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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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diese Methode zwei oder drei Minuten lang. Und wenn das nicht zur Überbrückung genügt, bis mein Gegenüber sich bequemt, endlich aufzutauchen, zücke ich mein Handy.
    Der perfekte Zeitvertreib. Im Ernst. Ein Handy oder ein PDA ist das perfekte Mittel gegen Verlegenheiten jeder Art. Man kann SMS abrufen, die Voicemail abhören, Mails beantworten, die neuesten Nachrichten lesen oder sogar ein Spiel spielen. Man braucht noch nicht einmal jemanden anzurufen – damit würde man ja seine Unsicherheit zugeben –, und man sieht sehr beschäftigt aus. Was zumindest das Mitleidslevel für den Rest der Welt auf ein erträgliches Maß herunterschraubt.
    Natürlich funktioniert auch das nicht ewig. Und am Ende fragen sich die Leute an den Nachbartischen doch wieder, ob man vielleicht gerade versetzt wird.
    Ich hasse das.
    Ich komme mir vor wie ein Affe im Zirkus.
    Ich sah auf meine Uhr, spielte mit meinem Wasserglas herum und überlegte, ob es schlau wäre, mir ein Glas Wein zu bestellen.
    Dabei bin ich normalerweise nicht so unsicher. Aber die letzten Wochen waren nicht leicht für mich gewesen. Und das hier war ein Date. Das erste seit einer halben Ewigkeit. Beziehungsweise, es wäre eines, wenn der dazugehörige Mann endlich auftauchen würde. Ich hob den Kopf und bedachte die anderen Stammgäste mit einem würdevollen Lächeln. So zu tun, als hätte ich nicht die geringste Sorge, war in dieser Situation das Mindeste.
    Und gerade als ich mich selbst zu meiner Aura heiterer Gelassenheit beglückwünschte (und ungefähr zum siebzehntausendsten Mal auf meine Uhr sah), näherte sich der Oberkellner. Mit Diana Merreck im Schlepptau.
    Auf mir musste eine Art Fluch liegen.
    »Andi?«, sagte sie und lächelte auf mich herab, während sie ihre mit Brillantringen bestückten Finger in gespielter Bestürzung auf ihr Dekolleté presste. »Ich habe gleich zu Dillon gesagt, dass du es bist.«
    Und dann stand er da – der Beweis, dass das wahre Leben grauenhafter als alles sein kann, was das Unterbewusstsein ersinnt. Ich überlegte, ob ich einfach die Flucht ergreifen sollte, doch Nino wäre bestimmt nicht begeistert gewesen, wenn ich dabei Tische umgestoßen und andere Gäste angerempelt hätte.
    Außerdem hatte ich meinen Stolz.
    Statt also fluchtartig davonzustürmen, strich ich mein Kleid glatt und zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. »Was für eine Überraschung, euch beiden hier in die Arme zu laufen.« In unserer gemeinsamen Zeit hatte Dillon stets gemault, das Nino’s sei so voll.
    »Nino’s gehört zu meinen Lieblingsrestaurants. Und? Bist du allein hier?«, fuhr Diana fort, ohne meine Antwort abzuwarten. »Das können wir auf keinen Fall zulassen.«
    Zu Dillons Ehrenrettung sei gesagt, dass er dreinblickte, als würde er lieber eine Prostataoperation ohne Narkose über sich ergehen lassen, doch nicht einmal das konnte Dianas aufgesetztes, besitzergreifendes Lächeln vertreiben.
    »Wir fänden es wunderbar, wenn du dich zu uns setzt.« Klar, und Jon Bon Jovi wird der nächste Präsident.
    »Ehrlich gesagt bin ich verabredet.« Erstaunt registrierte ich, wie normal meine Stimme klang. In Anbetracht der Tatsache, dass ich Mühe hatte, Luft zu bekommen, grenzte es an ein Wunder. »Aber danke für die Einladung.«
    Ich legte eine Hand in meinen Schoß und ballte sie zur Faust, während ich darum rang, meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen – wobei aufrichtiger Hass ganz oben auf der Liste stand.
    »Ich habe diese Woche deine Sendung gesehen.« Diana kniff die Augen zu reichlich unattraktiven Schlitzen zusammen, während die Spannung zwischen uns mittlerweile förmlich mit Händen greifbar war. Dillon war einen Schritt zurückgetreten und widmete sich hochkonzentriert der Betrachtung seiner Schuhspitzen.
    »Wirklich?« Unter Aufbietung all meiner Willenskraft zauberte ich ein Lächeln auf meine Züge, obwohl es sich anfühlte, als zerbröckle mein Gesicht unter der Anstrengung. »Ich hoffe, sie hat dir gefallen.«
    »Sie war nicht so, wie ich es mir erhofft hatte«, sagte sie mit einem bewusst eingesetzten Achselzucken, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine einzige harsche Kritik bei einem unbedeutenden kleinen Kabelsender sonderlich Einfluss haben wird.«
    »Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie viele Leute diese kleine unbedeutende Sendung sehen«, konterte ich, bemüht, meine wachsende Verärgerung im Zaum zu halten.
    »Tut mir leid, dass ich so spät komme«, hörte ich Ethans Stimme irgendwo

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