Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
verletzlich.« Er schüttelte den Kopf, und ich wartete, versank in der Tiefe seiner dunklen Augen.
Und dann küsste er mich. Es war perfekt. Unglaublich, wunderbar, berauschend. Als wären wir füreinander geschaffen. Sein Atem verschmolz mit meinem, und es war, als schlügen unsere Herzen im Gleichklang.
Ganz ehrlich.
Die Zeit schien stillzustehen … Okay, Sie wissen, was ich sagen will.
Schließlich lösten wir uns leicht atemlos voneinander.
»Ich sollte jetzt gehen«, sagte er. »Es ist schon spät.«
»Das musst du nicht.« Ich war mir nicht ganz sicher, was ich von ihm erwartete, aber ganz bestimmt nicht, dass er ging. »Du könntest bleiben, wenn du möchtest.«
»Bist du sicher?«, flüsterte er.
»Bin ich.« Ich nickte, während sich mein Herzschlag beschleunigte, als er sich vorbeugte und mich erneut küsste.
Manchmal muss man über eine Klippe springen, wenn man einen Schritt vorwärts machen möchte. Aber ohne ein gewisses Risiko geht es nun mal nicht im Leben. Oder?
Kapitel 15
Ein Bett ist gleich viel gemütlicher, wenn zwei darin liegen – das war mein erster Gedanke am nächsten Morgen. Besser gesagt, drei, denn irgendwann im Laufe der Nacht war es Bentley gelungen, seinen kleinen pelzigen Körper zwischen uns zu schummeln.
Das Telefon läutete – das war mein zweiter Gedanke. Und da es auf Ethans Seite des Bettes stand, würde ich mich über ihn hinwegrollen müssen. Peinlich, dieses Der-Morgen-danach-Gefühl. Nicht dass ich meinen Entschluss bereut hätte, keineswegs – sagen wir einfach, ich gehöre nicht zu den Frauen, die nach der dritten Verabredung im Bett landen.
Mein dritter Gedanke war, dass die rechte Seite des Bettes leer war. Was Gedanken Nummer eins hinfällig machte.
Schlechtes Zeichen.
»Hallo.« Meine Stimmung fiel augenblicklich in den Keller, als ich die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
»Guten Morgen, Schatz«, säuselte Althea.
Ich verzog das Gesicht und lauschte währenddessen auf Geräusche, die auf Ethans Anwesenheit schließen ließen.
»Was willst du?«, fragte ich ohne Umschweife.
»Redet man so mit seiner Tante?«
»Tut mir leid, Althea«, seufzte ich. »Aber du hast mich geweckt.« Aus einem höchst angenehmen Traum von einem Mann, der auffällig durch Abwesenheit glänzte. »Und du weißt ja, dass ich morgens immer schlecht gelaunt bin.« Besonders nach etwas, bei dem es sich allem Anschein nach um einen One-Night-Stand handelte.
»Stimmt. Ich erinnere mich …«
»Dass ich ein sehr schwieriges Kind war. Die alte Leier.« Hektisch suchte ich den Raum nach einer Brieftasche, Schlüsseln, Hosen oder sonst etwas ab, was darauf schließen ließ, dass Ethan noch hier war. »Aber du hast mich bestimmt nicht angerufen, um in alten Erinnerungen zu schwelgen.«
»Das ist wahr«, erwiderte sie. »Ich wollte dich an den Brunch erinnern.«
Meine Stimmung verschlechterte sich noch weiter. Als hätte der Tag nicht schon unerfreulich genug angefangen. »Althea, ich bin gestern Abend sehr spät ins Bett gekommen und …«
»Deine Großmutter freut sich schon auf dich.«
»Harriet ist wahrscheinlich bereits beim dritten Martini. Dabei ist es gerade mal …« Ich hielt inne und sah auf die Leuchtanzeige meines Weckers. »Elf Uhr!« Ich hatte glatt verschlafen.
»Andrea, das war eine völlig unnötige Bemerkung.« Aber wahr. Trotzdem liebte ich meine Großmutter von ganzem Herzen. Und Martini hin oder her – sie war das letzte Bindeglied zwischen mir und meiner Mutter.
»Ich bin in einer Stunde da. Versprochen.« Sobald ich herausgefunden hatte, was mit meinem fehlenden Liebhaber passiert war.
»Gut. Bis nachher.«
Ich legte auf, saß einen Moment lang im Bett und blickte der traurigen Wahrheit ins Auge, dass Ethan verschwunden war.
Seufzend stand ich auf und zog eine Trainingshose über, während ich die Ereignisse des vergangenen Abends Revue passieren ließ. Es war eine wunderbare Nacht gewesen. So viel stand fest. Kein unbeholfenes Gefummel, wie es fürs erste Mal typisch war, sondern unsere Körper hatten in scheinbar perfekter Harmonie zueinandergefunden. Okay, ich weiß – zu viel Information. Aber ich versuchte doch nur, meine offenbar fehlgeleitete Erinnerung mit der Tatsache in Einklang zu bringen, dass der dazugehörige Mann verschwunden war. Dabei hatte er nicht wie einer ausgesehen, der sich einfach aus dem Staub macht.
Aber wenn man sich meine Beziehungsbiografie ansah, war es mit meiner Menschenkenntnis nicht allzu weit
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