Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Oberarme sind der absolute Wahnsinn.
„Die nehm ich lieber. Du siehst etwas blass aus.“ Ja, wollen mal sehen, wie du aussiehst, wenn du grad verprügelt worden wärst. Erst jetzt wird mir bewusst, wie viel Glück ich hatte, dass er vorbeikam und mich rausgeboxt hat. Mein Körper realisiert das auch gerade. Ein Zittern setzt ein, das ich mit geballten Fäusten zu verbergen versuche.
„Wie heißt du eigentlich?“, holt mich aus meinem heimlichen, ihn von der Seite her Anschmachten. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, schnappe mir seinen Arm und male mit meinem Zeigefinger die Buchstaben H O P E auf seinen verrußten Unterarm. Der Moment hat so etwas Intimes, dass meine Berührung länger an seinem Arm verharrt, als notwendig gewesen wäre. Ich versinke förmlich in seinen Augen.
„Ich bin Beliar.“ Ja ich weiß. Schnell lasse ich ihn los und gehe weiter. Was tust du da? Er würde sich niemals mit dir einlassen, also mach dir keine Hoffnungen.
Viel zu schnell haben wir den Hügel vor der Burg erreicht. Ich stoppe wehmütig.
„Was hast du?“, will er wissen. Sollte ich ihn nach dem Steinkreis fragen? Ich riskiers einfach. Was hab ich zu verlieren?
Unter Schmerzen bücke ich mich nach einem Stein, den ich ihm vor die Nase halte. Dann male ich einen Kreis um meinen Namen, der noch auf seinem Unterarm steht. Übrigens sehr nett, dass er ihn noch nicht weggewischt hat.
„Ich verstehe nicht?“ Verdammt. Auf den Boden vor seinen Füßen baue ich soeben einen kleinen Steinkreis und sehe mich in alle Richtungen um.
„Steinkreis?“ Ja. Ich nicke überschwänglich. „Es gibt einen in der Richtung der Stadt Anuk-Na. Sie liegt einen halben Tagesritt entfernt.“ Wo? Ich drehe mich suchend im Kreis.
„Hier entlang, aber der Weg ist weit.“ Ich blicke in die gezeigte Richtung und nicke. Dann zerre ich an den Säcken, um ihm zu zeigen, dass ich von nun an wieder übernehme.
„Es ist noch ein Stück bis zur Burg. Ich trage sie noch.“ Das geht nicht. Wenn die mich mit ihm sehen, bekomm ich Ärger. Der Lord ist sowieso nicht gut auf mich zu sprechen. Der denkt doch gleich, ich hab ihn verpfiffen oder nach dem Steinkreis gefragt. Ich schüttle eindringlich den Kopf. Hoffentlich checkt er es.
„Wie du willst.“ Beliar legt mir die Säcke um die Schultern. Sie sind irgendwie noch schwerer geworden, aber ich stemme mich dagegen. Zum Abschied winkend drehe ich mich um und gehe weg.
„Hope?“ Mein Herz macht einen Satz. Damit es nicht so offensichtlich aussieht, lasse ich ein paar Sekunden verstreichen, bevor ich mich umdrehe. „Dein Kleid – du solltest …“ Beliar zeigt auf seine Rückseite. Wie wild geworden streiche ich über meinen Po. Verdammt. Da ist ein Riss genau über meiner linken Arschbacke. Man sieht sicher sprichwörtlich bis nach Hause. Schnell platziere ich den Sack so, dass die Stelle verdeckt ist. Ohne ihn nochmal anzusehen und mit hochrotem Schädel mache ich mich davon. Ich bin so ein Idiot. Was hatte ich erwartet? Eine Liebeserklärung? Ich glaube, die frische Luft tut mir nicht gut oder sind das die Hormone? Egal, ich sollte auf jeden Fall kalt duschen.
Ich hab absolut keine Ahnung wie, aber ich habs in die Burg geschafft. Die blöden Säcke knalle ich in eine Ecke des Stalles.
Aus der Eingangshalle dringen bereits Stimmen. Verdammt. Schnell mache ich kehrt, doch ich wurde bereits entdeckt. „Hope!“ Der Lord klingt sauer. „HOPE, hierher!“ Jetzt bin ich wohl doch der Schlosshund geworden, den man mit Tierkommandos ruft.
Humpelnd trete ich ein. Die Jungs stehen neben dem Lord.
„Du warst Stunden weg. Ich wollte gerade Duncan auf die Suche nach dir schicken. Was hast du schon wieder angestellt? Tritt ins Licht, damit du deine Bestrafung erhältst.“ Da ist dir schon eine Bande Trottel zuvorgekommen. Übrigens. Musst du so schreien? Ich hab Kopfschmerzen.
Die Lichtstrahlen aus den bunten Fenstern tragen dann zur kollektiven Erkenntnis bei. Ich muss echt übel aussehen, ihren Blicken zufolge. Was? Noch nie jemanden gesehen, der sich gerade geprügelt hat?
„
Hope
? Was ist mit dir passiert?“ Nick ist an meiner Seite und legt seine Hand an meine Schulter, die ich ihm gleich wieder entreiße. Lass dein Mitleid stecken, du Arsch. Gerade merke ich, dass ich Nasenbluten bekommen habe. Na wunderbar.
„Wer war das?“, will der Lord fuchsteufelswild wissen. Ich zucke mit den Schultern. Die haben sich nicht vorgestellt, wenn du das meinst.
„Wurdest du verprügelt?“,
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