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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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meine Haare und ich greife in seine.
    » Ich gehe nirgendwohin«, flüstert er wieder und wieder.

12 Sag, dass ich dämlich bin
    Es kommt mir vor, als hätte er mich gebeten, ohne Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen. Und ich habe seine Hand genommen und bin gesprungen. Habe alle Vorsicht fahren lassen. Ziehe mich nicht mehr zurück. Ich hätte nie gedacht, dass es so befreiend sein würde, loszulassen und zuzulassen, dass ich fühle, was ich fühlen will.
    Aber es ist so.
    Am Sonntag haben wir zum ersten Mal einen ganzen Tag miteinander verbracht. Das letzte Mal, als ich so langsam durch den Zoo spaziert bin, war ich zwei Jahre alt und hatte darauf bestanden, meinen Buggy selber zu schieben – den ganzen Weg. Heute bleiben wir immer wieder stehen. Um die Tiere anzusehen, aber vor allem, um einander anzusehen, uns anzulächeln, uns zu berühren, zu küssen. Ich habe nie so recht verstanden, warum Leute sich in der Öffentlichkeit küssen. Ich hielt es immer für geschmacklos, irgendwie angeberisch. Jetzt verstehe ich es. Manchmal kann man einfach nicht die Hände von jemandem lassen. Es ist Mitte Oktober. Und kalt. Aber zum ersten Mal seit sieben Monaten ist mir warm. Als würde Blut durch meine Adern fließen. Als wäre ich lebendig.
    Ein kleines älteres Pärchen läuft untergehakt auf uns zu.
    » Oh mein Gott«, flüstere ich, » die sind aber süß. So will ich sein, wenn ich alt bin. Immer noch in den Zoo gehen. Immer noch Händchen halten …« Ich sage nicht: » … mit dir.« Denn das wäre so, als würde ich sagen: » Komm, wir heiraten.« Aber ich wünsche mir, dass es mit ihm ist. Ich kann es mir mit keinem anderen vorstellen. Ich versuche, mir auszumalen, wie er wohl wäre. Ich denke an Benjamin Button. Dann denke ich: Hör auf zu denken. Er zieht mich näher an sich heran und dreht mich zu sich und dann küssen wir uns. Und ich denke schon wieder. Warum alt werden? Warum nicht diesen Moment einfrieren, genau hier, und für immer so bleiben?
    » Oh, ein Liebespaar«, ruft ein Kind hinter uns her.
    Wir sehen das Kind an und dann uns und prusten los. Es klingt einfach so altmodisch.
    Wir stehen eine Ewigkeit bei den Seehunden. Ich muss David wegziehen. Er erinnert mich an meinen Dad (als er noch mein Dad war), der eine Schwäche für Orang-Utans hat. Er hätte den ganzen Tag vor ihrem Käfig gestanden, wenn wir ihn gelassen hätten. Sie wissen, wie man lebt, hat er immer gesagt. Wie man einfach faulenzt, Spaß hat, eine Familie ist. Jetzt könnte es nicht schaden, wenn er ein paar Tage bei den Orang-Utans eingesperrt würde. Aber ich will jetzt nicht an ihn denken. Und einen perfekten Tag ruinieren.
    David kauft mir ein kleines rosafarbenes Känguru. Ich kaufe zu viele Süßigkeiten. Wir machen ein Foto von praktisch jedem Tier. Und von uns beiden.
    Als er mich zu Hause absetzt, will sich noch keiner von uns verabschieden, also gehen wir mit Homer zum Strand. Ich werfe ein Frisbee zu David. Homer springt mit allen vier Pfoten aus dem Sand hoch, um es zu fangen. Aber, wie heißt es so schön in Chicken Run – er hat keinen Schub und kommt nicht ran. David springt gleichzeitig hoch, sein Kapuzenpulli rutscht nach oben und enthüllt einen glatten, muskulösen Bauch. Am liebsten möchte ich da hineinkriechen und mich ankuscheln. Er fängt das Frisbee, schlägt der Länge nach in den Sand und schlittert ein Stück weiter. Er nimmt mich Huckepack und versucht, Homer zu überholen. Wir schreiben unsere Namen in den Sand. Dann schleudern wir erschöpft einen Ball ins Meer, lassen uns in den Sand sinken und sitzen da in gelassenem Schweigen. Ich sammele kleine Steinchen und lasse sie durch meine Finger rieseln. Ich tue es noch mal, mir fallen die Farben auf – nicht nur Grau und Weiß, sondern Gelb, Schwarz, Olivgrün und eine braunrote Farbe, deren Namen ich nicht kenne. Ich wähle meine Lieblingssteine aus und ordne sie auf meinem Handrücken an.
    Er lächelt. » Was machst du da?«
    » Ein kleines Universum bauen.«
    Er wühlt im Sand. Dann legt er einen winzigen weißen Stein an den Rand meines Universums. Ohne nachzudenken, nehme ich seinen Planeten und lege ihn ins Zentrum. Wir sehen uns lange an, dann küssen wir uns. Er schließt mich in seine Arme und hält mich fest. Wenn man sich vorstellt, wie bescheuert es wäre, jemandem zu sagen, dass er einen wärmt. Aber das tut er. Er wärmt mich. Außerdem gibt er mir Energie. Ich will etwas unternehmen. Ich nehme seine Hand und ziehe ihn hoch.
    » Lust

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