Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
nicht. Um auf DuBois zurückzukommen – ich wollte keinesfalls den Teufel an die Wand malen, sondern frage mich nur, ob es vielleicht andere Alternativen gäbe. Angesichts der Ereignisse verstehe ich nicht, wie du ihm trauen kannst.«
»Wenn wir ihn zu dem Auftritt bewegen können«, sagte Clinton und scrollte noch immer durch die Textnachricht, »können die Juristen des Senders dafür sorgen, dass er keine Gelegenheit hat, sich aus dem Vertrag herauszuwinden.«
»Also muss ich ihn nur noch überzeugen, Ja zur Sendung zu sagen.«
»Morgen.« Clinton verstaute das iPhone in seiner Tasche. »Das war Cassie. Alles ist unter Dach und Fach. Du triffst dich mit ihm in seinem Büro.«
»Nur DuBois?«, fragte ich, während sich mein Magen bereits vor Anspannung verkrampfte.
»Nein. Monica wird auch dabei sein. Und Ethan natürlich.«
»Klar. Nur wir fünf. Vielleicht solltest du ja doch mitkommen.«
»Du brauchst mich nicht.« Clinton tätschelte meine Hand. »Du schaffst das schon. Wenn es darauf ankommt, wächst du doch immer über dich hinaus.«
»Eine echte Sevalas«, bemerkte Harriet nickend und gab dem vorbeikommenden Kellner ein Zeichen. »In diesem Sinne – ich denke, wir könnten alle noch einen Drink vertragen.«
Und zum ersten Mal in meinem Leben waren meine Großmutter und ich vollkommen einer Meinung.
Kapitel 20
Allein die Art, wie jemand von bestimmten Orten spricht, verrät, wie lange er bereits in dieser Stadt lebt. Fragen Sie nach dem PanAm-Gebäude, und Sie stehen vor dem MetLife. Avenue of the Americas? Ihr Gegenüber verdreht nur die Augen und schickt Sie in die Sixth Avenue.
Wenn Sie jemanden nach dem Weg zum General-Electric-Gebäude fragen, schickt man Sie höchstwahrscheinlich zum Rockefeller Center. Stellen Sie die Frage hingegen einem alteingesessenen New Yorker, gelangen Sie in die Lexington und stehen vor einem der schönsten Art-déco-Gebäude der Stadt. Und damit nicht genug – sowohl das alte als auch das neue GE -Gebäude gehörten ursprünglich RCA Victor. Nicht übel, Nipper.
Und nicht übel, DuBois. Falls sich der Erfolg eines Menschen in seiner direkten Umgebung widerspiegelt, besaß DuBois das Äquivalent zu drei begehrten Michelin-Sternen in Form eines Büros im General-Electric-Gebäude. Und genau dort sollte ich ihn um elf Uhr treffen. Aber leider war ich spät dran.
Als ich aus dem Taxi sprang, meinen Bleistiftrock glatt strich und meine nagelneue Handtasche schnappte, konnte ich nur beten, dass ich so gut aussah, wie Bethany behauptet hatte. Coco Chanel sagte einmal, sie verstehe nicht, weshalb manche Frauen das Haus verließen, ohne zurechtgemacht zu sein. Schließlich könne man doch genau an diesem Tag seinem Schicksal begegnen – eine Einstellung, die ich voll und ganz teilte. Wie könnte man sich besser auf eine Schlacht vorbereiten, als sich nach allen Regeln der Kunst in Schale zu werfen?
Deshalb hatten Bethany und ich uns nach meinem Mittagessen bei d&d eine ausgiebige Shoppingtour gegönnt. Und dank Donna Karan und Christian Louboutin war ich, zumindest hoffte ich das, der personifizierte Manhattaner Business-Chic. Ganz in Schwarz mit meiner roten Handtasche von Lambertson Truex als Akzent. Gott segne Saks Fifth Avenue.
Ich überquerte den Bürgersteig und trat durch die Drehtür in die herrliche Lobby des General-Electric-Gebäudes, wo ich meine Schritte verlangsamte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
»Du bist spät dran«, stellte Cassie fest und stand von einem schmalen Stuhl neben dem Empfang auf. »Ich hatte schon Angst, es ist etwas passiert.«
»Alles bestens.« Ich straffte die Schultern und setzte ein Lächeln auf, von dem ich hoffte, es sei kühl und beherrscht.
»Wo ist Ethan?«, fragte sie, während wir die Lobby durchquerten.
»Schon hier, vermute ich. Wir fanden, unter diesen Umständen sei es besser, wenn wir nicht gemeinsam herkommen.«
Obwohl wir uns anfangs keineswegs darüber einig gewesen waren. Ich hatte gewollt, dass Ethan mich begleitete, da ich die moralische Unterstützung brauchen würde und es nicht schaden konnte, wenn DuBois sah, auf wessen Seite Ethan stand. Aber Ethan war anderer Meinung gewesen und hatte gemeint, es wirke professioneller, wenn wir unsere private Beziehung auch als etwas Privates behandelten. Die Debatte hatte sich die halbe Nacht hingezogen, bis ich in den frühen Morgenstunden (und nach einer wunderschönen Erinnerung daran, wie privat besagte Beziehung war) zugestimmt
Weitere Kostenlose Bücher