Wer braucht denn schon Liebe
vertraut‹«, griente er sie breit an.
Karen schluchzte wild auf und trat ihm gegen das Schienbein.
»Vermutlich findest du das auch noch komisch, du Idiot! Du wüsstest ja noch nicht mal, welchen Namen du auf den Stein schreiben solltest.«
»Karen!«, sagte er arglos, während er prüfte, ob sich die Waggontür öffnen ließ. Der Zug hatte wieder an Geschwindigkeit gewonnen, und der Wind blies nun kräftig und kalt.
»Und weiter?«
»Ihre große Aufgeregtheit, nehme ich an.«
Sie zog es vor, ihn einfach zu ignorieren. »Erzähl mir was über dich«, forderte sie.
Der Wind riss nun wütend an ihren Kleidern, doch Lorenzo wurde das Gefühl nicht los, dass die Gänsehaut, die ihm über den Rücken jagte, nicht nur allein davon kam.
»Hilf mir mal, die Tür klemmt! Da drinnen ist es bestimmt wärmer als hier auf der zugigen Plattform. Du sollst dich schließlich nicht erkälten.« Lorenzo stemmte sich mit der Schulter gegen die unnachgiebige Tür. Es war kein Zufall, dass er ihr dabei den Rücken zudrehte.
»Sehr rücksichtsvoll. Doch ich würde mich erheblich besser fühlen, wenn du mir nicht ausweichen würdest«, beharrte Karen stur, während sie ihn mit verschränkten Armen dabei beobachtete, wie er sich vergeblich abmühte.
»Verdammt, Karen, was willst du von mir hören? Du hältst mich für einen Gangster, was du mir schon des Öfteren deutlich zu verstehen gegeben hast, und ich habe dir nie widersprochen. Bist du wirklich so dumm anzunehmen, dass ich dir unter diesen Umständen meinen Namen oder Einzelheiten meines Lebens nenne?«, blaffte er sie wütend an. Er hasste Lügen, und es machte für ihn dabei keinen Unterschied, nicht die volle Wahrheit zu sagen.
Für einen Moment war Karen sprachlos.
»Die Tür ist abgeschlossen«, folgerte sie, als auch Lorenzos erneuter Versuch sie zu öffnen, scheiterte.
»Mist!« Lorenzo rieb sich die schmerzende Schulter, blieb jedoch wachsam. In ihren Augen lag wieder dieser unschuldige Ausdruck, der mittlerweile höchste Alarmstufe bei ihm auslöste.
»Und was bedeutet das für uns zwei?«, fragte sie ihn mit einem offenen Lächeln.
Bei ihrem Anblick spürte Lorenzo, wie ihm warm ums Herz wurde. Er konnte sich nicht satt sehen an ihrem Haar, das der Wind wie einen Wehrhelm aus Kupfer um ihren Kopf bauschte. Unter dem dünnen Stoff ihres Kleides zeichneten sich ihre Brustwarzen ab, die sich vor Kälte aufgerichtet hatten und von denen er seinen Blick kaum losreißen konnte.
»Ich denke, wir wissen beide, dass unsere Wege sich wieder trennen werden«, antwortete er diplomatisch.
»Eigentlich meinte ich mehr, was wir jetzt machen. Mir ist kalt.« Wieder dieser unschuldige Blick.
Der Zug ratterte und rumpelte nun mit hoher Geschwindigkeit über die Gleise. Wenn Karen ihre Augen zu einem schmalen Spalt zusammenkniff, war sie sich sicher, am Horizont die ersten Ausläufer einer größeren Stadt erkennen zu können. Neapel, wie Karen vermutete, wenn sie sich den passenden Bildausschnitt der Straßenkarte ins Gedächtnis zurückrief.
Immer noch weit genug entfernt.
»Wir befinden uns gerade auf einem fahrenden Zug, der mit mindestens hundert Sachen in der Stunde durch die Landschaft rast«, erinnerte Lorenzo sie, wobei sein Blick von ihren Brüsten zu ihren Lippen hinaufwanderte, die sie sich gerade sehr genießerisch mit der Zunge befeuchtete.
»Räuberbräute lieben die Gefahr. Hast du das etwa vergessen?«, lockte sie ihn und rückte bis auf Kussnähe an ihn heran.
»Falls ja, dann nur, weil dieselbe Räuberbraut, die mich jetzt wie eine Sirene umgarnt, mich vor ein paar Minuten am liebsten gelyncht hätte.«
Wie aufs Stichwort legte der Zug sich in die Kurve. Karen schwankte und suchte nach Halt – den Lorenzo ihr bot.
Das ist sie, die Liebe, verabschiedete sich ihr Verstand.
»Hast du was dagegen, wenn ich dich ein bisschen wärme?«, hörte sie Lorenzo fragen.
»Ich bitte sogar darum«, hörte sie sich selbst ebenso entrückt antworten.
Lorenzo streifte ihren Mund mit den Lippen und knabberte ein bisschen daran herum, bis Karen kleine wohlige Laute ausstieß. Doch schnell ging er von dort zu ihren Brustwarzen über, die ihn schon die ganze Zeit über so verlockend ansahen. Durch den Stoff ihres Kleides hindurch begann er an ihnen zu saugen, bis er spürte, wie Karen vor Wonne die Knie nachgaben. Er wollte sie höher hinaufziehen, doch das gleichmäßige Rattern der Räder, die vorbeirasende Landschaft und nicht zuletzt der Reiz der Gefahr
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