Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
von Spektakel um meine Person.«
»Das hat Monica mehr als deutlich gemacht. Aber wir haben keinerlei Interesse daran, ein Spektakel um Ihre Person zu machen. Und in aller Offenheit – Ihr Mangel an Präsenz in der Öffentlichkeit macht Sie ja so aufregend als Gast für uns.« Inzwischen hatte Cassie die anfängliche Verlegenheit überwunden und war mühelos in den Business-Modus übergegangen.
»Anfangs«, erwiderte DuBois achselzuckend, »war ich kein Verkaufsmagnet. Meisterköche galten in diesen Zeiten noch nicht als Berühmtheiten. Damals gab es noch keinen Emeril Lagasse oder Wolfgang Puck. Sondern nur erstklassiges Essen, das in erstklassigen Restaurants serviert wurde.«
»Meistens«, bemerkte Cassie nickend.
»Ah, nun schmeicheln Sie mir.« Der Anflug eines Lächelns erschien auf seinen Zügen und ließ sie weicher werden. Ich spürte, wie ich mich ein klein wenig entspannte. »Aber es ging nie ums Kochen allein. In Wahrheit bin ich keinen Deut besser als jeder andere Koch, der sich gut vermarkten lässt. Ich bin nur ein bisschen schlauer.«
»Und genau das ist der Grund, weshalb wir Sie für Was kocht in der Stadt? haben möchten.«
»Aber Monica sagte, die Sendung sei eine Mischung aus Kochen und Klatsch.« Er sah sie an, worauf sie nickte. »Und wie gesagt – ich bin nicht bereit, mich zum Leben anderer zu äußern, und schon gar nicht im Fernsehen.«
»Wir wollen lediglich Ihre Kochkunst hervorheben«, sagte ich, nachdem ich endlich meine Stimme wiedergefunden hatte.
»Aber Sie wollen doch bestimmt auch übers Geschäft reden, oder?«
»Ja, aber in keiner Weise, die in Ihr Privatleben eingreift«, erklärte Cassie. »Wir stellen uns ein Gespräch darüber vor, welche Stammgäste Ihre Restaurants frequentieren, über Ihre Pläne für das Chère und Ihre Rückkehr in die Stadt. Und natürlich Anekdoten, die Sie gern erzählen möchten, aber nichts, wobei Sie sich nicht wohlfühlen.«
»Ich bewundere Ihre Arbeit seit Jahren, und es wäre eine große Ehre, Sie in der Sendung zu haben«, schwärmte ich. »Kochkunst fasziniert mich schon immer, besonders die Restaurantküche und die Menschen, die sie erschaffen.«
»Dann sind Sie also auch Köchin?«, fragte er, diesmal mit rein professionellem Interesse.
»Nein. Nicht einmal ansatzweise.«
»Aber sie ist sehr gut«, warf Ethan ein. Allein seine Stimme verlieh mir neuen Mut.
»Ich weiß nicht«, wiegelte ich mit einem dankbaren Lächeln ab, »aber ich koche wahnsinnig gern. Am liebsten koche ich Dinge nach, die ich irgendwo probiert habe. Das ist so eine Art Spiel. Ich versuche herauszufinden, welche Zutat ein Rezept so besonders macht.«
»Damit haben Sie schon halb gewonnen«, erklärte DuBois. »Kochen ist fast wie Chemie, nicht? Die Suche nach der perfekten Mischung der Zutaten.«
»Genau«, erwiderte ich. Nun waren wir auf Augenhöhe. »Und manchmal ist es das letzte Stückchen – das wichtigste von allen –, das den Kick gibt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein Gefühl es ist, es endlich ausfindig zu machen. Zu wissen, dass man lediglich mit Hilfe seines Verstands und seines Geschmackssinns etwas wiederaufleben lässt.«
»Ich sehe schon, mit dem Kochen verbindet Sie eine große Leidenschaft.«
»Durchaus möglich. Obwohl ich es noch nie unter diesem Aspekt betrachtet habe.«
»Dann haben Sie vielleicht Ihre Bestimmung verfehlt.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich genügend Geschäftssinn habe, um in einer Branche zu bestehen, in der der erbittertste Wettbewerb tobt, besonders heutzutage. Sobald ich es professionell betreiben würde, bestünde die Gefahr, dass ich die Freude daran verliere, fürchte ich.«
Cassie runzelte die Stirn, was mir verriet, dass ich schon wieder zu viel redete. Wie immer.
Doch DuBois lächelte. »Vermutlich haben Sie den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen. Geschäft ist nicht gleichbedeutend mit Spaß. Und in all den Jahren habe ich gelernt, dass es mit jedem Restaurant, das ich eröffne, schwieriger wird, den Spaß am Kochen zu finden.«
»Vielleicht wäre Kochen mit mir ja eine Chance, die Freude wiederzufinden. Kochen um des Kochens willen.«
»Würden wir von einem Kurs oder einer Privatstunde reden, wäre ich grundsätzlich Ihrer Meinung. Aber eine Fernsehsendung ist etwas sehr Öffentliches, und wie ich bereits sagte, verabscheue ich die Öffentlichkeit.«
»Aber warum denn? Sie sind so erfolgreich, und es gibt so viele Aspekte Ihres
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