und ob es nicht doch Möglichkeiten gab, einem vorgegebenen Schicksal zu entrinnen, diese Frage lag ihr selbst schon seit langem auf dem Herzen. Doch konnte sie nun dem Drang nicht widerstehen, ihren Gesprächspartner ein wenig zu reizen.
„Sie sagten, dass Sie selbst eine solche feste Bahn verlassen haben und dass Vorhersagen über Ihre Zukunft deshalb nicht eingetroffen sind. Aber das letzte Wort ist doch noch nicht gesprochen. Woher wollen Sie wissen, dass Sie das Schicksal nicht doch noch einholt?“
„Ich habe noch immer meinen eigenen Willen“, erwiderte er, ohne auch nur einen Augenblick lang zu
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