Wer braucht schon Liebe
auf ein Sofa. Sarah, Mark und Simon nehmen in den Sesseln Platz.
» Also, gut gemacht, Jungs«, sagt Sarah und hebt ihren Smoothie zum Prosten.
Wir stoßen mit den Plastikbechern an.
» Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich den Macduff gekriegt habe«, sagt Simon.
Ich denke an David, der die Rolle wollte. Obwohl er den Duncan bekommen hat, ist er bestimmt enttäuscht. Mitfühlend presse ich mein Bein gegen seins. Er erwidert den Druck. Dann drücken wir beide und es bekommt eine andere Bedeutung. Ich muss mich zwingen, ihn nicht anzusehen.
» Ist Rachel nicht super?«, sagt Sarah und sieht Mark dabei direkt an.
» Meine Stimme hat sie jedenfalls«, sagt Mark.
Rachel schaut verlegen drein.
» Sie nimmt Schauspielunterricht, seit sie vier ist oder so«, sagt Sarah. » Stimmt’s, Rachel?«
» Äh, ja.« Sie wird rot.
» Sie hat sogar für Rollen im Fernsehen vorgesprochen, nicht wahr, Rachel?«
» Vorgesprochen, Sarah. Hast du mich schon mal im Fernsehen gesehen?«
Sarah reißt die Augen auf und blickt Rachel durchdringend an, so als wollte sie sagen: » Was tust du da?«
Ich bin mir überdeutlich bewusst, dass David neben mir sitzt. Dass unsere Beine sich berühren. Am liebsten möchte ich ihn an der Hand nehmen und weggehen mit ihm.
» Das Tolle ist«, sagt Mark, » dass ich David in der siebten Szene oder so umbringen darf.«
» Deswegen hast du also für diese Rolle vorgesprochen«, sagt David.
Mark sieht ihn scharf an.
» Und ich darf Macbeth umbringen«, sagt Simon, als wäre das so eine Art Sieg.
» Mensch. Jetzt bedauere ich es, dass ich nicht vorgesprochen habe«, sagt Sarah. » Es klingt so … aufregend. Lauter Morde.«
» Für ein paar Rollen läuft das Vorsprechen noch«, schlägt Mark vor.
» Nö«, sagt Sarah, » jetzt ist es zu spät.«
***
Als wir in der DART sitzen und nach Hause fahren, ist Sarah nicht glücklich.
» Was habt ihr zwei für ein Problem? Ihr habt euch gerade die ideale Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen. Diese Typen sind wirklich caliente.«
» Mark ist ein Idiot«, sagt Rachel finster.
» Ein caliente Idiot«, sagt Sarah.
Rachel seufzt. » Kapierst du denn nicht, Sarah? Er treibt nur Spielchen mit mir.«
» Dann spiel halt auch. Mein Gott!«, sagt Sarah. Dann dreht sie sich zu mir. » Und du. Du hast den Mund nicht aufgekriegt.« Sie sieht besorgt aus. » Ich glaube, er ist nicht mehr an dir interessiert, Alex. Er hat dich nicht ein einziges Mal angesehen.«
Mein iPhone klingelt. Eine SMS . Von David: » Flirt.«
Mir wird bewusst, dass ich lächele, und ich zwinge mich, es zu unterdrücken. Und obwohl es mir in den Fingern kribbelt, zu antworten, tue ich es erst, als ich allein bin.
» Was?«, simse ich ihm später zurück.
» Konnte Beine nicht bei mir behalten.«
» Was bist denn du für einer, Perversling.«
Am nächsten Tag kommt Ms Hall, die Theaterlehrerin, zu spät, also hängen wir einfach im Saal rum. Rachel, Sarah und ich sitzen hinten auf einer Bank. Simon Kelleher kommt zu uns. Und sieht mich an.
» Dein Vater hat also Angst vor Frauen?«
» Was?« Und es ist so weit, jetzt kommt der Fallout.
» Erzähl mir nicht, dass du es nicht gehört hast. Er hat ein Kontaktverbot gegen einen seiner weiblichen Fans erwirkt. Es steht überall im Internet.«
Die Köpfe drehen sich zu uns. Hätte er es nicht noch etwas lauter sagen können?
» Und?«, frage ich, als wäre ich gelangweilt.
» Nichts und. Sie ist eine Frau. Was kann sie schon tun, ihn heiraten?«
» Das ist total sexistisch«, ist alles, was mir dazu einfällt.
» Simon«, unterbricht Sarah ihn. » Wenn Alex’ Vater ein Kontaktverbot erwirkt hat, dann muss es eine ernste Sache sein. Wahrscheinlich ist sie eine Stalkerin.« Bei dem Gedanken weiten sich ihre Augen. » Über Stalker macht man keine Witze, Simon. Madonna hatte einen Stalker. Das kann gefährlich sein.«
Ich wäre gern woanders.
» Na ja«, fährt Simon fort. » Wenn mir jemand Nacktfotos von sich schicken würde, würde ich denjenigen nicht unbedingt daran hindern.« Er sieht sehr zufrieden mit sich aus.
Ich verdrehe die Augen. Und gehe raus. Im Flur bleibe ich stehen. Nacktfotos. Niemand hat mir was von Nacktfotos erzählt. Ich gehe das Risiko ein, zum Nachsitzen verdonnert zu werden, und gehe zu meinem Schließfach, um mein Handy zu holen. Es dauert nicht lange, bis Mike antwortet.
» Was hat’s auf sich mit dieser Stalkerin?« Ich verwende das Wort absichtlich.
Kurzes Schweigen. » Okay. Zuerst
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