Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
Vom Netzwerk:
das rettende Schicksal in Gestalt dieser Polizeistreife an sich vorüberziehen zu lassen. Also nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, wartete auf den richtigen Moment und – biss zu.
    Mit einem Aufschrei ließ Lorenzo von ihr ab. Karen versetzte ihm einen Stoß und wand sich aus seinen Armen. Schon war sie auf den Beinen und wollte der Streife hinterherlaufen, als seine muskulösen Arme sich um ihre Beine schlangen. Mit einem überraschtem Aufschrei krachte sie der Länge nach hin.
    »Noch eine Nacht im Gefängnis überlebe ich nicht«, flüsterte neben ihr seine Stimme.
    Karen erstarrte. Sie sah, wie der Polizeiwagen anhielt und rückwärts zu ihnen zurückgerollt kam, bis sie dem freundlichen, aber wachsamen Polizisten, der am Steuer saß, direkt in die Augen sehen konnte. Er sprach einige Sätze auf Italienisch zu ihr, von denen sie außer dem Wort Signorina eigentlich nichts verstand. Doch sie reimte sich zusammen, dass er sie fragte, ob alles in Ordnung sei oder er ihr helfen könnte.
    Melde den Diebstahl. Sag ihm, dass du dich in der Gewalt eines gesuchten Verbrechers befindest. Die Stimme der Vernunft. Laut und deutlich. Unüberhörbar.
    Vielleicht ist ja sogar eine Belohnung für dich drin. Eine kleine Entschädigung für den vielen Ärger. Sei nicht dumm!
    Karen warf einen schnellen Seitenblick hinüber zu Lorenzo, der sein Gesicht unauffällig mit der Hand abschirmte und ganz blass um die Nase herum geworden war. Aus seinem Mundwinkel sickerte Blut. Karen erinnerte sich daran, dass sie sehr fest und ziemlich unkontrolliert zugebissen hatte. Was, wenn die Zunge durchgebissen war? Wäre Lorenzo dann in einem Krankenhaus nicht viel besser aufgehoben?
    Wieder redete der Beamte auf sie ein. Sein Kollege auf der Beifahrerseite machte jetzt sogar Anstalten auszusteigen und zu ihnen herüberzukommen.
    Sag ihnen die Wahrheit, beeil dich.
    Karen handelte instinktiv, als sie in gespielter Wollust ihren ohnehin schon üppigen Busen herausdrückte und die rote Mähne schüttelte. »Non interruptio, per favore, Signore carabinieri. Mi piace molto bene fare d’amore con mio amico«, improvisierte sie im besten Pigeon-Italienisch. Demonstrativ beugte sie sich über Lorenzo, bis ihre Haare geschickt sein Gesicht verbargen.
    »Keinen Ton!«, zischte sie ihm warnend ins Ohr, während sie sich abmühte, ihr rechtes Bein in gespielter Leidenschaft so um Lorenzos Körper zu schlingen, dass sie die Grenzen des Anstands nicht verletzte.
    Atemlos verfolgte sie, wie die beiden Beamten einige Worte miteinander wechselten, bevor sie in lautes Gelächter ausbrachen. Zu ihrem Glück handelte es sich offenbar um zwei Menschenfreunde, die nicht den Ehrgeiz besaßen, einem jungen Liebespaar am heiligen Sonntag die Freude an amore zu nehmen.
    »Buon giorno«, riefen sie fröhlich und winkten zum Abschied. Ohne die Lippen von Lorenzo zu lassen, hob auch Karen die Hand zum Gruß. Doch erleichtert atmete sie auf, als sich das Geräusch des Polizeiwagens in der Ferne verlor. Sofort löste sich auch Lorenzo von ihr.
    »Also im Küssen könntest du Nachhilfe vertragen.« Im nächsten Moment versetzte Karen ihm einen klatschenden Schlag mit der Hand auf den Bauch.
    »Aua!«
    »Memme!«, schimpfte sie verächtlich. »Du arroganter Idiot!« Laut aufstöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht. »Ich kann es nicht fassen! Ich bin kriminell!«
    »Du?!« Lorenzo rieb sich verblüfft den Bauch. »Ich bin doch der Gangster.«
    »Ja, eben drum. Jetzt habe ich mich der Beihilfe schuldig gemacht, weil ich dich nicht ausgeliefert habe.«
    »Da ist was dran!«
    »Logisch, dass du gleich auf den Zug aufspringst!«
    »Zug?«, fragte Lorenzo verständnislos.
    »Jetzt komm mir nicht mit Sprachproblemen«, jammerte Karen. »Warum hab ich das bloß gemacht? Ich muss verrückt geworden sein.«
    Lorenzo schwirrte der Kopf »Kannst du mir mal verraten, weshalb du dich so aufregst?! Die Gefahr ist doch längst vorbei!«
    »Für dich vielleicht. Aber ich sitze in der Tinte. Kein Auto, keine Papiere, kein Geld. Und wenn ich nicht in ein paar Tagen wieder in Düsseldorf an meinem Schreibtisch sitze, krallen sich meine Geier-Kollegen auch noch meine besten Aufträge!«
    Lorenzo sah sie einen Moment lang nachdenklich an. Ihre offensichtliche Verzweiflung rührte ihn. Behutsam strich er ihr eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ einfachheitshalber seine Hand gleich auf ihrer Wange liegen.
    Wie Samt fühlte sie sich an.
    »Danke«, sagte er leise.
    Mit einer

Weitere Kostenlose Bücher