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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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sind Gerüchte im Umlauf, dass Sie der letzte waren, der den Bildhauergesellen lebend gesehen hat. Und es soll ein Schuss gefallen sein, oben in seiner Kammer“, gab der Pfarrer ihm weitere Stichworte für eine Antwort.
    „Wir hatten einen kleinen privaten Streit“, erklärte Herr Adlam kurz angebunden.
    „ Herr Adlam“, beschwor der Pfarrer ihn mit gefühlsbetont bebender Stimme, „ Gott im Himmel ist Zeuge all unserer Taten, ob wir in seinem Sinne handeln, oder nicht! Sagen Sie mir, haben Sie in diesem Streit auf ihn geschossen? Oder hat er vielleicht den Schuss abgegeben?“
    „Ich habe geschossen“, gab Herr Adlam erstaunlich offen zu. „Aber nicht auf ihn, sondern in die Wand.“
    „Ist es so?“ bohrte der Pfarrer weiter. „ Beim Herrn im Himmel: Haben Sie dort in seiner Kammer versucht, ihn zu töten?“
    „Nein“, gab Herr Adlam nur zurück.
    „Bitte erzählen Sie mir, worum der Streit ging, den Sie beide hatten“, bat der Pfarrer ihn weiter, entschlossen, dem jungen Mann endlich mehr zu entlocken. „Sie wissen doch, dass ich dem Schweigegelübte unterliege. Ich möchte nur mit Ihnen darüber reden, damit Sie, falls Sie irgendeine Schuld auf sich geladen haben, die Möglichkeit bekommen, mit Gott wieder ins Reine zu kommen.“
    „Ich habe Ihnen nichts dazu zu sagen“, war die Antwort.
    Sie waren inzwischen wieder vor dem Stalltor angekommen, wo Robert Adlam ein Schlüsselbund aus seiner Jackentasche zog und das schwere Eisenschloss des Stalls öffnete. Sein schwarzes Pferd führte er in eine geräumige Box und rieb es mit einem Tuch ab. Jetzt erst fiel dem Pfarrer auf, dass das Tier schweißnass war.
    „Sie können sich doch sicher denken, dass die Polizei Sie unter Verdacht hat, oder?“ fragte der Pfarrer ungeduldig und lief dabei vor der Box nervös auf und ab. „Ich bin nur hier, weil ich mich um jedes Mitglied meiner Gemeinde sorge und weil ich mich um in Not geratene Seelen kümmern möchte. Also bitte seien Sie nicht so einsilbig zu mir, wir können doch offen reden !“
    Robert Adlam ließ das Tuch in seiner Hand auf die Erde fallen und kam zur Tür der Box, auf den Pfarrer zu. Sein Gesicht war ernst und er sah dem Pfarrer direkt in die Augen. Dieser hielt in seinem Schritt inne. „Nun hören Sie mir mal gut zu, Pfarrer Brechts“, sagte der junge Mann mit fester Stimme zu dem Geistlichen. „Sie mögen sich noch so sehr vorgenommen haben, im Namen Gottes gut und gerecht zu sein: Diesmal ist Ihnen das wohl kaum gelungen. Sie kommen zu mir in dem Glauben, ich hätte Ihnen einen Mord zu gestehen. Was immer ich Ihnen Gegenteiliges zu sagen habe, werden Sie in Ihrer Voreingenommenheit wohl kaum akzeptieren. Also spare ich mir lieber die Energie, mit Ihnen zu reden.“
    Pfarrer Brechts war im ersten Moment gekränkt über diese Worte. Man machte seinem Pfarrer keine Vorhaltungen, unterstellte ihm kein fehlerhaftes Verhalten. Er war doch schließlich ein Mann Gottes. Doch nach kurzem Überlegen musste er sich selbst eingestehen, dass er wirklich fest davon ausgegangen war, den Mörder vor sich zu haben. Und nun hatte er tatsächlich nur noch ein Geständnis hören wollen und eine Erklärung für all die rätselhafte Dinge, die in Scarheim und Rubenfels vor sich gingen. Und dann wäre, nach der Beichte und Verhaftung des Verursachers, endlich wieder Frieden in seine Gemeinde eingekehrt, so schlimm es auch sein würde, einen Mörder inmitten seiner Schäfchen aufzufinden.
    „Ich möchte Ihnen nichts Böses unterstellen“, sagte der Pfarrer und wich Robert Adlams intensivem Blick aus. „Bitte erzählen Sie mir einfach, was Sie wissen. Vielleicht können wir ja gemeinsam herausfinden, was hier im Dorf vor sich geht. Und wer die schreckliche Tat begangen hat.“
    „Das wiederum ist Aufgabe der Polizei“, erwiderte Herr Adlam. „ Sie sind gekommen, um mir die Beichte abzunehmen. Ich sage Ihnen aber, dass ich nichts zu beichten habe. Deshalb ist Ihre Mission hiermit erfüllt.“
    „Das ist nicht richtig“, widersprach der Pfarrer. „Ich mache mir schließlich Sorgen um das Wohl der Gemeinde, die Gott mir anvertraut hat. Ich fühle mich verpflichtet, jedes weitere Unheil von ihr abzuwenden. Und dabei sollten Sie mir helfen!“
    Robert Adlam wandte dem Blick vom Pfarrer ab, kam aus der Box heraus und schloss die Tür hinter sich.
    „Und was ist noch geschehen?“ fragte er, während er den Riegel vor die Boxtür schob.
    „Was, noch?“ Pfarrer Brechts war ein wenig

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