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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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gegenüber alles sagen und tun zu dürfen.
    » Tu das nie wieder«, sage ich.
    » Was?«, fragt sie mit weit aufgerissenen Barbie-Augen.
    » Du weißt verdammt genau, was.«
    Sie wirft mir einen Blick zu, als wollte sie sagen: » Krieg dich wieder ein.«
    » Eine Freundin tut so etwas nicht, Sarah. Eine Freundin macht nicht den Freund der anderen an. Würde ich dir so etwas antun? Oder Rachel?«
    Sie ist aufgekratzt wie immer. » Das wäre ziemlich schwierig, wenn man bedenkt, dass ich keinen Freund habe.«
    » Es ist nicht zu fassen.«
    » Und du reagierst über.« Sie krümmt die Finger und untersucht ihre Nägel.
    » Was hast du für ein Problem?«, flüstere ich. » Warum muss sich immer alles um dich drehen? Du bist mit niemandem zusammen, na und? Die halbe Welt ist Single. Und die werden auch damit fertig, ohne die Freunde von jemand anderem anzubaggern. Weißt du was? Ich habe die Nase voll von der Arme-Sarah-Tour. Steck es dir sonst wohin.«
    Ich stehe auf und gehe zur Tür, wo ich schäumend vor Wut warte, bis sie sich an unserer Haltestelle öffnet. Dann bin ich draußen, kämpfe mich den Hügel hinauf, vorbei an Schülergruppen in Uniform. Und als ich auf die Schule zustürme und sehe, wie die Fußballenwippe ihren Toyota Corolla vorsichtig rückwärts einparkt, berührt es mich seltsam, dass etwas, was sie zu Beginn des Schuljahres gesagt hat, auf einmal so viel Sinn macht. Was ist eine Freundin? Jedenfalls niemand, der sich an deinen Freund ranmacht. Niemand, der nur an sich denkt. Okay, ihre Eltern haben sich getrennt. Aber das gibt ihr nicht das Recht, mich so zu behandeln. Eine richtige Freundin würde das nicht tun. Egal, was in ihrem Leben vor sich geht.
    David kommt zu spät zur Schule. Er entschuldigt sich und setzt sich auf seinen Platz. Er wirft einen Blick zu mir nach hinten und lächelt. Aber sein Lächeln ist anders. Es ist unbeteiligt und leer und es verbirgt etwas. Ich beobachte ihn den ganzen Vormittag, wie er aus dem Fenster starrt, nicht mitkriegt, wie der Lehrer ihn aufruft, wie er sich entschuldigt. Es kommt mir vor, als hätte ich heute Vormittag nichts anderes von ihm gehört als » Entschuldigung«.
    In der Pause gehen wir alle wie üblich in die Cafeteria. Ich schaue Sarah nicht an. Aber ich sehe, wie David sich ihr gegenüber verhält. Er ist anders: still, zurückgezogen. Aber andererseits: Er verhält sich allen gegenüber nicht so wie sonst. Er ist irgendwie weit weg. Ich muss hier raus. Ich stehe auf und lasse mein Tablett stehen, als würde ich wiederkommen. Aber ich laufe zu meinem Schließfach, nehme meine Jacke und gehe nach draußen. Es ist windig, kalt und grau, aber ich brauche Luft, und alles ist besser, als mit Sarah im selben Raum zu sein. Oder zurzeit auch mit David. Ich ziehe mir den Schal hoch ins Gesicht, vergrabe die Hände in den Taschen, ziehe den Kopf ein und marschiere los. Ziemlich schnell.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, da höre ich, wie Rachel nach mir ruft. Ich bleibe stehen und drehe mich um. Sie schließt zu mir auf.
    » Ich habe dich durch das Fenster gesehen. Alles okay mit dir?«
    Ich sehe sie an. » Nein.«
    Sie holt tief Luft. » Schau mal, ich weiß, es war dumm, was sie getan hat, aber so ist sie eben manchmal. Sie braucht das, im Mittelpunkt zu stehen. Es war keine böse Absicht. Das ist es bei Sarah nie.«
    » Sarah ist mir egal«, fahre ich sie an. » Irgendwas stimmt nicht mit David.«
    » Wie meinst du das? Was stimmt nicht?«
    » Ich weiß es nicht. Er will es mir nicht sagen. War in der DART alles okay, nachdem ich ausgestiegen bin?«
    Sie sieht überrascht aus, dann runzelt sie die Stirn, versucht sich zu erinnern. » Ja, wir saßen alle zusammen. Sarah hat ihre übliche Masche abgezogen und versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber wir haben sie ignoriert.«
    » Ist Mark mit dir aus der DART ausgestiegen?«
    » Ja, warum? Oh mein Gott, du glaubst doch nicht …?« Sie sieht schockiert aus.
    » Nein. Nein, glaube ich nicht.«
    » Das würde David doch nie tun.«
    » Ich weiß.« Ich atme tief durch. Ich wünschte, ich wüsste, was los ist.
    » Soll ich Mark mal fragen, ob er was weiß?«
    » Nein! Sag nichts. Ich muss es selber herausfinden. Beziehungsweise, David soll es mir selber erzählen. In der Zwischenzeit erwarte keine enge Freundschaft zwischen mir und Sarah, denn das wird nicht passieren, okay?«
    Sie sieht mich lange an, dann nickt sie. » Okay.« Aber ich weiß, was sie denkt – wie stehen wir

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