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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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…«
    »Gangster«, half er ihr auf die Sprünge. Eigentlich hatte sie Mafia-Mitglied sagen wollen, doch das Wort Gangster traf es im Kern auch.
    »Kevin hat mich verletzt, und das soll er büßen«, sagte sie schnell. Entschlossen streckte sie das Kinn vor.
    Lorenzo begegnete ihrem Blick mit entwaffnendem Charme. »Mmh. Warum stichst du ihm nicht von hinten ein Messer in den Rücken? Würde ich dir zutrauen.«
    Als Antwort tippte Karen sich beleidigt mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Ja, ich weiß, kein guter Gedanke.« Lorenzo gab vor, ernsthaft nachzudenken, trotzdem fühlte Karen sich von ihm veralbert.
    »Vergiss es! Ich hätte wissen müssen, dass eine Krähe der anderen kein Auge aussticht.« Missmutig stapfte sie von ihm weg, immer der Straße nach. Wie hatte sie nur jemals denken können, seine Gesellschaft wäre angenehm?
    »Kennst du das Prinzip von Anziehung und Abstoßung?«, hörte sie ihn.
    »Interessiert mich nicht.«
    In Lorenzo begann es zu brodeln. Weshalb fragte sie ihn erst, wenn sie seine Vorschläge dann doch ignorierte? Er hasste es, so behandelt zu werden.
    »Warum, verdammt noch mal, hat dein Freund dich gegen eine andere eingetauscht?!«, brüllte er in äußerst aggressivem Ton hinter ihr her.
    Karen spürte, wie sich ihre Nackenmuskulatur verkrampfte. Doch das Letzte, was ihr jetzt einfiel, war, vor ihm zu kuschen. »Neuesten Forschungen zufolge beginnt Alzheimer vor allem bei Männern südeuropäischen Typs bereits in sehr jungen Jahren.« Sie ließ bewusst eine kleine Kunstpause, damit er Zeit fand, diese bahnbrechende Mitteilung zu verdauen. Erst nachdem sich seine Augenbrauen so weit zusammengezogen hatten, dass sie nur noch eine einzige finstere Abwehrlinie auf seiner Stirn bildeten, fuhr sie fort. »Auch du scheinst bereits ein Opfer geworden zu sein. Andernfalls hättest du dich daran erinnert, dass nach Kevins Meinung mir etwas Wesentliches fehlt.«
    »Die Leidenschaft beim Sex! Ich glaub’s dem armen Kerl aufs Wort. Du bist ein kaltherziger Blaustrumpf ohne jeden Sexappeal. Wahrscheinlich liest du deine Akten sogar im Bett noch, während der arme Teufel mit dir schläft!« Aufgebracht stürmte Lorenzo an ihr vorbei, immer geradeaus. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, dass sie ihm nicht folgte. Als er sich nach ihr umdrehte, wartete sie in sicherer Entfernung auf der Straße und zeichnete mit dem Schuh Kreise in den Staub. Die roten Haare hingen ihr wie ein Vorhang nach vorn und verbargen ihr Gesicht, doch irgendetwas an ihrer Haltung stimmte nicht.
    Bebten ihre Schultern?
    Sie weinte doch nicht etwa?!
    Mamma mia, nicht schon wieder!
    »Mich klopfst du mit deinen Tränen nicht weich, meine Dame. Entweder du kommst jetzt mit mir, und zwar subito , oder unsere Wege trennen sich hier!« Die Lautstärke, mit der er sie anbrüllte, hätte jeden Offizier seiner persönlichen Leibgarde das Fürchten gelehrt.
    Sie aber neigte den Kopf nur leicht zur Seite und zeigte ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht mit den in Wasser schwimmenden Augen.
    Mitleid erregend, wie er knurrend zugeben musste.
    »Woher weißt du das mit den Akten?«, wisperte sie mit dem Unschuldsblick eines Kindes.
    Der Unterkiefer klappte Lorenzo vor Verblüffung nach unten. Tief in seinem Bauch fühlte er ein unbändiges, explosives Lachen in sich aufsteigen, das er zu unterdrücken versuchte. Weil es grob und gefühllos war. Aber er kam nicht dagegen an, sondern platzte laut heraus. Er lachte sogar noch, als sie ihm beleidigt einen kräftigen Schubs versetzte und er sich auf allen vieren im Staub wiederfand.

Sechs
    Das Ristorante Mario war von einem romantisch verwilderten Garten voll rosafarbener und blauer Blumen umgeben. Mittendrin feierte laut und feuchtfröhlich eine Großfamilie mit Mama, Papa und jeder Menge Bambini die Hochzeit einer blutjungen Schönheit mit ihrem schmalhüftigen, nicht ganz so jungen Mann. Beide sahen danach aus, als ob sie am liebsten ganz schnell das Weite suchen wollten.
    Selber schuld, schoss es Karen, die sich hinter einer dichten Buschgruppe verschanzt hatte, geringschätzig durch den Kopf. Wer heiratete denn in diesen Zeiten überhaupt noch? Doch nur Leute, die früh wieder geschieden werden wollten. Deren Beziehung nicht auf Verstand und Freundschaft basierte, sondern einzig auf Sex und Leidenschaft. Und dem törichten Wunsch nach der einzig wahren, ewigen Liebe.
    Kevin zählt nun auch zum erlauchten Kreis der Unvernünftigen.
    Ein winziger schwarzer Käfer mit roten

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