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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janina Mantoni
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stellte er mitleidig fest. „Am besten sagen Sie mir einmal, was Ihnen fehlt. Haben Sie Schmerzen?“
      Sie kam auf ihn zu, und ehe er begriff, was sie vorhatte, schlang sie auf einmal ihre Arme um seinen Hals. „Ich bin krank vor Liebe“, sagte sie heiser. „Sag, dass es dir auch so geht. Eigentlich weiß ich es auch so längst. Du würdest mir doch kaum so viel Geld geben, wenn ich dir gleichgültig wäre. Halte mich ganz fest, mein Liebling. Ich bin auf einmal ganz schwindlig vor Glück.“
      Der Arzt wusste nicht, wie ihm geschah. Wie erstarrt stand er da, unfähig einen Entschluss zu fassen. Er dachte an Janina, die darauf wartete, dass er sie daheim abholte und fragte sich, wie er so schnell als möglich aus dieser peinlichen Situation wieder herauskommen sollte.
      „ Sie haben mich missverstanden, Frau Sommer“, stammelte er hilflos. „Ich wollte Ihnen doch nur helfen.“ Er fühlte sich jämmerlich danach, aber er durfte sie nicht in dem Glauben lassen, dass er sie liebte.
      „ Ich weiß, es stört dich, dass ich noch verheiratet bin, aber ich werde mich deinetwegen scheiden lassen. Dann steht unserer, Liebe nichts mehr im Wege. Mir ist jetzt klargeworden, wie viel du mir bedeutest, mein Liebling.“
      Die ganze Szene wäre ihm fast unwirklich vorgekommen, hätte er diese Frau nicht an seinem Hals hängen gehabt. Aber so erfüllte ihn nur der eine Gedanke, wie er sie so schmerzlos wie möglich loswerden konnte.
      „ Sie müssen mir glauben, Frau Sommer, ich liebe sie nicht“, sagte er fast grob, weil er sonst keine Chance sah, sie überzeugen zu können.
      „ Du lügst“, schrie sie ihn hysterisch an. „Warum willst du es nicht zugeben? Ich spüre doch, dass auch du dich nach mir sehnst, mein Liebster.“ Ihre Küsse trafen auf seine Wangen, seinen Hals, nur seinen Mund konnte er immer noch gerade rechtzeitig abwenden. Sie war wie in einem Rausch.
      Michael überlegte fieberhaft, wie er aus dieser Geschichte herauskommen sollte. Ihm kam auf einmal der Verdacht, dass diese Liebesbeteuerungen nur Mittel zum Zweck sein könnten. Wenig später wusste er, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.
      „ Machst du dir etwa Sorgen um deinen guten Ruf, Michael?“, fragte sie auf einmal. „Du hast sicher recht. Hier auf dem Land könnte man es dir übelnehmen, wenn man dich mit einer verheirateten Frau zusammen sieht. Wir werden unsere Liebe vorerst noch geheim halten, bis meine Scheidung geregelt ist. Mein Mann ist einverstanden, dass alles schnell und kampflos abläuft. Er will nur ein paar Scheine als Startkapital, dann macht er mir auch keine Schwierigkeiten mit Natalie, das gibt er mir sogar schriftlich. Du gibst mir doch das Geld, mein Liebster? Dann haben wir für immer Ruhe vor ihm und können ein neues Leben anfangen. Das wünschst du dir doch auch.“
      „ Nein!“ Energisch befreite er sich aus ihren Armen, die ihn wie eine Liane umschlangen. Sie war zu schwach, um sich zu wehren. Zum ersten Mal verwünschte er seine Art, allen helfen zu wollen. Er hatte sich dadurch in ein schiefes Licht gebracht, und nun musste er zusehen, wie er da wieder herauskam. Er konnte es der jungen Frau nicht einmal verdenken, dass sie davon überzeugt war, er wäre verliebt in sie. Nur mir kann so etwas passieren, warf er sich vor, während er überlegte, wie er jetzt vorgehen sollte, ohne die Frau zu sehr verletzen zu müssen.
      „ Es tut mir leid, dass ich Ihnen das jetzt sagen muss, Frau Sommer. Ich bin verliebt, und ich habe vor, so bald wie möglich zu heiraten.“ Er fühlte sich entsetzlich, als er das sagte, obwohl es aus seiner Sicht nicht einmal die Unwahrheit war. Er war verliebt, und falls es ihm gelingen sollte, Janina davon zu überzeugen, dass auch sie ihn liebte, wollte er sie so bald wie möglich zu sich ins Doktorhaus holen. „Sie haben das Geld dringend gebraucht, um Ihr Kind zurückzuholen“, fuhr er fort. „Ich konnte Ihnen die Bitte nicht abschlagen, solange ich noch eine Möglichkeit sah, Ihnen zu helfen. Es geschah aus reiner Menschenfreundlichkeit, Frau Sommer.“
      Seine Worte hatten eine niederschmetternde Wirkung. „Was mache ich denn jetzt?“, fragte sie schluchzend. „Ohne das Geld brauche ich gar nicht zurückkommen.“
      Sie tat ihm leid, aber irgendwann waren eben auch seine Mittel erschöpft, das musste sie doch verstehen. Er hätte gerne gewusst, ob die Suche nach ihrem Kind erfolgreich verlaufen war, aber er fürchtete sich davor, diese Frage zu

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