Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
fragte ich, während ich auf dem Schminkstuhl Platz nahm und mein Gesicht Margarets bewährten Händen überließ.
»Nein«, antwortete Clinton neben mir. »Offenbar wurde es in letzter Minute einberufen. Und nach ihrer Miene zu schließen, kam es völlig unerwartet.«
»Das klingt nach Ärger.« Ich runzelte die Stirn, worauf Margaret missbilligend mit der Zunge schnalzte.
»Kein Grund zur Sorge«, wiegelte Clinton ab. »Deine Quoten sind erstklassig. Und wir haben ein solides Polster an landesweiter Werbung im Gepäck. Wahrscheinlich ist es irgendein Hickhack mit dem Sender. Und genau dafür ist Cassie doch da.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Außerdem habe ich jede Menge anderer Sorgen.« Ich neigte den Kopf zur Seite, während Margaret Grundierung auftrug, um die Blutergüsse abzudecken.
»Das mit Dillon tut mir wirklich leid«, sagte Clinton.
»Mir auch. Aber ich bin machtlos dagegen. Also versuche ich, einfach tapfer weiterzumachen.«
»Du klingst schon wie Althea. Tapfer weitermachen ist eigentlich eher ihr Spezialgebiet.«
»Ich war über Nacht und den ganzen Vormittag bei ihr. Vermutlich hat es abgefärbt. Jedenfalls ist es sinnlos, über etwas zu jammern, was ich nicht ändern kann.«
»Das ist eine lobenswerte Einstellung, aber für mich persönlich ist Rache immer noch die befriedigendere Alternative.« In seinem Lächeln lag eine Spur Boshaftigkeit, und ich ertappte mich dabei, dass ich ebenfalls grinste.
»Was hast du im Sinn?«
Sein Grinsen wurde noch breiter. »Na ja« – er beugte sich vor und senkte verschwörerisch die Stimme – »rein zufällig besitzt Miss Merreck einen großen Anteil am Mardi Gras.«
Einmal im Monat brachten wir einen Beitrag über die Eröffnung eines neuen Restaurants in der Stadt. Manchmal, wenn uns das Restaurant gefiel, luden wir den Küchenchef ein und ließen ihn eines seiner Lieblingsgerichte zubereiten. Wenn wir nicht so begeistert waren, gesellte sich Clinton zu mir, und wir kochten gemeinsam etwas Leckeres, während wir darüber diskutierten, weshalb das Restaurant in unseren Augen durchfiel.
In diesem Monat stand das Mardi Gras auf dem Programm. Und die Kritik fiel nicht positiv aus.
»Wo um alles in der Welt hast du das denn aufgeschnappt?«
Er zuckte die Achseln und breitete mit Unschuldsmiene die Hände aus. »Blanke Neugier.«
»Komm schon, gib’s zu, du hast gesucht, bis du etwas Schmutziges gefunden hast.«
»Und einen Volltreffer gelandet habe.« Clinton nickte mit einem selbstgefälligen Grinsen.
»Bist du sicher?«
»Absolut. Letzte Woche war ich mit einem alten Freund essen. Er hat den Job als Souschef im Mardi Gras nicht bekommen und war ziemlich frustriert deswegen. Und dabei kamen wir auf Diana zu sprechen. Also habe ich ihn heute Morgen noch mal angerufen, um ganz sicher zu sein. Und es stimmt hundertprozentig. Offenbar hat Diana ein kleines Vermögen in den Laden investiert. Aber, was noch viel besser ist, sie rührt in aller Öffentlichkeit die Werbetrommel dafür. Was heißt, wenn der Laden den Bach runtergeht, kleben ihr die Tomaten in ihrem hübsch zurechtgezurrten Plastikgesicht.«
»Ich muss zugeben, die Idee ist verführerisch, aber …«
»Aber was ? Damit hast du sie genau dort, wo du sie haben willst – das ist absolut perfekt.«
Seufzend versuchte ich, Klarheit in meine wirren Gedanken zu bringen. Im Grunde meines Herzens war ich nicht rachsüchtig, aber das Restaurant taugte tatsächlich nichts. Was konnte es also schaden, den Dolch in der Wunde noch einmal umzudrehen? »Du schreibst mir mehr Macht zu, als ich in Wahrheit habe.«
»Kann sein, trotzdem schauen sich eine Menge Leute die Sendung an. Und, was noch viel wichtiger ist, unsere Kritiken werden oft von den lokalen Printmedien übernommen. Was bedeutet, dass sich der Verriss herumsprechen wird.«
»Und das Restaurant ist wirklich mies. Also lügen wir noch nicht einmal.«
»Definitiv nicht. Aber wer kann uns einen Vorwurf daraus machen, wenn wir ein klein wenig dicker auftragen als unbedingt nötig? Klaut dir den Freund, dieses elende Miststück!« Angewidert rümpfte er die Nase.
»Ich hasse sie.« Und – in diesem Punkt hatte Clinton völlig recht – die Rache wäre süß.
»Also, machen wir ihr Restaurant platt.«
»Fertig«, verkündete Margaret. »Und nur fürs Protokoll – ich an deiner Stelle würde dasselbe tun. Selbst die Hölle kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau und so …«, sagte meine normalerweise eher wortkarge
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