Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Michael sich seiner Sache sehr sicher. Womit klar ist, dass er meine Bitte um mehr Zeit als Zurückweisung auffasst.«
»Ihr seid noch nicht einmal einen Monat zusammen«, erinnerte ich sie, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, weshalb es mir auf einmal so wichtig erschien, vorsichtig zu sein. Wahrscheinlich weil ich erst vor kurzem so tief verletzt worden war.
»Ich weiß«, sagte sie seufzend. »Ich schätze, genau darum geht es in Wahrheit. Jedenfalls habe ich mich dazu entschlossen. Ich wollte nur wissen, wie ihr darüber denkt.«
»Ich finde, du solltest das tun, was dich glücklich macht.« Ich drückte ihre Hand. »Und wenn du entschieden hast, dass du gern zu Michael ziehen willst, dann tu es.«
Cassie nickte. »Du musst tun, was für dich das Richtige ist. So viel steht fest. Und nur fürs Protokoll – du könntest es erheblich schlechter treffen. Michael hat ein ziemlich dickes Bankkonto.«
»Darum geht es doch nicht«, protestierte Bethany.
»Natürlich nicht«, beschwichtigte ich.
»Aber schaden kann es auch nicht«, erklärte Cassie lachend. »Und er hat dich immerhin gefragt, ob du bei ihm einziehen willst. Macy ist einfach abgehauen, ohne sich noch einmal umzudrehen.«
»Das weißt du doch noch gar nicht«, wandte ich kopfschüttelnd ein. »Vielleicht bekommt sie die Rolle ja gar nicht. Oder sie kriegt sie und kommt trotzdem wieder. Sie wäre dumm, wenn sie dich einfach so sausen lassen würde.«
»Ich danke dir.« Cassie lächelte wehmütig. »Aber diese Suppe habe ich mir selbst eingebrockt, und jetzt muss ich sie eben auslöffeln.«
»Meine Güte, Beziehungen sind ein echtes Übel«, erklärte Bethany.
»Darauf trinke ich.« Cassie hob ihr Glas, und wir stießen an.
»Trinkt ihr noch immer auf Vanessa und Mark?«, fragte Ethan. Augenblicklich schoss uns die Röte ins Gesicht, und ich betete insgeheim, dass er unsere Unterhaltung nicht mit angehört hatte.
»Nein, auf Beziehungen im Allgemeinen«, antwortete Bethany.
»Beziehungsweise den Mangel daran«, fügte Cassie hinzu.
»Dem kann ich mich nur anschließen«, sagte Clinton, der mit Bentley im Arm und Michael im Schlepptau auf die Dachterrasse trat. »Allmählich kriege ich Angst, ich könnte mein Ablaufdatum inzwischen überschritten haben.«
»Sei nicht albern«, sagte ich und nahm ihm meinen zappelnden Hund ab.
»Na gut, vielleicht ist es nicht ganz so schlimm«, erwiderte Clinton lächelnd. »Jedenfalls ist die Küche sauber, und ich glaube, es wird allmählich Zeit aufzubrechen. Teilen wir uns ein Taxi nach Hause, Cassie?«
»Nach Hause? Es ist noch so viel Wein da.« Sie hob die leere Flasche und runzelte die Stirn. »Oh, aber da drüben steht noch welcher.« Sie machte eine ausladende Geste in Richtung Tisch, wobei sie die leere Flasche umstieß. Zum Glück fing Ethan sie in letzter Sekunde auf, bevor sie auf dem Boden zerbrechen konnte.
»Wenn du mich fragst«, sagte Clinton, »hatten wir alle wohl genug. Außerdem soll man aufhören, wenn’s am schönsten ist.«
»Spielverderber«, maulte sie und streckte ihm die Zunge heraus, stand aber trotzdem auf, offenbar bereit, sich kampflos geschlagen zu geben. »Es war eine wunderbare Party.«
»Stimmt«, sagte Bethany und erhob sich ebenfalls. »Aber wir sollten uns auch auf den Weg machen. Es ist schon sehr spät.« Sie nahm Michaels Hand, dessen Verzückung über diese Geste beinahe etwas Komisches hatte.
»Es war toll, euch alle kennenzulernen«, sagte er. »Und wir besprechen nächste Woche das Projekt, über das wir geredet haben, ja?« Letzeres war an Ethan gerichtet.
»Ich freue mich schon darauf. Ich rufe dich an, dann können wir uns zum Mittagessen treffen.« Gleich und gleich gesellt … Beschämt schob ich den Gedanken beiseite, ehe ich ihn zu Ende gedacht hatte. Abgesehen von ihrem Bankkonto gab es keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen Michael und Ethan.
Ich stand auf und ging zur Treppe, doch Clinton bestand darauf, die anderen hinauszubegleiten, während er hinter Ethans Rücken vielsagend die Brauen hob. Ich grinste, als er den anderen folgte und Gelächter von unten heraufbrandete.
»Es war eine schöne Party.« Ethan griff nach der Weinflasche, die auf dem Tisch stand. »Sollen wir den restlichen Wein noch austrinken?«
Ich nickte und ließ mich mit Bentley auf dem Schoß auf meinem Liegestuhl nieder.
Das Ende einer Party hat immer eine ganz besondere Atmosphäre: diese Stunde, nachdem alle gegangen sind, wenn man sich zurücklehnt und entspannt.
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