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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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stimmte meine Großmutter zu. »Ich war ja schon immer der Meinung, dass man das Leben in vollen Zügen genießen muss. Alles andere ist Zeitverschwendung.« Sie warf einen vielsagenden Blick in Altheas Richtung, die lediglich die Achseln zuckte.
    »In diesem Punkt sind wir uns offenbar nicht einig.«
    »Tut mir leid, dass ich die Party sprenge«, sagte Vanessa leise zu mir, »aber ich bin nur kurz vorbeigekommen, um Althea die Nachricht persönlich zu überbringen. Ich wollte nicht, dass sie es von jemand anderem erfährt.«
    »Ich bin froh, dass du hier bist«, sagte ich. »Je mehr, umso lustiger wird es. Und du gehörst zu den wenigen, die Althea im Zaum halten können.«
    »Ich weiß nicht recht. Nun da sie die Wette gewonnen hat, wird sie schlicht unerträglich sein, fürchte ich. Nicht dass ich mich beschweren würde. Egal, was die Zeitungen sagen, ich weiß, dass ich die wahre Gewinnerin bin. Ich habe Mark bekommen.«
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Althea Ethan. »Vanessa und ich trinken Champagner mit Orangensaft. Schließlich gibt es etwas zu feiern.«
    »Das wäre wunderbar«, sagte Ethan lächelnd und stand auf.
    »Andrea?«, fragte Althea.
    »Für mich auch. Aber ich mache das schon, ich weiß ja, wo alles steht.«
    »Weicheier«, tadelte Harriet und hielt mir ihr leeres Glas hin. »Aber wo du schon stehst – ich hätte gern noch einen.«
    Altheas Lippen wurden schmal, doch sie hielt sich zurück. Der Alkoholkonsum meiner Großmutter war ein steter Diskussionspunkt zwischen den beiden. Doch Harriet ließ sich gewöhnlich nicht beirren. Seit mein Großvater tot und meine Mutter fort war, zog sie es vor, das Leben in einem Zustand angenehmer Benebelung zu verbringen. Und auch wenn es gelegentlich verführerisch sein mochte, überschritt sie niemals wirklich die Grenze zwischen dem leichten Schwips, der sie ihren Schmerz vergessen ließ, und der Volltrunkenheit.
    In Wahrheit vermisste sie meinen Großvater mehr, als sie jemals zugeben würde. Die beiden hatte eine echte Liebesbeziehung verbunden, wie es sie nur alle Jubeljahre gab. Und was das Ganze noch schlimmer machte – sie und meine Mutter hatten sich immer besonders nahegestanden. Sie waren aus demselben Holz geschnitzt gewesen, was das Abtauchen meiner Mutter nur umso schmerzlicher für Harriet machte.
    Eine Zeitlang war sie in Depression versunken, dann hatte sie in ihrer gewohnt selbstsicheren Art ihre Gucci-Taschen gepackt und war aufgebrochen, ohne zurückzublicken. Ich will damit nur sagen, dass man jedem Menschen das Recht auf seine Flucht zugestehen sollte. Und für meine Großmutter bestand diese Flucht aus Reisen und Martinis.
    Ich mischte ein Glas Champagner mit Orangensaft für Ethan, schenkte mir selbst einen Schluck ein und füllte Harriets Glas, das ich mit einer Olive auf einem Zahnstocher garnierte.
    »Ethan!« Bernie stand im Türrahmen. »Wie nett, Sie hier zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass Sie mitkommen.«
    »Das wusste ich auch nicht.« Ethan lächelte.
    »Sie kennen Bernie?«, fragte Althea und zog erstaunt die Brauen zusammen.
    »Bernie war gestern Abend bei uns«, erklärte er. »Sie hat ihre berühmten Krabbenhäppchen mitgebracht.«
    »Von denen ich wohl den größten Teil vernichtet habe«, warf Vanessa ein.
    »Bernie war bei deiner Dinnerparty?«
    »Ja.« Ich nickte und weidete mich an Altheas unübersehbarer Verärgerung. »Sie war so nett, als Clintons Begleitung einzuspringen.«
    »Aber …«
    »Es war eine sehr nette Party«, sagte Bernie grinsend. »Und ich habe mich geehrt gefühlt, daran teilnehmen zu dürfen.«
    »Die Zeiten haben sich nun mal geändert. Alles ist viel lockerer geworden«, bemerkte Harriet. »Zu meiner Zeit hätte man dem Personal niemals erlaubt, an einer offiziellen Veranstaltung teilzunehmen.«
    »Aber Bernie ist ja wohl mehr als eine Angestellte«, protestierte ich.
    »Ich glaube, Harriet wollte damit sagen, dass sich die Dinge zum Positiven verändert haben«, warf Ethan ein.
    »Genau.« Sie strahlte ihn an. »Heutzutage ist die Welt viel entspannter. Weniger bieder. Weniger Regeln. Und mir gefällt es so.«
    »Die Welt ist, wie sie ist«, erklärte Bernie mit ihrer gewohnten Doppelsinnigkeit. »Aber während wir hier herumstehen und über die Eigenheiten der gesellschaftlichen Beziehungen debattieren, verabschiedet sich das Essen, das ich den ganzen Morgen vorbereitet habe. Dürfte ich also einen Ortswechsel vorschlagen?« Bernies Miene duldete keinen Widerspruch,

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