Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
meinten, ich müsse vom Teufel besessen sein, wenn sie extra seinen Sohn schicken. Mein verängstigter Gesichtsausdruck lässt ihn: „Die sind nicht wegen dir hier. Lord Thalis hat sie eingeladen. Wir leben hier in friedlicher Koexistenz“, ergänzen.
Ich zeige auf seine Handfläche, danach auf das Feuer im Kamin und später nach oben, wo ich die Gäste vermute.
„Was? Nein, das sind keine Hexer. Das sind nur normale Männer, die glauben, sie können sich hier wichtigmachen. Komm jetzt, die warten schon.“
Erschöpft gehe ich zurück zur Schüssel und starre aus dem Fenster.
„Mann Hope, du bist abgemagert. Ich werde mit Lord Thalis sprechen.“ Glotzt er mich etwa an? Wütend bewerfe ich ihn mit dem vollgesogenen Schwamm aus meiner Schüssel, der ihn natürlich verfehlt, da er ihn vorher mit der Kraft seiner Gedanken weggeschleudert hat.
„Du bewirfst mich mit Sachen? Dafür zeigst du mir jetzt dein Teufelstattoo, dann sind wir quitt.“ Fest entschlossen stapft er auf mich zu. Oh, oh. Er darf es nicht sehen. Ich kann nicht erklären, warum ich das Gesicht des Oberhauptes des Schwarzen Ordens am Körper tätowiert trage. Fest umklammere ich das Tuch, das meinen Körper bedeckt und schüttle den Kopf.
„Komm schon, da gibt es nichts, was ich noch nicht gesehen hätte.“ Ein melodiöses Lufteinziehen geht durch den Raum. Ups. Eleonor steht im Raum und sieht echt furchteinflößend aus.
Nick lässt meinen Arm los, als hätte er sich daran verbrannt. Erschrocken dreht er sich in die Richtung meines schreckgeweiteten Blickes um. Jetzt ist die Kacke so richtig am Dampfen.
„Eleonor, also ich weiß, das klingt abgedroschen, aber ich kann dir das erklären.“ Ihre Augen treten heraus und sie zeigt mit dem Finger auf mich. „Ich habe dich gewarnt Sklavin.“ Sie ist echt zum Fürchten. Nick stellt sich schützend vor mich, bevor sie mich verfluchen kann.
Das macht sie noch wütender und sie zieht Leine. Wie ein Schoßhündchen dackelt er ihr hinterher. Wunderbar. Wieder jemanden gegen mich aufgebracht, der mich verkloppen will. Stell dich hinten an Schätzchen.
Der Speisesaal ist bereits gedeckt und ich halte mich im Hintergrund, während alle an der Tafel Platz nehmen. Glücklicherweise habe ich noch ein zweites Kleid zum Wechseln – das andere ist hinüber.
Ein Spanferkel steht in der Mitte des Tisches, über das sie sich sogleich hermachen. Meine Aufgabe ist es, den Wein nachzuschenken, wenn jemand den Becher hochhält.
Eleonor ist bester Laune, ignoriert Nick aber vehement. Sie unterhält den gesamten Tisch mit witzigen Zitaten und hält die Gespräche aufrecht, wenn eine kurze Sprechpause entsteht.
Zugegebenermaßen macht sie das echt gut.
„
Hope
!“ Lord Thalis holt mich aus meinen Gedanken. Das Oberhaupt des Schwarzen Ordens, Lord McConnor, hält seinen Becher wohl schon länger hoch. Du schaffst das – lass dir bloß nichts anmerken.
Zielsicher steuere ich auf ihn zu. Meine Hand zittert nicht mal, als ich seinen Kelch fülle.
„Ich wusste nicht, dass du Hand an deine Sklaven legst, mein Freund. Was hat sie wohl angestellt, dass du sie so zugerichtet hast“, bemerkt Lord McConnor. Lord Thalis räuspert sich.
„Sie wurde auf dem Weg ins Dorf überfallen“, erklärt er. Du solltest mal die anderen sehen – die sind nicht mehr aufgestanden. Dank Beliar.
„Tatsächlich, na dann hat sie ja noch einmal Glück gehabt.“ Ja – ich bin ein richtiger Glückspilz. „Deshalb habe ich nur männliche Sklaven“, ergänzt er. „Aber ich verstehe, warum du sie gekauft hast. Setz dich zu mir, schönes Kind.“ Er greift nach meinem Zopf und zieht mich mit einem Ruck auf seinen Schoß. Du packst das. Bleib ruhig, Hope. Atme.
Seine Hand streicht mein Haar hinab und berührt kurz meine Schulter. Gleich raste ich aus, ich schwörs. Mit übermenschlicher Kraft, halte ich meine teilnahmslose Maske aufrecht.
Der Mann löst den Knopf meiner Haare und zieht die geflochtene Mähne auseinander.
„Man hat mir gesagt, du hättest dich ganz schön gewehrt, als sie dich aus deiner Welt geholt haben.“ Sein Daumen fährt meinen Nacken hinab. Dieser abartige Kerl riecht sogar an mir. „Junus hat sogar am Sklavenmarkt für dich geboten.“
Was
? Sein Sohn war also der Mann vom Orden. „Wie ich, hat wohl auch mein Sohn eine Schwäche für wilde Stuten, die man erst zähmen muss.“ Passt Kotze eigentlich zu Spanferkel?
„Sag mir, mein Freund Lord Thalis, wie viel verlangst du für sie. Ich
Weitere Kostenlose Bücher