Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
es dir nichts ausmacht.«
»Das ist nicht nötig.« Mein neues, eisiges Ich wäre höchst eindrucksvoll gewesen, hätte meine Hand nicht so heftig gezittert, dass ich kaum das Telefon halten konnte. »Ich habe schon alles eingepackt.«
»Was meinst du damit?« Er klang aufrichtig erstaunt. Dillon konnte unglaublich begriffsstutzig sein.
»Andi …«, begann er, aber ich legte einfach auf.
Augenblicklich läutete das Telefon erneut, und ich ließ es fallen, als wäre es plötzlich radioaktiv verseucht.
Bethany schnappte es. »Sie will nicht mit dir reden«, blaffte sie zornig in den Hörer.
Einen Moment lang herrschte Stille, als Dillon etwas erwiderte, und Bethanys Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das wird wohl kaum passieren. Du kannst froh sein, dass sie den Krempel nicht einfach angezündet hat. Und soweit ich beurteilen kann, hast du hier keinerlei Rechte. Wenn ich ehrlich sein soll, finde ich, dass du ein elender Dreckskerl bist, und ich hoffe, du schmorst in der Hölle.« Sie klappte das Telefon zu, und Clinton applaudierte.
Es ist so schön, Freunde zu haben.
»Danke«, sagte ich mit einer Stimme, die ebenso zittrig war wie meine Hände. »Ich glaube nicht, dass ich noch mal mit ihm hätte reden können.« Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und holte tief Luft. »Und was hat er gesagt?« Mir war klar, dass es mir eigentlich egal sein sollte, aber was kann man gegen alte Gewohnheiten tun?
»Du hattest recht. Er will Bentley.«
»Vielleicht sollte ich ihn ihm ja geben.« Ich strich mit den Fingern durch Bentleys seidiges Fell. »Immerhin gehört er rein rechtlich ihm.«
»Kommt verdammt noch mal nicht in Frage.« Bethany fluchte sonst nie. Und jetzt hatte sie es gleich zweimal hintereinander getan. Was zeigte, wie unglaublich wütend sie war. »Du hast dich um ihn gekümmert, seit er ein Welpe war. Bentley gehört dir.«
»Du hast recht. Es war nur ein kurzer Moment der Schwäche. Mag sein, dass ich meinen Freund verloren habe, aber meinen Hund werde ich nicht hergeben. Und wenn Dillon sich auf den Kopf stellt.«
»Genau das, was wir ihm im Prinzip gesagt haben«, warf Clinton ein. »Und jetzt musst du einfach nur am Ball bleiben.«
»Ich bin wirklich stolz auf dich.« Bethany hob ihr Glas.
»Es ist nur verdammt hart.«
»Und genau deshalb brauchst du etwas, was dich ablenkt.« Clintons Augen verengten sich, was mir verriet, dass er mir gleich etwas sagen würde, das mir nicht gefiel. »Ich finde, du solltest dich mit diesem McCay treffen.«
»Ich sagte doch schon, dass ich noch nicht bereit bin.«
»Ja, klar, aber du warst auch nicht bereit für eine eigene Fernsehsendung, und sieh dir an, was daraus geworden ist.«
»Aber eine Verabredung ist etwas völlig anderes«, widersprach ich. »Und falls du es vergessen haben solltest – meine Männerstatistik ist nicht gerade berühmt.«
»Aber Ethan McCay ist nicht Dillon«, wandte Bethany ein.
»Das weißt du doch nicht.«
»Ruf ihn an.« Clinton streckte mir das Telefon hin.
»Ich kann ihn nicht einfach anrufen.«
»Stimmt«, bestätigte Bethany, worauf ich ihr einen dankbaren Blick zuwarf. »Ohne eine kleine Stärkung geht es nicht.« Sie reichte mir mein Weinglas. »Hier, trink. Und dann rufst du an.«
Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich Ethans Karte bereits aus der Tasche zog. »Ich kann nicht.«
»Natürlich kannst du«, widersprach Clinton. »Du musst bloß diese Tasten drücken. Technologie ist etwas Unglaubliches.«
»Das ist nicht witzig.« Ich funkelte ihn an.
»Ein ganz kleines bisschen vielleicht?«, fragte er grinsend.
»Die Idee ist toll«, erklärte Bethany. »Und sei es nur, weil New York ein Dorf ist. Wenn du dich mit ihm triffst, wird es sich im Nu herumsprechen, und dann wird Dillon erfahren, dass du sehr gut ohne ihn leben kannst.«
»Ich will mich aber nicht verabreden. Und ich will auch nicht sehr gut ohne ihn leben.« Was nicht stimmte, denn ich wollte es durchaus. Ein ganz klein wenig zumindest.
»Mag ja sein, aber was ist mit Rache?«, fragte Clinton.
»Die habe ich bekommen, indem wir das Mardi Gras in Grund und Boden gestampft haben.«
»Das galt Diana«, wandte Clinton ein. »Aber das hier ist deine Chance, Dillon zu zeigen, dass er dir nicht das Geringste bedeutet.«
Ich trank mein Glas aus, und Bethany reichte mir das Telefon.
»Meinst du wirklich, ich soll das tun?«
»Ja«, antworteten sie wie aus einem Munde.
Noch während sich die Wärme des Weins in meiner Brust ausbreitete,
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