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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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dann fällt mir wieder ein, wie es jetzt zwischen uns steht.
    ***
    Ein Grund, warum es so einfach ist, mit David zusammen zu sein, liegt darin, dass er mich nie bedrängt, weil er nicht erwartet, dass wir uns zu einem offiziellen Date oder so was verabreden. Er schlägt nie vor, ins Kino zu gehen, auf eine Party oder in die Disco. Er weiß, dass » Spaß« haben bedeutet, dass man sich hinterher schuldig fühlt. Also gehen wir später einfach mit Homer auf dem Killiney Hill spazieren. Es fängt an zu regnen, aber die Tropfen dringen noch nicht durch das Blätterdach der Bäume.
    » Du bist so still«, sagt er.
    Ich sehe hoch. Und stelle fest, dass wir seit einer Ewigkeit spazieren gehen. » Sorry. Ich denke bloß nach.«
    » Über das, was im Theaterkurs passiert ist?«
    Eigentlich hatte ich über Rachel nachgedacht, aber jetzt, wo er den Theaterkurs erwähnt, schüttele ich den Kopf. » Blöde Kuh.«
    » Sie hat halt keine Ahnung.«
    » Ich meine mich selbst. Ich kann es nicht fassen, dass ich so ausgerastet bin.«
    » Du bist nicht ausgerastet. Du bist ein bisschen wütend geworden. Sie hat es verdient.«
    » Ich wünschte einfach, die Leute würden ihn endlich nicht mehr erwähnen. Er hat sein eigenes Leben. Und ich hab meins.«
    Er bleibt stehen. » Okay. Zuerst mal ist Ms Hall nicht ›die Leute‹. Ms Hall ist bloß Ms Hall.«
    Und Simon Kelleher ist bloß Simon Kelleher, denke ich und fühle mich schon besser.
    Er legt den Arm um mich und wir gehen weiter.
    » Mag Mark Rachel?«, frage ich und sehe zu ihm hoch.
    Er bleibt stehen. Lächelt breit. » Mag Rachel Mark?«
    » Ich weiß es nicht.«
    » Dann weiß ich es auch nicht.«
    » Du weißt es schon. Du sagst es mir bloß nicht.«
    » Dabei handelt es sich um vertrauliche Informationen.«
    » Oh mein Gott. Er mag sie. Stimmt’s?«
    » Sag es ihr nicht.«
    Da fällt mir wieder ein, wie Rachel und ich zueinander stehen. » Schon gut. Mach ich nicht.«
    Er sieht mich an. » Ist alles in Ordnung zwischen euch?«
    Ich verziehe das Gesicht und seufze. » Eigentlich nicht«, sage ich.
    Und ich bin erleichtert, dass er es damit gut sein lässt.
    Später hole ich meinen Laptop heraus und googele den Namen des Rockstars und das Wort » Stalker«. Ich überfliege die Ergebnisse.
    » Typisch!«, sage ich laut und denke an Simon Kelleher.
    Es ist nicht » überall im Internet«. Nur ein paar Blogger, die das Ganze aufbauschen. In den aktuellen Nachrichten wird es nur kurz erwähnt – nichts, was ich nicht schon wüsste. Der Nachteil daran ist, dass es keine Fotos von ihr gibt. Vielleicht machen sie das so bei Stalkern, halten die Nachrichten möglichst knapp, um sie nicht noch zu ermutigen. Kann es sein, dass die Presse manchmal doch ein Gewissen hat?

11 Die Macbeths
    Niemand sonst würde es bemerken. Nur ich. Es sind vor allem die Dinge, die Rachel nicht sagt, die Male, die sie nicht einschreitet – um Sarah von einem heiklen Thema abzulenken, um Amy abzuwimmeln, um mich zu fragen, ob es mir gut geht. Aber das ist es nicht, was ich vermisse. Ich vermisse es, dass sie mir in die Augen sieht und sagt, was sie denkt.
    Am Donnerstag in der Cafeteria überrasche ich alle – mich selbst eingeschlossen.
    » Hey, warum gehen wir morgen nicht ins Kino und ihr übernachtet bei mir?«
    » Klasse!«, sagt Sarah automatisch.
    Rachel starrt auf ihr Mittagessen. » Tut mir leid«, sagt sie. » Ich hab schon was vor.«
    » Was?«, fragt Sarah unverblümt.
    Rachel wird rot. Sie zögert. » Eine Familienangelegenheit.«
    Mein Magen schnürt sich zusammen und auch ich werde rot. Denn es gibt keine Familienangelegenheit.
    Sarah sieht mich an. » Mir passt es immer noch gut«, sagt sie fröhlich.
    » Ach ja, toll.«
    Als ich heimkomme, wimmelt es im Haus nur so von Menschen. Der Rockstar ist also zu Hause. Als ob es noch ein Zuhause wäre. Die Küche ist jetzt voller Lärm. Voller Lärm und voller fremder Leute. Und voll mit exotischem Essen, das ich nicht will. Ich gehe mit Homer, das Zweitbeste nach Mum, nach oben. Ich hole mein Fotoalbum unter dem Bett hervor und blättere gleich zu der Seite mit meinem absoluten Lieblingsfoto von mir und Mum, aufgenommen in einer Telefonzelle nur ein Jahr, bevor sie die Diagnose bekam, und nehme es heraus. Es ist die letzte Aufnahme von uns, als alles noch normal war. Wenn ich es mir jetzt so anschaue, fällt mir wieder ein, wie ähnlich wir uns sahen: gleiche Haarfarbe (braun-blond), gleiche Gesichtsform (irgendwie feenartig), gleiche Form der

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