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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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zu. Wenn du wieder zurück bist, verlass das Land. Gib mir deine Hände.“ Ich halte sie ihm bereitwillig hin.
    Er zeichnet unsichtbare Muster in meine Handinnenflächen und schließt die Augen. Daraufhin malt er ebenfalls etwas auf meine Stirn.
    „Das ist ein Schutzzauber. Es ist nicht viel, aber er wird deine Spuren verwischen. Du gewinnst vielleicht ein paar Tage Vorsprung. Bleib nicht lange an einem Ort. Vertraue niemandem. Junus ist verdammt gut. Er wird dich bald wiederfinden. Der Typ kennt sich im 21. Jahrhundert aus. Sie nennen ihn auch den Hexenjäger. Außerdem nutzen er und sein Vater Hexer, um den Steinkreis zu öffnen. Wenn er schlau ist, lässt er auch mit Magie nach dir suchen.“ Na toll. Das sind ja gute Aussichten. Ich nicke resignierend. Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen.
    Auch Nick blickt etwas wehmütig auf mich. „Lord Thalis hat dich an Lord McConnor weitergegeben. Du bist jetzt sein Eigentum. Wenn er erfährt, dass du abgehauen bist, wird er nicht gerade erfreut sein. Wenn du Glück hast, glätten sich die Wogen, bis dich sein Sohn aufgegabelt hat. Hör zu. Ich tu das nur, weil du mir irgendwie ans Herz gewachsen bist, aber wenn sie dich kriegen, kann ich dir nicht mehr helfen. Das heißt, du bist ab sofort auf dich alleingestellt. Hier nimm.“ Er steckt mir einen schweren Beutel zu.
    „Stell dich in die Mitte des Kreises“, fordert er. Schnell tue ich, was er verlangt und er beginnt, Dinge zu murmeln. Dabei zieht er wieder unsichtbare Zeichen in der Luft nach.
    „Hope. Pass auf dich auf“, sind die letzten Worte, die ich vernehme, bevor alles um mich herum schwarz wird und ich das Gefühl habe, zu fallen. Endlos tief stürze ich eine Schlucht hinab.
     

    Zwei Meter weiter links und ich wäre weich in einem Haufen Schnee gelandet. Aber war ja klar, dass ich stattdessen hart auf den Boden aufschlage.
    Ich bin zu Hause, also in meiner Welt. Gebetsartig rutsche ich auf die Knie und habe das Bedürfnis, den Boden zu küssen – was ich natürlich nicht tue. Den Kirchturm erkenne ich von Weitem. Schnell mache ich mich auf, um in die Kirche zu kommen. Mir ist scheißkalt, hier herrscht immer noch Winter. Ich brauch die Sachen aus Nicks Kammer.
     

    Mein Herz pocht stark, während ich mir das Kleid vom Leib reiße und in Nicks Kleidung schlüpfe. Meine Sachen sind nicht mehr hier. Die sind also ganz gründlich.
    Ich werfe einen Blick in den Beutel, den er mir gegeben hat. Da ist pures Gold drin. Auch etliche Geldscheine sind dabei. Meine Haare lasse ich in einer seiner Mützen verschwinden und laufe aus der Kirche. Ich bin so froh, dass ich meine Tasche mit meinem Pass im Dorf versteckt habe, die wäre sicher weg gewesen. Nichts wie auf zum Flughafen.
     
     

Hokuspokus
     

    Neun Tage später.
     

    Rom – Prag – Wien. Ich bleibe nie lange an einem Ort, wie mir Nick geraten hat. Heute bin ich in Paris gelandet. Der Goldpreis steht glücklicherweise sehr hoch und ich hab zumindest keine Geldprobleme. Leider werde ich am Flughafen meist schräg angeguckt, weil ich mit 17 allein durch Europa toure. Die Geschichte mit meiner verschollenen Oma, die ich auf eigene Faust finden will, ist schon mehr als unglaubwürdig.
    Ich stehe vor dem Eifelturm und überlege, ob ich meinen Verfolger vielleicht abgeschüttelt habe. Mit einem Tuch und riesiger Sonnenbrillen habe ich mich vermummt, damit man mich nicht gleich erkennt. Wär es möglich, dass sie aufgeben, wenn sie mich nicht finden? Unwahrscheinlich und sicher ist Nicks Schutzzauber schon verflogen.
    Komischerweise muss ich in letzter Zeit immer öfter an meinen unfreiwilligen Trip ins Mittelalter denken. Kommt wahrscheinlich davon, weil mich in meinen Träumen ein gewisser blauäugiger Schmiedgeselle verfolgt. Beinahe jede Nacht träume ich von ihm, obwohl ich immer wieder aufschrecke, weil ich Angst habe, Junus kommt jeden Moment durch die Tür, um mich zurück zu seinem Vater zu schleifen. Ich seufze erschöpft. Toll, vom Leben einer Sklavin zum Leben einer Gejagten. Was für ein Alptraum.
    Nicht weit von hier gibt es ein kleines Café. Eigentlich meide ich Plätze, an denen sich Menschengruppen aufhalten, aber die Sucht ist stärker.
    Ich will gerade auf das Lokal zugehen, da erregt etwas meine Aufmerksamkeit. Ein Mann im braunen Anzug steht an einem Masten und lässt eine Münze auf dem Handrücken balancieren. Sie blendet meine Augen trotz Brille. Schnell wende ich den Blick ab.
    Irgendwie fühle ich mich beobachtet, also schlage ich

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