Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
Vom Netzwerk:
recht vielversprechend aus. Noch mal danke für den Tipp.«
    »Gern geschehen. Ich muss sagen, es überrascht mich ein bisschen, dass das Meeting so positiv verlaufen ist. DuBois ist ja ziemlich medienscheu.«
    »Verständlich. Ehrlich gesagt war ich auch erstaunt. Aber sie sprach davon, sie wolle ihn in einem neuen Licht präsentieren. Aber natürlich hat er noch nicht fest zugesagt, also ist die Sache nicht unter Dach und Fach. Aber ein Anfang ist gemacht. Und ich bleibe zumindest für den Augenblick vor den Konsequenzen meiner großen Klappe verschont.«
    »Ich finde, das ist eine Ihrer größten Qualitäten.«
    Ich senkte den Kopf und fühlte mich plötzlich wieder wie sechzehn. Dieser Ethan McCay hatte etwas zutiefst Beunruhigendes an sich. Zum Glück wählte der Kellner ausgerechnet diesen Moment, um unsere Vorspeisen zu servieren.
    Ethan schenkte uns noch einmal nach, dann lehnte er sich mit einem Lächeln zurück. »Sie erwähnten mehrere Male Ihre Tante, und seit neulich Abend weiß ich, dass sie der Mensch ist, der im Notfall benachrichtigt werden soll. Was ist mit Ihren Eltern? Sind sie nicht da?«
    Eine ehrliche Frage. Die früher oder später jeder stellte. Und die meisten Leute zeigten sich mitfühlend, wenn auch leicht schockiert, wenn ich sie beantwortete. In unseren Kreisen war ein derartiges Verhalten nicht an der Tagesordnung. Ich verabscheue es, es jemandem zu erzählen, den ich nicht kenne. Besonders jemandem wie Ethan – dessen Meinung mir wichtig war.
    Also entschied ich mich für die Kurzversion.
    »Sie leben noch, wenn Sie das meinen. Nur nicht als Teil meines Lebens. Meine Mutter ist von zu Hause weggegangen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Und mein Vater … nun ja, meine Mutter ist etwas flatterhaft. Sie neigt dazu, ein Leben auf der Überholspur zu führen. Offen gestanden gibt es wohl keinen Mann, der ihr nicht gefällt. Somit ist es nicht weiter erstaunlich, dass sie es geschafft hat, schwanger zu werden, ohne sich einen Ehemann zu angeln oder auch nur eine klare Erinnerung daran zu haben, wessen Spermien genau den Treffer gelandet haben.«
    »Sie wissen also nicht, wer Ihr Vater ist?«
    »Ich habe keine Ahnung«, räumte ich kopfschüttelnd ein. »Ich fürchte, meine Mutter wechselte ihre Partner wie andere ihre Unterwäsche.«
    »Das muss sehr schwer für Sie gewesen sein.«
    Ich sah ihm in die Augen, suchte nach etwas, das Verachtung signalisierte, konnte jedoch nichts als Mitgefühl entdecken. »In gewisser Weise, ja, aber ich habe es wohl ganz gut überstanden.«
    »Mehr als das«, erklärte er lächelnd. »Und wer hat Sie großgezogen?«
    »Mein Großvater, als er noch lebte. Und meine Großmutter. Aber in erster Linie wohl Althea. Was die blanke Ironie ist, wenn man bedenkt, dass sie der Grund ist, weshalb meine Mutter überhaupt weggelaufen ist.«
    »Was ist passiert?«
    »Die beiden hatten Streit. Ich war damals noch ein kleines Mädchen. Sie waren so laut, dass ich aufgewacht bin. Ich weiß, ich hätte nicht lauschen dürfen, aber ich konnte einfach nicht anders, also habe ich mich hinter der Esszimmertür versteckt. Althea warf meiner Mutter vor, sie sei nicht fähig, sich anständig um mich zu kümmern. Ich sei ohne sie besser dran.«
    »Und Ihre Mom?«
    »Auch sie war schrecklich wütend. Und meinte, das gehe Althea nichts an. So ging es ewig hin und her – Althea vorwurfsvoll, meine Mutter trotzig. Althea hatte den lockeren Lebenswandel meiner Mutter nie gutgeheißen. Jedenfalls ertrug ich ihre Streiterei nicht länger und ging zurück ins Bett. Aber ich hörte sie trotzdem noch. Und am nächsten Morgen bestätigten sich meine schlimmsten Befürchtungen. Meine Mom war weg. Und seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
    »Kein Wort?«
    »Manchmal schickt sie mir Geschenke. Und eine Geburtstagskarte, wenn sie zufällig daran denkt. Aber das war’s auch schon. Mehr nicht.«
    »Und Sie machen Althea dafür verantwortlich, dass sie fortgegangen ist?«
    »Ja, wahrscheinlich schon. Einmischen ist ihr zweiter Vorname. Sie hat es sogar geschafft, einen Beruf daraus zu machen.«
    »Und mit großem Erfolg, wenn man den Zeitungen Glauben schenken darf.«
    »Mag sein, aber offen gestanden finde ich es ein bisschen peinlich: ständig die Finger im Leben anderer Leute zu haben, all die Manipulationen und immer an oberster Stelle in den Klatschspalten. Ich könnte gut und gern darauf verzichten.«
    »Das verstehe ich. Aber ihre Motive sind doch über jeden Zweifel

Weitere Kostenlose Bücher