Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
überlegen.
„Und der ist unbezwingbar?“ fragte Diane ungeniert weiter.
„Was denken Sie?“ fragte er zurück. „Ich hatte mir für heute Abend vorgenommen, einige wichtige Arbeiten zu erledigen. Und nun sitze ich hier mit Ihnen und diskutiere über das Schicksal.“
Diane lachte. „Also, ich kann mich nicht darüber beklagen. Mein Wille hat sich immerhin durchgesetzt.“
„Es gibt sicher Situationen“, meinte er und wieder erschien ein verhaltenes Lächeln auf seinen Lippen, „da fällt es verhältnismäßig leicht, nachzugeben.“
Sie legte den Kopf ein wenig schief, zog die Augenbrauen hoch.
„Womit habe ich diese plötzliche Liebenswürdigkeit verdient?“ erkundigte sie sich schmunzelnd.
Er gab ihr keine Antwort. Das stille Lächeln wich langsam wieder aus seinem Gesicht.
Unter seinem ernsten Blick fühlte Diane ihren Pulsschlag steigen. Sie war es nicht gewohnt, ihre Gefühlswelt in einer derartigen Unordnung vorzufinden. Die heftige Reaktion ihres Körpers bewirkte in ihrem Kopf einige Verwirrung. So schwieg auch sie, bemüht, ihre Nervosität vor ihm zu verbergen und ihm mit erzwungener Ruhe in die Augen zu blicken.
Draußen war die Sonne bereits am Horizont verschwunden, im Zimmer herrschte ein dämmriges Halbdunkel. Die Atmosphäre war intimer, als sie zwischen zwei Fremden hätte sein dürfen. Und auch in seinem Gesicht glaubte sie lesen zu können, dass er die Besonderheit dieses Augenblicks ihrer Begegnung wahrnahm.
Sie hatte sich ihm noch vor einigen Minuten geradezu aufdrängen müssen, nun schien es so zu sein, dass ihre Hartnäckigkeit ihren Lohn finden konnte. Warum also sollte sie nicht noch weiter gehen, alles auf eine Karte setzen? Undamenhaftes Verhalten hatte sie schließlich bereits zur Genüge an den Tag gelegt. Und das schien ihm nicht unbedingt zu missfallen.
Schon vor dem ersten Wort aus ihrer Kehle wusste sie genau, dass sie ihre Stimme vor Nervosität nicht unter Kontrolle haben würde. Doch sie sprach trotzdem.
„Ich habe das Gefühl, dass irgendetwas mich mit aller Kraft in Ihre Richtung zieht“ gestand sie ihm. „Glauben Sie mir, es ist wirklich das erste Mal, dass ich mich so aufdringlich einem Mann gegenüber verhalte. Aber es scheint mir so, als sei unser Zusammentreffen unausweichlich.“
„Was gibt Ihnen das Gefühl?“ fragte er sie.
Mit einem leichten Zögern erklärte sie ihm: „Dass ich über Jahre hinweg ständig an den Tag denken musste, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Und jetzt, wo ich endlich wieder hierhergekommen bin, spüre ich die deutliche Gewissheit in mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“
„Was meinen die Sterne dazu?“ erkundigte er sich. Aufgrund des vorangegangenen Gesprächs hatte Diane das Gefühl, dass diese Frage eher provozierend gemeint war, obwohl seine Miene keine derartige Absicht verriet.
„Ich kann dazu nichts sagen“, erwiderte sie vorsichtig. „Denn ich müsste dafür mehr über Sie wissen.“
Ungeachtet ihrer Frage forschte er weiter nach.
„Vertrauen Sie mehr auf Ihr Gefühl,
Ihren Verstand oder auf die Sterne?“ treffen hat. Mein Verstand sagt mir, dass ich in das einengende Umfeld, in dem ich mich im Moment befinde, nicht hineingehöre. Ich finde dort keine wirklichen Gesprächspartner mehr. Aber ich weiß, dass sich in meinem Leben etwas ereignen wird, das mich völlig aus meiner Bahn reißt. Und mein Gefühl macht mir deutlich, dass ich diese Veränderung meines Lebens vielleicht bei Ihnen finden werde.“
„Alles drei gehört zusammen“, erwiderte sie. „Wissen Sie, ich hatte einen ganz besonderen Onkel, der leider schon vor vielen Jahren verstorben ist. Er sagte immer: Man sollte weder seinen Verstand, noch sein Gefühl ausschalten, wenn man eine Entscheidung zu
„Diane, Sie legen eine erstaunliche Entschlusskraft an den Tag“, stellte er fest. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Willensstärke ein Erbe Ihres Vaters ist.“
„Mein Vater schwimmt immer mit dem Strom“, stimmte Diane ihm zu. „Ich denke, dass Sie darauf anspielen. Er hat nie einen sonderlich großen Einfluss auf mich ausgeübt, auch, wenn er in der seltenen Zeit, wenn er daheim ist, immer wieder versucht, das Zepter zu ergreifen. Ich habe allerdings viel zu früh erfahren, dass kein Verlass auf ihn ist. Und dass es insgesamt besser für mich ist, wenn ich mich hauptsächlich auf mich selbst verlasse.“
„Und wie kamen Sie zu der Erkenntnis?“
Der Ausdruck seines Gesichts verriet ihr
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