Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
verlaufen. Zwar war es mir gelungen, etwas Zeit mit Ethan zu verbringen, doch immer nur zwischen unseren beruflichen Verpflichtungen und nicht so viel, wie ich es mir gewünscht hätte. Den restlichen Sonntag nach Altheas Brunch hatten wir gemeinsam verbracht. Im Bett, wenn Sie es genau wissen wollen. Und es war herrlich gewesen. Doch mit dem Wochenbeginn hatte auch die Realität Einzug gehalten, was bedeutete, dass wir lediglich zweimal Zeit für ein Mittagessen gefunden hatten. Nicht gerade Rosenblätter und seidene Laken. Aber ich möchte mich nicht beschweren.
Erfreulicherweise waren meine Blutergüsse nahezu verschwunden, und der Arzt hatte mich nach dem Ziehen der Fäden für kerngesund erklärt. Somit wurde ich wenigstens nicht mehr körperlich täglich an meinen Absturz erinnert. Würden die seelischen Wunden nur auch so schnell heilen.
Und es war mir zumindest bislang gelungen, Althea aus dem Weg zu gehen. Dabei unternahm sie einen Versuche nach dem anderen, an mich heranzukommen. Sie hinterließ mir Nachrichten. Meistens wegen Ethan. Sie beteuerte, wie sehr sie sich über seinen Besuch beim Brunch gefreut habe, beinahe so, als hätte sie ihn Ethan zu Ehren veranstaltet. Doch in Anbetracht ihres Berufs war ihr Verhalten vielleicht nachvollziehbar. Jedenfalls war es mir gelungen, mich einer Diskussion mit ihr zu entziehen. Unsere Beziehung ging sie nichts an. Alles war so neu mit Ethan. Und genau das wollte ich genießen, statt es zu zerpflücken und bis ins Letzte auszudiskutieren. Natürlich würde ich ihr nicht ewig aus dem Weg gehen können, aber für den Augenblick, nun ja, sagen wir, ich filterte meine Anrufe sehr genau.
Wenigstens musste ich Dillon nicht aus dem Weg gehen. Er rief nicht mehr an, was eine Wohltat war – zumindest in gewisser Weise. Okay, wenn ich ganz ehrlich war, musste ich zugeben, dass sich ein Teil von mir immer noch wünschte, er käme angekrochen. Mir war klar, dass das nicht gesund war. Andererseits waren Beziehungen selten gesund.
Aber auch wenn er nicht anrief, verschwand er nicht ganz von der Bildfläche. Wohlmeinende »Freunde« glaubten mich darüber aufklären zu müssen, dass die beiden an sämtlichen Hotspots gesichtet worden waren. Allein die Vorstellung von Diana in den angesagten Läden der Stadt war lächerlich – aber offenbar schwang sie begeistert das Tanzbein mit Dillon. Und so sehr ich meine wachsende Bindung mit Ethan genoss, mich schmerzte Dillons Zurückweisung noch immer.
Wenigstens bedeuteten seine ausbleibenden Anrufe, dass ich mir keine Sorgen mehr wegen Bentley zu machen brauchte. Was gut für uns beide war, denn dass ich meinen sonst so umgänglichen Hund keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Auch ein Hund braucht von Zeit zu Zeit Privatsphäre. Und ich war nur zu gern bereit, meine strengen Überwachungsmaßnahmen etwas zu lockern. Wachsamkeit hatte nun mal ihren Preis. Normalerweise völlige Erschöpfung. Umso schöner war es, dass Bentley wieder ein ganz normaler Hund sein durfte. Und dass ich aufhören konnte, mir auszumalen, wie irgendwelche Soprano -Typen die Feuertreppe heraufschlichen, um meinen Hund zu entführen.
Das Frustrierendste an dieser Woche war wohl, dass es keinerlei Nachrichten aus dem DuBois-Lager gab. Obwohl Cassie zweimal anrief. Ich versuchte, Ruhe zu bewahren, und sagte mir, dass DuBois sich immerhin bereit erklärt hatte, sich mit mir zu treffen. Dass es nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts sei. Dennoch müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht leicht besorgt war. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, deuteten die Senderbosse auch noch an, DuBois’ Absage hätte möglicherweise fatale Auswirkungen auf die Sendung.
Ich hatte also innerhalb kürzester Zeit einen neuen Partner gefunden, den alten eingebüßt, meine Tante aufs Abstellgleis verfrachtet, meinen Hund erfolgreich beschützt und es geschafft, aus einer ursprünglich tollen Idee fürs Hauptabendprogramm einen potenziellen Todesstoß für meine Sendung zu machen.
Aber was ist das Leben ohne ein bisschen Abwechslung? Das gibt ihm doch erst die richtige Würze, oder?
»Es sah alles gut aus«, erklärte Clinton, als ich das Set verließ. »Wieder eine Sendung im Kasten.«
»Hoffen wir, dass es nicht die letzte war«, erwiderte ich seufzend und fasste damit wenigstens eine meiner Sorgen in Worte.
»Grübelst du immer noch, weil DuBois nicht zurückruft?«, fragte er, offenbar völlig
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