Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Quoten und gratulierte mir zu meiner Mission Impossible.
Was logischerweise bedeutete, dass ich nun keinen Rückzieher mehr machen, sondern nur noch Erfolge präsentieren konnte.
Zu behaupten, ich sei panisch, wäre eine blanke Untertreibung gewesen. In meiner Not suchte ich Zuflucht in der Einsamkeit des Central Park. Okay, in Wahrheit fuhr ich zu Althea, die mich an den Haaren herbeigezerrt hätte, wenn ich nicht von allein aufgetaucht wäre. Allerdings sprang ich sofort auf ihren Vorschlag an, einen Spaziergang durch den Park zu machen, um einen klaren Kopf zu bekommen, da dies bedeutete, dass ich ihren bohrenden Fragen und ihrer Fürsorge entfliehen konnte. Und tatsächlich, eine Runde auf den von Bäumen gesäumten Spazierwegen des Central Park schien genau zu bewirken, was der Arzt mir verordnet hatte.
Natürlich steht Multitasking in Manhattan an oberster Stelle, deshalb hatte ich Bentley mitgenommen. Was bedeutete, dass sich mein lässiges Schlendern eher zu einem strammen Marsch entwickelte. Dieser Hund ist noch nie jemandem oder etwas begegnet, das er nicht liebt, und zwar aus tiefster Hundeseele. Bislang hatte er eine Taube verfolgt, ein Eichhörnchen gejagt, um ein Haar einen Baum erklommen und so ziemlich jeden Stamm und Laternenpfahl in diesem Teil des Parks angepinkelt. Bentley als enthusiastisch zu bezeichnen, wäre eine äußerst untertriebene Beschreibung seines Naturells.
Am Ende, als er sein Pulver verschossen hatte, setzten wir uns auf eine Bank am rückwärtigen Teil des Conservatory Water und begnügten uns damit, die Welt an uns vorüberziehen zu lassen. Es war ein wunderschöner Tag. Tulpen blühten, und kleine, ferngesteuerte Boote glitten mit flatternden Segeln über die Wasseroberfläche des Sees.
Eine Frau mit einer Stimme wie ein Nebelhorn und einem Schirm in der Hand rief eine Gruppe Touristen herbei, die sich um die Statue von Alice im Wunderland am nördlichen Ufer versammeln sollten. Dank eines Klarinettenspielers, der sich direkt gegenüber im Schatten einer Ulme niedergelassen hatte, war es nicht ganz einfach, sich Gehör zu verschaffen. Prompt entspann sich eine Art Duell. Die Fremdenführerin sprach lauter, worauf der Musiker (ich verwende diesen Begriff hier im weiteren Sinne) sein Instrument noch inbrünstiger aufjaulen ließ. Die daraus resultierende Kakophonie trieb Touristen und Nicht-Touristen gleichermaßen auseinander.
Mein Hund hob den Kopf, als die Stimme der Fremdenführerin die Qualität von Kreide auf einer Schiefertafel erreichte und der Klarinettenmann mit einem Achselzucken zu mir herübergrinste, ehe er den Rückzug in Richtung Tunnel bei der Bethesda Fountain antrat. Die Akustik dort ist der reinste Wahnsinn – wie in der Carnegie Hall, nur mit weniger strenger Kleiderordnung. Bentley stieß einen tiefen Hundeseufzer aus und ließ den Kopf wieder auf meinen Schoß sinken. Die Touristengruppe blieb noch einige Minuten stehen, ehe die Fremdenführerin sich in Bewegung setzte, wobei ihr bunter Schirm über dem Meer aus Senioren in Polyestertrainingsanzügen und Nike-Turnschuhen wippte, als sie auf The Ramble zusteuerten.
Ich schloss die Augen, genoss die warmen Sonnenstrahlen und gestattete mir einen kurzen Moment die Illusion, dass sich vielleicht doch alles noch zum Guten wenden würde: Diana Merrecks Investition in das Mardi Gras wäre den Bach hinunter, Dillon kehrte mit dem sprichwörtlich eingezogenen Schwanz zu mir zurück, und Philip DuBois nutzte die Gelegenheit und sagte für meine Sendung zu. Kurzum – das Leben wäre wieder perfekt.
Natürlich hätte ich es besser wissen müssen. Allein die Vorstellung, wie alles gut wurde, genügte, dem Schicksal mit dem roten Fähnchen zu winken, damit es auch ja eingriff und mir wieder mal zeigte, wer der Boss war.
Mit einem aufgeregten Bellen sprang Bentley unvermittelt von der Bank, worauf ich so erschrak, dass ich die Leine losließ. Und ehe ich sie wieder zu fassen bekam, war er frei und nahm ungehindert, mit der schlackernden Leine hinter sich, die Verfolgung eines nicht minder pfeilschnellen Eichhörnchens auf.
Ich brüllte seinen Namen, was mir ein lüsternes Grinsen eines Kerls zwei Bänke neben mir und den vernichtenden Blick eines Kindermädchens mit einem schlafenden Säugling einbrachte. Ohne ihnen Beachtung zu schenken, schrie ich ein zweites Mal, doch die Entfernung vergrößerte sich zusehends, und Bentley machte keine Anstalten, sein Tempo zu drosseln. Er hielt nicht einmal inne, um sich
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