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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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her.
    Auch im Wohnzimmer war keine Spur von ihm zu sehen.
    Ich trat in die Küche und füllte den Wasserkocher. Ein bisschen Koffein würde mir helfen, einen klaren Kopf zu bekommen und mir einen Reim auf all das zu machen. Und wenn nicht, würde es mir zumindest helfen, wach zu werden. Schließlich wurde ich bei Althea erwartet.
    Ich rief nach Bentley, was dieser mit einem Bellen am oberen Treppenabsatz quittierte. In unserem Enthusiasmus über das Ende des Abends (oder seinen Beginn, je nachdem wie man es betrachten wollte) hatten Ethan und ich offenbar vergessen, die Tür zur Dachterrasse zu schließen.
    Ich ging nach oben, vorbei an meinem kläffenden Hund, und wollte gerade die Tür zumachen, als Bentley an mir vorbei auf die sonnenbeschienene Terrasse flitzte. Vielleicht hatte er ja recht; ein paar Sonnenstrahlen waren ein wunderbares Mittel gegen trübe Stimmung.
    Die Dächer Manhattans sind ein unübertroffenes architektonisches Wunderland, mit ihren Schornsteinen, den angelaufenen Kupferdächern, den nicht einsehbaren Gärten und dem einen oder anderen Helikopter, der über all dem kreist. Als ich noch klein war, saß ich oft in meinem Zimmer und blickte aus dem Fenster im neunzehnten Stockwerk unseres Hauses auf den bunten Teppich aus Terrassen und Gärten unter mir und versuchte, mir die Menschen vorzustellen, die dort lebten.
    Und nun war ich eine von ihnen.
    Es war ein herrlicher Tag. Keine Wolke am Himmel. Nur endloses Blau (na ja, wie es inmitten von Wolkenkratzern eben sein kann). Zumindest sah man in SoHo mehr vom Himmel als in den meisten anderen Stadtteilen. Und glauben Sie mir – ein Blick auf den Himmel ist in den Wohnungen hier etwa so wertvoll wie Wandschränke und ein Gästebad.
    Ich stand in der Tür, sog die Frische des Morgens auf und sah Bentley zu, wie er sich schnüffelnd durch den Garten arbeitete.
    »Ein wunderschöner Tag.«
    Ich wirbelte herum, eine Hand vor Schreck an der Kehle, und starrte Ethan an. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
    »Tut mir leid.« Er grinste. »Ich bin Frühaufsteher und heraufgekommen, um den Morgen zu genießen.«
    Okay, also hatte er nicht die Flucht ergriffen. Dafür hatte er mir einen Schreck eingejagt, der mich auf einen Schlag um zehn Jahre hatte altern lassen.
    »Ich dachte, du wärst weg.«
    »Und wäre das gut oder schlecht?«, fragte er.
    »Schlecht«, antwortete ich. »Ich dachte, du wärst einfach verschwunden.«
    »Du hast keine sehr hohe Meinung von mir, was?«
    »Eher von mir selbst. Aber wie man sieht, habe ich mich geirrt.«
    Er trat neben mich und beugte sich vor, um mich zu küssen. »Tut mir leid, wenn ich dir einen Schreck eingejagt habe. Aber glaub mir, nach letzter Nacht wirst du mich nicht mehr so schnell los.«
    Ich spürte, wie ich flammend rot anlief, was in Ethans Gegenwart die Regel zu sein schien.
    »Wer war das am Telefon?«, fragte er und trat einen Schritt zurück. Möglicherweise hatte er gemerkt, dass ich etwas Platz brauchte, um wieder Luft zu bekommen.
    »Althea«, antwortete ich. »Ich soll heute zum Brunch vorbeikommen. Aber ich habe verschlafen.«
    »Soll ich dir eine Ausrede liefern, nicht hinzugehen?«, fragte er mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass er nicht an Essen dachte.
    »Nichts lieber als das«, sagte ich, »aber meine Großmutter ist hier. Sie ist gerade erst hergeflogen, um sich zu überzeugen, dass es mir gut geht. Du weißt schon, Dillon, der Keller und all das. Deshalb muss ich hingehen.«
    »Ich werde nicht so tun, als wäre ich nicht enttäuscht, aber natürlich verstehe ich es.« Er zuckte die Achseln. »Lust auf Begleitung?«
    »Ja«, erwiderte ich. Einen Moment lang verdrängte die Vorstellung, mit Verstärkung dort aufzukreuzen, meine Vorbehalte, Ethan meiner Familie zu präsentieren. »Ich meine, nein. Ich muss hingehen. Du definitiv nicht.«
    »So schlimm kann es doch nicht sein.«
    »Darauf würde ich lieber nicht wetten«, seufzte ich, bereute es aber sofort, schlecht über meine Familie geredet zu haben. »Na schön, so schlimm sind sie wohl nicht, nur möglicherweise sehr dominant. Außerdem hat Althea mich förmlich bekniet, dich mitzubringen, und wenn ich mir dir auftauche, hat sie gewonnen.«
    »Und zwischen euch ist praktisch alles ein Wettstreit.« Das war keine Frage.
    »In gewisser Weise. Ich weiß auch nicht. Es ist kompliziert.«
    »Willkommen im wahren Leben«, bemerkte er lächelnd. Und mit einem Mal verflog meine Furcht. Mit Ethan an meiner Seite würde ich

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