Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
den Weg in den Park ein.
Jemand läuft an mir vorbei und stößt mich fast um. Im selben Moment merke ich, wie er meine Tasche wegreißen will. Wow – Taschendieb. Er hat sie mir schon von der Schulter gezogen, aber ich halte sie fest umklammert. Auge in Auge zerren wir daran.
Er ist zu stark, also wechsle ich die Strategie bevor er mich, an der Tasche hängend, durch den Park schleift. Ich stemme mich dagegen, lehne mich zurück und rutsche unter ihm hindurch. Daraufhin gehe ich gleich in einen Querspagat, damit er mich nicht wieder zurückziehen kann.
Da er nicht losgelassen hat, musste er sich zwischen seine Beine biegen. Natürlich ziehe ich jetzt voll durch und klemme ihm seine Juwelen ein. Er brüllt, wie wenn ich ihm das Teil abgebissen hätte. Schlagartig lässt los. Ich springe in eine aufrechte Position und ziehe ihm mit voller Wucht die Tasche über. Das lässt ihn zurückbaumeln. Etwas O-beinig sucht er das Weite. Ha. 1:0 du Pissnelke.
Jemand kommt auf mich zugelaufen, als ich mir bereits den Dreck von der Hose klopfe.
„Ist alles in Ordnung?“ Das ist der Anzugträger mit der Münze von vorhin. Oh, oh. Alles in mir schreit nach Komplize. In meiner Panik ziehe ich ihm die Tasche auch noch gleich über.
Sein Jackett springt auf. Durch das weiße Hemd erkennt man ganz deutlich die Keltische Tätowierung eines Lebensbaumes. Hexer! „Vertraue niemandem“, höre ich Nick sagen. Er meinte, der Schwarze Orden arbeitet mit Hexern zusammen. Junus hat ihn sicher beauftragt, mich zu finden.
Einige Sekunden starren wir uns nur an, als würde jeder auf den ersten Schritt des anderen warten. Er ist sehr attraktiv. War das ihr Plan? Er sollte mich vor dem Taschendieb retten und so mein Vertrauen gewinnen?
Mein Herz rast. Erst jetzt erwache ich aus der Schockstarre und will schon ansetzen wegzulaufen, da hat er bereits eine Schusswaffe gezückt. Verdammt. Ich erstarre förmlich.
Einen Wimpernschlag später bewegt er sich wie ein Raubtier auf mich zu und zieht mir sanft das Kopftuch und die Sonnenbrille runter. Beides steckt er sich in die Jackentasche.
„Also, mal sehen. Langes Haar, so pechschwarz, wie das Gefieder eines Raben.“ Er greift nach meinen Locken und lässt sie sich durch die Finger gleiten. „Augen so graugrün, wie der Frühnebel in einem Wald.“ Sein Blick fixiert mich. „Perlmuttfarbene Haut. Außergewöhnlich hübsch.“ Fast zärtlich streicht er mir über die Wange. „Schlanker, athletischer Körper, der sich wie ein Artist bewegen kann. Spricht nicht ein Wort. Ich würde sagen, du bist es, die sie suchen. Wieso nimmst du nicht meine Hand und wir gehen ein Stück gemeinsam?“ Ich will mich von seinem Blick lösen, doch ich schaffe es nicht, vor Angst, er könnte abdrücken.
Meine Hand greift nach seinem Arm, den er mir darbietet. Schusswaffen sind mein Schwachpunkt. Davor habe ich eine Scheißangst.
Der Mann zieht mich an sich, legt sogar eine Hand an meine Schulter. Die Waffe drückt er mir in die Seite. Meine Knie werden weich, aber er presst mich einfach fester an sich, um mich zu stützen.
Ich will das nicht, aber ich habe keine andere Wahl. Mein Verstand ist dagegen, aber mein Körper macht nicht das, was ich will. Er hat mich mit der Waffe total eingeschüchtert – immerhin weiß ich nicht, ob mich Lord McConnor lebend oder tot will. Könnte ja sein, dass er ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat. Lebend oder tot – vielleicht ist es ihm egal.
Mit stillem Protest schlendere ich mit ihm durch die Straßen. Von Weitem sehen wir sicher aus, wie ein eng umschlungenes Paar. Die Macht, die er mit der Waffe über mich hat, macht mir Angst. Ich bin wie eine Marionette.
Vor einem Stadthaus stoppt er und schließt die Eingangstüre auf. Der Aufzug bringt uns ins Penthouse. Wir sind in seiner Wohnung – das nehme ich zumindest an.
„Ich bin übrigens Marius.“ Mit den Worten stellt er sich hinter mich. Mein Herz pocht stark in meiner Brust, als er mir den Mantel über die Schultern abstreift. Sein Kopf versenkt sich in meinem Haar. „Hab keine Angst, meine Schöne.“ Du hast leicht reden. Würdest du das auch sagen, wenn ich deinen Körper mit der Kanone voll unter Kontrolle hätte?
„Setz dich.“ Ich tue, was er sagt und nehme auf der Couch Platz. Mein Entführer lässt sich mir gegenüber auf dem protzigen, gepolsterten Sessel nieder.
Das Gesicht des Kerls ist absolut symmetrisch. Ein Dreitagebart lässt seine Züge älter erscheinen. Man könnte meinen, er wäre
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