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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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selbst erschrocken. Die Männer sind wohl sprachlos, starren mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Wow, das war ja die übertriebenste Reaktion des Jahrhunderts.
    Ich bin so verzweifelt, dass ich aus der Halle flüchte. Draußen ziehe ich schnappatmend Luft in meine Lunge. Das Gespräch hat viel Kraft gekostet. Zu frisch sind die Wunden, die dieser Alptraum hinterlassen hat.
    Energisch laufe ich zum Grab meiner Mutter. Nach ein paar Metern keuche ich bereits vor Anstrengung. Mein Körper hat sichtlich abgebaut. Ich bin so mager, dass mir der Stoff meines Kleides von den Rippen hängt. Noch nicht mal bei der Hälfte der Strecke angelangt, packt mich ein Schwindel. Bevor ich mich an einem Baum festhalten kann, zieht mich die Schwerkraft in die Tiefe.
    Beliar fängt mich auf, hebt mich wortlos in seine Arme und trägt mich zurück in die Burg.
    „Nein“, wehre ich mich. Eigentlich weiß ich nicht mal genau wogegen. Wahrscheinlich ist es eine selbstausgesprochene Warnung an meinen Körper, keine Schwäche vor den Männern zu zeigen.
     

    „Raven, wach auf.“
    „Beliar?“, hauche ich.
    „Nein, hier ist Artis.“
    „Bruder.“ Ich öffne die Augen.
    „Du hast geschrien. Ich dachte, ich hole dich lieber aus dem Alptraum“, erklärt er. Ich lächle, weil er mich im Arm hält.
    „Beliar ist abgereist“, aus Artis‘ Mund lässt mein Lachen versiegen. Er ist gegangen ohne sich zu verabschieden.
    Energisch stemme ich mich hoch. Junus lehnt an der Wand und sieht besorgt aus.
    Jetzt reichts. Ich muss mich wieder einkriegen. Eigentlich habe ich mir doch geschworen, kein ängstliches Häschen zu sein.
    Im Grunde genommen hatte ich unsagbares Glück, dass Gillean mir geholfen hat. Gut, das mit dem Scheiterhaufen war echt gruslig, aber meine Familie hat mich ja glücklicherweise befreit. Hoffentlich glaubt mir das mein Herz auch bald. Es schlägt in letzter Zeit viel zu schnell vor Angst. Es stolpert sogar. Ich habe Angst, es könnte mir jeden Moment aus der Brust springen.
    Junus kommt auf mich zu, weil ich meine Hand instinktiv an mein Herz presse, damit es aufhört.
    „Was hast du?“, will er wissen.
    „Es schlägt so schnell“, hauche ich aufgebracht.
    Junus hext sich ein Stethoskop, das er mir mit den Worten: „Lass mich das mal ansehen“, an die Brust presst. Parallel dazu überprüft sein Daumen an meinem Handgelenk meinen Puls. Wow, jetzt lässt er echt den Arzt raushängen.
    „Atme tief ein und aus“, verlangt Junus.
    Nach ein paar Minuten kommt er zu dem Schluss: „Beruhige dich Raven. Du stehst wahrscheinlich noch unter Schock. Dein Körper war einer Stressbelastung ausgesetzt. Womöglich bist du leicht traumatisiert. Ruh dich aus.“
    „Quatsch, mir geht’s gut“, erkläre ich trotzig. „Ich werd schon wieder. War Beliar noch einmal hier, bevor er gegangen ist?“, frage ich ihn.
    „Nein, er hat mit Vater gesprochen, daraufhin hat er die Burg verlassen“, informiert mich Artis. Meine zwei Brüder tauschen Blicke aus, die ich nicht deuten kann.
    „Was war das?“, will ich wissen.
    „Was meinst du?“, fragt mich Artis.
    „Euer Blick. Ihr verschweigt mir etwas. Raus damit“, fordere ich.
    Sie sehen so ertappt aus, dass ich mich in meiner Vermutung bestätigt fühle.
    Artis streicht über meinen Rücken. „Später, du solltest dich ausruhen, wie Junus dir geraten hat“, versucht er mich abzuwimmeln.
    „Jetzt“, fordere ich.
    „Sie wird es sowieso bald herausfinden“, richtet Artis das Wort an Junus.
    „Was werde ich bald herausfinden?“, hake ich nach.
    Junus erklärt: „Beliars Zirkel hat ihm ein Ultimatum gestellt. Wenn er Hope nicht bald heiratet, stellen sie sich gegen ihn. Das sagen zumindest Gerüchte.“ Okay, ich bin geheilt, mein Herz ist gerade stehengeblieben.
    Artis zieht mich an seine Brust. „Er wird dich unglücklich machen Raven. Lass ihn gehen.“ Als ob das so einfach wäre.
    Junus legt mir das Amulett, das ich abgenommen habe, damit sie mich heilen können in die Hand.

Rosa
     

    Okay, zugegebenermaßen ist dieser Plan etwas extrem, aber ich muss Gillean dringend sprechen. Muss erfahren, ob er uns helfen wird.
    Da ich niemanden von meiner Familie für die Idee, mit Gillean einen Handel einzugehen begeistern konnte, zieh ich das jetzt alleine durch. Was soll ich sagen, ich muss einfach meinen Kopf durchsetzen. Das lässt mir sonst keine Ruhe.
    Die Männer wollen immer nur mit dem Kopf durch die Wand, anstatt es mal auf dem friedlich-diplomatischen Weg zu

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