Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
mit allem zurechtkommen, was Althea aus dem Hut zog … Nun ja, das war vermutlich ein Trugschluss, aber sein Anblick mit dem schiefen Grinsen brachte meinen Verstand nicht gerade in Hochform.
»Okay«, gab ich achselzuckend nach, »wenn du unbedingt mitkommen willst – ich hätte dich sehr gern dabei. Dir muss nur klar sein, worauf du dich da einlässt.«
»Ich schaffe das schon«, versicherte er mir. »Außerdem habe ich deine Tante ja bereits kennengelernt, schon vergessen?«
Ein Schauer überlief mich, den ich nicht recht einordnen konnte. Aber es war kein gutes Gefühl. »Du kennst Althea? Wieso hast du mir das nicht erzählt?«
»Du und deine vorschnellen Schlüsse«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich bin ihr im Krankenhaus begegnet, erinnerst du dich nicht?«
»Stimmt. Natürlich.« Verlegen stieß ich den Atem aus. »Tut mir leid. Althea hat nur so eine Art an sich, mich auf die Palme zu bringen. Auch wenn es keinen plausiblen Grund dafür gibt.«
»Ich schaffe das schon«, wiederholte er. »Und wenn sie dir auf die Pelle rückt, bekommt sie es mit mir zu tun. Wie klingt das?«
»Auf eine völlig alberne Weise tröstlich.« Auf einen Schlag waren all die negativen Gefühle verschwunden, und vor mir lag ein verheißungsvoller Tag.
Zwei Stunden später, nach einem kurzen Stopp bei seiner Wohnung, standen Ethan und ich in Altheas Aufzug.
»Meine Großmutter heißt Harriet. Aber das weißt du ja bestimmt. Sie war in den Ferien in Cabo San Lucas. Und es ist durchaus möglich, dass sie leicht angeheitert ist. Aber auf eine angenehme Art. Hoffe ich. Ansonsten habe ich keine Ahnung, wer noch da ist. Altheas Brunch-Einladungen entwickeln manchmal eine gewisse Eigendynamik. Bernie wird auf jeden Fall da sein. Und vielleicht lernst du auch Wilson, ihren Mann, kennen, aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Normalerweise arbeitet er sonntags nicht, es sei denn, Althea muss irgendwohin. Er ist der Chauffeur. Habe ich das schon erwähnt?«
»Andi.« Ethan nahm meine Hände. »Tief durchatmen. Alles wird prima laufen.«
Ich nickte und holte gehorsam Luft. »Du hast recht. Ich bin nur so nervös. Es ist sehr lange her, seit ich das letzte Mal jemanden zu Althea mitgebracht habe.«
»Was ist mit Dillon?«
Ich runzelte die Stirn. »Er und Althea mochten sich nicht besonders. Deshalb haben wir den Kontakt auf ein Minimum reduziert. Und davor, nun ja, gab es nicht allzu viele, die ich mitbringen wollte.«
»Also sollte ich mich entweder geehrt fühlen oder sehr besorgt sein.«
»Wahrscheinlich beides.«
Die Fahrstuhltüren glitten auf, und wir betraten den Korridor. Ethans Hand lag beruhigend um meinen Ellbogen.
Althea öffnete die Tür, noch bevor wir sie erreicht hatten – zweifellos dank der hochmodernen Überwachungsanlage und ihres naseweisen Portiers namens Dan.
»Andrea, Schatz, da bist du ja. Und du hast Ethan mitgebracht.« Sie umarmte zuerst mich und dann, zu meiner Verblüffung, Ethan. Was mir ziemlich seltsam erschien, da sie eigentlich nicht der Typ für offene Sympathiebekundungen war. Besonders bei Leuten, die sie nicht kannte. Andererseits war neuerdings nichts mehr wie früher. »Nur herein, herein«, rief sie. »Es sind schon alle da.«
Das »alle« beschränkte sich auf meine Großmutter, Althea und Vanessa. Was gut war. Denn beim Überqueren dieses Minenfelds in Gestalt einer Mahlzeit konnte ich von Glück sagen, Vanessa an meiner Seite zu haben.
Schließlich gehörte sie praktisch zur Familie.
Meine Großmutter erhob sich vom Sofa, als wir hereinkamen.
»Ethan McCay«, sagte sie und schwenkte ihren Dauerbegleiter, ein Glas Martini. »Sie hätte ich unter einer Million Menschen erkannt. Sie sehen genauso aus wie Walter.«
»Das höre ich häufiger«, erwiderte Ethan lächelnd. »Soweit ich informiert bin, sind Sie und mein Großvater alte Freunde.«
»Ich kenne ihn aus einer Zeit, als er noch kurze Hosen trug. Unsere Väter waren befreundet.« Sie setzte sich wieder. »Ihr Großvater hat mich das erste Mal zum Tanzen ausgeführt. Und er hat mir eine Gardenie geschenkt. Die sind heute noch meine Lieblingsblumen. Nach Nikos Tod haben wir uns aus den Augen verloren, aber bis zum heutigen Tag hat Walter einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Und es tut mir sehr leid, dass Ihre Großmutter gestorben ist.«
»Danke.« Ethan setzte sich auf die Armlehne meines Sessels. »Wir vermissen sie sehr. Aber sie hatte ein wunderbares, erfülltes Leben.«
»Mehr kann man nicht verlangen«,
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