Wer braucht schon Liebe
einmal solltest du wissen, dass es sich nur um eine Vorsichtsmaßnahme handelt.«
Also streitet er nicht ab, dass sie eine Stalkerin ist. » Wer ist es?«
Wieder eine Pause. » Sie heißt Sarah Cameron. Sie ist Südafrikanerin. Mitte dreißig. Dein Vater hat sie in den Neunzigern mal auf die Bühne geholt.«
» In den Neunzigern? Sie verfolgt ihn seit den Neunzigern?«
» Nein, nein. Sie hat erst vor Kurzem Verbindung mit ihm aufgenommen.«
» Kapier ich nicht.«
Er holt tief Luft. » Sie ist anscheinend sehr …«, er macht eine Pause, » … religiös. Sie sagt: Als sie, und ich zitiere, deinen Dad › getroffen‹ hat, war er verheiratet, und sie hat das respektiert. Sie hat erst Verbindung zu ihm aufgenommen, nachdem deine Mum gestorben war.«
» Psychopatin.«
» Schau, Alex, es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen …«
» Ich mache mir keine Sorgen, ich verstehe nur nicht, warum jemand, der so religiös ist, Nacktfotos von sich verschickt.«
» Du weißt davon?«
» Anscheinend steht es überall im Internet.«
» Alex, das ist nicht ungewöhnlich. Manchmal verrennen sich Fans in etwas. Aber sie sind vollkommen harmlos. Sie sehen nur nicht, dass ihr Verhalten überzogen ist, bis irgendetwas sie wachrüttelt. So etwas wie ein Kontaktverbot.«
» Okay. Das verstehe ich. Aber warum braucht er ein Kontaktverbot, wenn sie in Südafrika lebt?«
» Sie ist vor Kurzem nach Irland gezogen.«
» Wegen ihm?«
» Das wissen wir nicht. Aber deswegen sind wir aktiv geworden. Nur damit wir auf der sicheren Seite sind.« Seine Stimme klingt beruhigend. » Schau mal, Alex, ich bin mir sicher, dass sie nur eine einsame Frau ist, die sich ein bisschen hat hinreißen lassen. Das Kontaktverbot wird dem ein Ende setzen.«
Und ich frage mich, wie man bloß einen uralten Tpyen von fünfundvierzig Jahren, der sich die Haare färbt und Keilabsätze trägt, derart bewundern kann, nur weil er berühmt ist. Außerdem frage ich mich, wann sich sein Leben endlich nicht mehr auf meines auswirkt.
Als ich zurückkomme, ist Ms Hall da. Sie ist so damit beschäftigt, die letzten Rollen zu vergeben, dass sie nicht bemerkt, wie ich hereinkomme. Ich setze mich zu den anderen Nicht-Theaterbegeisterten hinten im Saal. Ich hole mein Notizbuch hervor und kritzele darin herum. Einen Strick – für Simons Hals.
Plötzlich klatscht jemand in die Hände.
» Okay«, sagt Ms Hall. » Nun zu euch anderen.« Ich weiß nicht, warum sie mich ins Visier nimmt, aber sie tut es, bevor ich eine Chance habe, wegzusehen. » Alex!«
Mist.
» Weißt du schon, was du gern tun würdest?« Sie kommt auf mich zu.
Ich klappe das Notizbuch zu. » Äh. Irgendwas hinter der Bühne.«
» Wie wäre es mit Ton?«, fragt sie, als würde das auf der Hand liegen. Und ich bin es so leid, einen Rockstar zum Vater zu haben.
» Warum sollte ich Ton machen wollen?«
Überrascht reißt sie die Augen auf, und es wird still im Raum. Da wird mir bewusst, dass ich vielleicht ein bisschen zu laut war. Vielleicht habe ich es sogar herausgeschrien. Ich schließe die Augen und schüttele den Kopf. » Entschuldigung, ich wollte nur sagen, dass ich lieber etwas anderes machen möchte. Nicht Ton … Danke.«
» Was ist denn gegen Ton einzuwenden?«, fragt sie mit strengem Gesicht und zusammengepressten Lippen.
» Nichts. Ich bin bloß in anderen Sachen besser.«
» Als da wären?«, fragt sie, als würde ich mich besonders anstellen.
Ich kann nicht denken. Mit verschränkten Armen steht sie vor mir und sieht aus wie Mrs Tweedy aus Chicken run. Ihre Haare sind mittelbraun, ohne erkennbaren Schnitt; ihre Jacke, ihr Rock und ihre Schuhe sind eher letztes Jahrhundert als letzte Saison. Und die will Theaterlehrerin sein?
» Nun?«, fragt sie und tippt mit ihrem Fuß auf den Boden. Sie trägt fast genauso schreckliche Schuhe wie der Rockstar.
Und dann hab ich’s. » Die Kostüme! Ich kümmere mich um die Kostüme.«
Wie sie mich ansieht. Als würde ich gerade den größten Fehler meines Lebens machen. » Gut. Wenn du willst.« Schon schreitet sie von dannen. Und schießt sich auf Amy ein.
Ich werfe David einen Blick zu. Verdrehe die Augen über mich selbst.
Er zwinkert.
Dann kommt Sarah angerannt und sieht total bestürzt aus.
» Mir geht es gut«, sage ich, um ihr zuvorzukommen.
» Ach. Okay. Gut.« Sie klingt ernüchtert.
» Komm, wir schauen, wo Rachel ist«, sage ich und sehe mich im Saal um. Sie steht am anderen Ende, sieht herüber, kommt aber nicht. Und
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