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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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Bruder. Sogleich tue ich, was er sagt.
    Sein Zauber wärmt mich zwar, aber die innere Kälte bleibt zurück.
    „Willst du dich umbringen? Ist es das, was du vorhast?“, brüllt er mich an. Ich weiß nicht wieso, aber ich hab diesen Ohrwurm von Eminems Song „
The Monster
“ im Kopf, den ich vor mich hin singe: „
I’m friends with the monster that`s under my bed
.“
    Junus verpasst mir eine leichte Ohrfeige und raunt er fuchsteufelswild: „Drehst du jetzt vollkommen durch?“
    „Ich glaub schon“, stoße ich lächelnd aus.
    „Ich hole Beliar“, erklärt er.
    „NEIN“, brülle ich, während ich mich von ihm losreiße und aufstehe. Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, aber dennoch stelle ich mich ihm entgegen.
    Junus sieht verzweifelt aus und erklärt: „Doch, ich hole ihn. Er soll dich fesseln, damit du dich nicht mehr selbst verletzen kannst. Du bist zu weit gegangen Raven. Egal was dein Vater gesagt hat, das kann doch nicht dazu führen, dass du dich selbst zerstörst“, raunt er haareraufend.
    „Er ist nicht mein Vater“, stelle ich fest.
    „Ich bin auch dein Bruder, obwohl wir unterschiedlichen Blutes sind“, verkündet er schwer atmend. Im nächsten Augenblick zieht er mich an sich.
    „Tu mir das nicht an Raven. Ich will dich nicht verlieren“, haucht er mir ins Ohr.
    Erst jetzt begreife ich, wie sehr ich meinem Bruder mit meinem Handeln wehtue.
    „Ich reiße mich zusammen“, verspreche ich. Mein Bruder vergräbt seine Hand in meinem Haar. Er ist total fertig. Das rüttelt mich endgültig wach. Ich kann so nicht weitermachen. Mein Bruder hat recht, ich zerstöre mich selbst.
    „Sag Beliar nichts davon“, verlange ich.
    „Das würde dir so passen“, entgegnet er trotzig.
    „Bitte Junus“, flehe ich.
    „Nur wenn du versprichst, dir keine Schmerzen mehr zuzufügen“, verlangt er.
    „Ich verspreche es“, flüstere ich ihm in den Nacken.
    Erst jetzt lässt er mich los, küsst mich auf die Stirn und streicht mir über die Wange. „Ab jetzt stehst du unter meiner ständigen Beobachtung, hörst du? Ein Wort des Widerstandes und ich sag es Beliar“, droht er.
    Ich nicke leicht.
     

    Stundenlang starre ich bereits aus dem Fenster im Büro. Die Decke, die ich um meine Schultern gezogen habe, vermag mich kaum zu wärmen.
    Mein Bruder tippt stoisch in seinen Computer. In zweiminütigen Abständen lässt er einen Kontrollblick zu mir hinüberwandern.
    Es klopft an die Tür. Keine zwei Sekunden später betritt Beliar den Raum. Mein Bruder sendet mir diesen ‚Ich-beobachte-dich‘-Blick zu und lässt uns allein.
    „Wie hat dein Ziehvater darauf reagiert?“, will Beliar wissen.
    Ich atme tief durch, wappne mich für die nächsten Worte, stehe auf und stelle mich ihm entgegen. Er will näherkommen, doch ich halte ihn mit meiner Hand zurück.
    „Ich habe nachgedacht … über uns“, informiere ich ihn.
    Ich versuche, so viel Kraft wie möglich in meine Stimme zu legen und fahre fort: „Ich will, dass du zurück in deine Burg gehst und Hope zur Frau nimmst. Ich will, dass du den Zirkel mit einem starken Nachkommen schützt. Du machst mich unglücklich und ich mache dich unglücklich. Was immer das zwischen uns ist, ist mit dem heutigen Tage vorbei. Ich ertrage es nicht, dass ich dich nicht haben kann. Früher oder später werde ich mich dadurch selbst zerstören. Ich will dich nie mehr wiedersehen, Beliar. Um unser beider Willen.“ Die Tränen halte ich mit übermenschlicher Kraft zurück.
    Beliar ist wie erstarrt. Aus seinem Gesicht lässt sich keinerlei Emotion ableiten.
    „Hat dir dein Ziehvater verboten, mich weiterhin zu sehen? Hat er dir den Kontakt mit mir untersagt?“, will er im nächsten Augenblick wissen.
    „Hier geht es einzig und allein um dich und mich. Mein Ziehvater hat damit nichts zu tun. Ich hätte das schon vor langer Zeit tun sollen. Eigentlich schon damals, als du durch meinen Test gefallen bist. Irgendwie brauchte ich diesen Totalabsturz, um mich selbst wachzurütteln. Leb wohl Beliar“, hauche ich.
    Er ballt die Hände zu Fäusten. Kurz habe ich Angst, er lässt einen Fluch auf mich los, doch im nächsten Augenblick stürmt er aus der Tür. War klar, dass er nicht um mich gekämpft hat.
    Das bestärkt meine Entscheidung noch. Es war das Richtige, einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn das wahr ist, wieso strafen mich meine Tränen dann der Lüge?
    Ich will gerade das Zimmer verlassen, da packt mich jemand von hinten und sagt: „Hast du mich

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