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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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ihre Schwester einquartiert war. Sie hatte gesehen, hinter welcher Tür Herr Adlam vorhin verschwunden war, und an genau diese klopfte sie an.
    „Ja“, hörte sie ihn sagen.
    Diane trat ohne zu zögern ein. Es war ein Büro mit edlen, aber schmucklosen Möbeln, deren polierte Oberflächen glänzten. Auf dem Schreibtisch, hinter dem Robert Adlam saß und zur ihr herüberblickte, lagen einige ordentliche Stapel Papier und zwei Bücher mit Ledereinband. Sie blieb an der Tür stehen und sah sich unverhohlen um. „Unsere letzte Begegnung, vor einigen Jahren“, sagte sie und entgegnete seinem eindringlichen Blick mit selbstbewusst erhobenem Kopf, „ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben. Ich habe einen sehr angenehmen Abend in Ihrem Haus verbracht.“
    Sie spürte deutlich die starke Aura, die ihn umgab, fast wie etwas Greifbares. Sein Gesicht war ganz ruhig, seine Augen bewegten sich nicht, fixierten sie. Kein Anhaltspunkt, was in diesem Kopf vor sich ging, kein Mienenspiel. Er stand nicht auf, wie es die Höflichkeit schon bei ihrem Eintreten geboten hätte, bot ihr nicht einmal an, sich zu setzen, sondern schwieg weiter und beobachtete sie.
    „Ich war damals kaum älter, als Anna“, erklärte sie ihm weiter und bemerkte selbst, dass ihre Stimme an Sicherheit verlor. „Und heute gilt mein Besuch weniger den Pferden, als vielmehr Ihnen. Denn ich muss zugeben, dass ich in den Jahren, die seit unserer letzten Begegnung vergangen sind, mehr als nur einen Gedanken an Sie verschwendet habe. Obwohl Sie mir offensichtlich nicht dieselbe Ehre zukommen lassen.“
    Der Ausdruck seines Gesichts hatte sich bei diesem freien Geständnis Dianes nicht verändert. Er zeigte keiner Überraschung, und auch nicht den von Diane im tiefsten Inneren ängstlich erwarteten Spott.
    „Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu kränken“, sagte er. „Sie haben sich für Ihren Besuch nicht eben einen günstigen Tag ausgesucht.“
    „Das tut mir leid“, entschuldigte Diane sich mit ehrlichem Bedauern, fügte aber gleich darauf die Frage an: „Stört es Sie sehr, wenn ich noch eine Weile hier bleibe?“
    „Es stört mich“, sagte er, ohne zu zögern. „Aber nicht sehr.“
    Diane schenkte ihm daraufhin, etwas aufgemuntert, ein bewusst warmes Lächeln.
    „Ihre Herzlichkeit ist bemerkenswert.“
    Dass er ihr Lächeln, obwohl mit einiger Zurückhaltung, erwiderte, zeigte ihr, dass sie ihm wirklich nicht so sehr unwillkommen war. Er wies mit einer flüchtigen Geste auf einen bereitstehenden Stuhl, doch Diane ignorierte dieses Angebot, Platz zu nehmen. Sie ging auf ihn zu, bis sich nur noch der Schreibtisch zwischen ihnen befand. Während sie sich durch das Zimmer bewegte, ließ sie ihn für keinen Moment aus den Augen, obwohl es nicht leicht fiel, seinem eindringlichen Blick standzuhalten.
    „Existiert in Ihrem Leben eigentlich irgendein Mensch“, fragte sie ihn unverblümt, „den Sie näher an sich heran lassen, als auf Armeslänge?“
    „Jeder kann so nah herankommen, wie er will“, erwiderte er ihr ernst. „Voraussetzung ist eine gewisse Zähigkeit.“
    Diane amüsierte diese Antwort, jedoch konnte sie nicht erkennen, ob sie wirklich als Scherz gemeint war.
    „Ich kann sehr zäh sein“, teilte sie ihm in spielerischer Ernsthaftigkeit mit. Ein angenehmes Kribbeln lief über ihre Haut, als er von sich aus den ohnehin recht geringen Abstand zwischen ihnen verkleinerte, indem er noch ein wenig näher an den zwischen ihnen stehenden
    Schreibtisch herantrat.
    „Was glauben Sie, auf diese Weise gewinnen zu können?“ fragte Herr Adlam sie in gedämpftem Ton, der mit einem Mal erstaunlich vertraulich klang.
    „Vielleicht eine ganz neue Welt“, schlug Diane mit ebenso leiser Stimme vor. „Jeder Mensch ist doch für sich ein eigenes Universum. Und wer weiß,“, fuhr sie fort, „vielleicht werde ich Sie nach einer Weile gar nicht mehr stören.“
    „Ich bin heute kein sonderlich angenehmer Gesellschafter“, war seine Antwort, die beinah schon entschuldigend klang. „Vielleicht werde ich nach einer Weile Sie stören.“
    „Wenn man einen schlechten Tag erwischt hat“, sagte Diane, „dann könnte es ein gutes Rezept sein, die Arbeit einfach ruhen zu lassen und sich ein wenig zu entspannen.“
    Sie warf einen kurzen Blick hinunter auf den Schreibtisch, wo sein Schreibzeug griffbereit lag. Mit einer raschen Handbewegung schob er daraufhin stumm die Arbeitssachen beiseite. Diane war etwas überrascht von seiner spontanen, wortlosen

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