Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
gerade um die Ecke.
»Wir wollten nur sehen, wie es dir geht.« Bethany sammelte die Fotoschnipsel ein und warf sie in den Mülleimer.
»Und ich habe Proviant mitgebracht«, erklärte Clinton und hob eine Tüte hoch. »Alles für deine geliebten Makkaroni mit Käse.«
»Die aus dem Artisanal?« Das Artisanal ist ein Restaurant Park Avenue/Ecke 32nd, das für seine Käseauswahl, ganz besonders aber für seine Fondues berühmt ist. Mein persönlicher Favorit waren jedoch die Makkaroni mit Käse – das Beste, was jemals auf den Teller kam, ich schwöre. Das A und O ist, hochwertigen Gruyère zu verwenden und dazu in viel Butter angeröstete Brotkrümel. Okay, das mag nicht gerade figurfreundlich sein, dafür aber das beste Trostessen auf diesem Planeten. »Genau was der Arzt verordnet hat.« Ich entsorgte die letzten Reste von Dillon im Müll. »Ihr seid fantastisch.«
»Ich versuche es«, erwiderte Clinton lächelnd, während er die Lebensmittel auspackte und sich an die Arbeit machte. »Wir dachten, ein paar Streicheleinheiten täten dir gut.«
Ich lächelte, während mich ein geradezu absurdes Glücksgefühl durchströmte. »Und was habt ihr noch mitgebracht?«
»Bordeaux«, antwortete Bethany und stellte ein paar Flaschen meines Lieblings-Médoc auf die Arbeitsplatte. »Und Schokolade. Von Martine’s.« Sie zog die allseits bekannte rosa Schachtel aus der Bloomingdale’s-Tüte.
»Perfekt.«
Eine Viertelstunde später waren die Makkaroni im Ofen, und wir machten es uns auf meinem Sofa mit Rotwein und einem Teller frisch zubereiteter Crostini bequem. Es zahlte sich aus, einen Meisterkoch zum Freund zu haben. (Nicht dass ich nicht selbst etwas Brauchbares zustande bekommen hätte, aber manchmal ist es eben nett, wenn jemand anders den Löffel schwingt.)
»Du siehst nicht so schlimm aus, wie ich erwartet habe«, stellte Bethany fest. »Die Stiche sieht man fast nicht, und die Blutergüsse verblassen auch allmählich.«
»Dafür schillern die hier inzwischen in den tollsten Farben.« Ich hob mein T-Shirt und präsentierte die gelben, violetten und grünen Male auf meinem Bauch.
»Tut es weh?« Bethany kniff leicht die Augen zusammen.
»Nur beim Atmen.« Ich lachte und nippte an meinem Wein. »Aber, nein, eigentlich nicht.«
»Wie viele Vicodin nimmst du?«, wollte Clinton wissen und schnappte sich ein Crostino.
»Immer nur noch eine. Aber ich gebe zu, dass ich mich genau an den Einnahmeplan halte. Alles in allem hatte ich ziemliches Glück. Es hätte viel schlimmer ausgehen können.«
»Und was ist mit deinem Lebensretter?«, hakte Bethany nach. »Hat er angerufen oder so?«
»So in der Art.« Ich spürte, wie mir die Wärme ins Gesicht stieg. »Ich bin ihm im Park begegnet.«
»Die Welt ist klein«, bemerkte Clinton.
»Genau das hat er auch gesagt. Und das war allein Bentleys Werk.« Bentleys Ohren hoben sich beim Klang seines Namens, und statt auf ein zufällig herabfallendes Crostini-Stückchen zu lauern, sprang er zu mir aufs Sofa. »Er hatte sich losgerissen, um ein Eichhörnchen zu jagen. Eins führte zum anderen, und auf einmal stand er vor mir. Mein Fremder. Er war joggen und hat Bentley an einer Weggabelung aufgegriffen.«
»Und weißt du inzwischen, wer er ist?«
»Natürlich. Er heißt Ethan McCay.«
»Nie gehört«, sagte Clinton. »Andererseits kenne ich nicht jeden in der Stadt. Bethany?«
»Der Nachname kommt mir vage bekannt vor, aber nicht konkret.«
»Das ist auch nicht möglich«, erklärte ich, »weil er gerade erst zurückgekommen ist. Er ist Anwalt. Arbeitet in der Firma der Familie.«
»Klingt interessant. Und worüber habt ihr euch sonst noch unterhalten?«
»Nichts Besonderes. Über meinen Unfall. Und ich habe ihm von meiner Sendung und der Zwickmühle erzählt, in der ich stecke. Ach ja, da fällt mir ein … er hat Metro Media erwähnt. Sie seien für DuBois’ PR -Aktivitäten zuständig.«
»Wenn das stimmt«, rief Clinton, »könnten wir damit vielleicht den Schlüssel haben, den wir brauchen.«
»Genau das dachte ich auch. Allerdings müssen wir zuerst herausfinden, wer ihn dort betreut.«
»Vielleicht kann ich helfen«, sagte Bethany. »Ich habe kürzlich ein süßes kleines Apartment in der 82nd an eine Frau verkauft, die bei Metro Media arbeitet. Sie plaudert recht gern. Soll ich sehen, was ich in Erfahrung bringen kann?«
Bethany arbeitete als Immobilienmaklerin bei Corcoran, wo sie den größten Teil ihrer Zeit damit zubrachte, Leute auf der Suche nach
Weitere Kostenlose Bücher