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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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liegt mir auf der Zunge zu sagen: » Toll, toll, das ist toll«, aber ausnahmsweise mal unterdrücke ich den Sarkasmus.
    » Ich hab dir etwas mitgebracht«, sagt er fast schüchtern und zieht ein Paket von einem Stuhl unter dem Tisch hervor. Er gibt es mir, und in seinem Gesicht steht die Hoffnung, dass es mir gefällt, und die Angst, dass es nicht so ist. Vielleicht, nur dieses eine Mal, werde ich es nicht an Sarah weitergeben. Ich öffne das Paket und Klamotten kommen zum Vorschein. Kapuzenpullis. T-Shirts. Jeans. Alles von Abercrombie. Ich nehme jedes Teil heraus und betrachte es genauer. Alles in der richtigen Größe. Und genau das, was ich mir auch selbst ausgesucht hätte. Anscheinend hatte er eine Erleuchtung. Plötzlich wittere ich seine Stylistin. Er hat sie angerufen. Es kann gar nicht anders sein. Und dieses Mal lag sie richtig.
    » Danke. Die sind toll.«
    » Es ist schön, dass du so gut gelaunt bist.«
    Ich denke an David und lächele. » Die Sonne scheint.«
    Er wirft einen Blick aus dem Fenster. Vielleicht scheint sie, aber wenn, dann hinter einer dicken grauen Wolkenschicht. Fragend sieht er mich an.
    » Ich muss los«, sage ich und stehe auf.
    » Warte mal! Ich muss dir was sagen, für den Fall, dass es in den Medien oder im Internet zum Thema wird. Ich habe einen Antrag auf Kontaktverbot für diesen weiblichen Fan gestellt. Es ist keine große Sache. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
    » Warum brauchst du Kontaktverbot?«
    » Es ist mir einfach zu blöd geworden.«
    » Wie meinst du das?«
    » Sie wollte mich heiraten.«
    Ich pruste los. » Echt? Das ist alles?«
    » Sie hat sich ziemlich oft bei mir gemeldet. Mike denkt, es ist das Beste, wenn wir dem Ganzen einen Riegel vorschieben, du weißt schon.«
    » Wer ist es?«
    » Ich weiß nicht viel über sie. Anscheinend habe ich sie mal auf die Bühne geholt.« Er zuckt mit den Schultern, als könnte er sich nicht daran erinnern.
    » Und du hast sie nie getroffen?«
    » Nein. Es ist bescheuert. Völlig bescheuert. Aber egal, ich wollte nur, dass du Bescheid weißt. Für den Fall, dass es ein Thema wird.«
    Wird es. Egal, was über ihn in die Öffentlichkeit gelangt, es fällt immer auf mich zurück. Ich weiß nur nie, wie, bis es passiert.
    Als Rachel in die DART steigt, freue ich mich irgendwie ganz besonders, sie zu sehen. Als wäre sie eine lang verloren geglaubte Freundin, die gerade nach Jahren im Exil wiederkehrt. Oder so ähnlich.
    » Aha, offensichtlich geht es dir besser«, sagt sie.
    » Was?«
    » Du siehst toll aus. Du lächelst sogar.«
    » Rachel. Manchmal lächele ich. Ich bin kein Emo.«
    Sie sagt nichts. Und jetzt frage ich mich: Ich lächele doch, oder?
    » Was war es denn? Ein Vierundzwanzig-Stunden-Virus?«
    Okay, jetzt verstehe ich. » Ich glaube, ich war nur übermüdet oder so.«
    » Amy kann echt ätzend sein«, sagt sie.
    » Danke, dass du mich gerettet hast.«
    Sie zuckt mit den Schultern, als wäre es nicht der Rede wert. Wir schweigen. Ich weiß, dass sie mich über David ausfragen will. Sie weiß, dass ich nicht darüber reden will. Also sitzen wir schweigend da. Stecken fest. Ich will es ihr wirklich erzählen. Aber das würde dem Ganzen Bedeutung beimessen. Und das will ich nicht. Ich will es einfach so lassen, wie es ist. Rachel sieht aus dem Fenster. Ich schaue nach unten, spiele mit dem winzigen blauen Skateboard-Anhänger an meiner Tasche. Dann fällt mir etwas ein, worüber sie gerne redet.
    » Also, willst du für das Theaterstück vorsprechen?« (Auf dem Spielplan steht Macbeth. )
    Sie sieht gekränkt aus. » So etwas würde mich nur jemand fragen, der mich nicht kennt.« Rachel schauspielert, seit sie vier Jahre alt ist. Es liegt ihr im Blut. Natürlich wird sie vorsprechen. Sie sieht mich an. » Wir entfremden uns und es geht von dir aus«, sagt sie so ernst, dass ich sie nicht ansehen kann. » Okay, schon gut«, sagt sie dann. » Beachte mich nicht. Komm mir nicht zu nah. Aber erwarte dann auch nicht, dass ich mich anders verhalte.« Sie starrt aus dem Fenster.
    Mir ist schlecht. Ich wollte nie jemanden verletzen, schon gar nicht Rachel. Ich wollte nur Abstand halten, mich selbst schützen. Ich schaue sie von der Seite an und kann nicht glauben, wie weit es mit uns gekommen ist. Wir konnten uns immer alles erzählen. Ganz offen. Wir standen uns so nah. Oft dachten wir gleichzeitig dasselbe. Sagten gleichzeitig dasselbe. Lachten spontan laut los. Zur selben Zeit. Ich seufze tief. Dann sehe ich, wie Sarah auf

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