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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janina Mantoni
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andere …?“
      „ Ich behaupte gar nichts, Herr Doktor. Ich kenne Frau Sommer genauso wenig wie Sie. Was ich da gesagt habe, sind natürlich reine Vermutungen, die Sie aber auch nicht ganz ausschließen können.“
      Bettina Sommer hatte ihm ihre Liebe gestanden. Wie kam er eigentlich dazu, ihr zu misstrauen? Nachdem sie annahm, dass er ihre Gefühle erwiderte, hatte sie doch allen Grund, darauf zu hoffen, dass er sie auch weiterhin finanziell unterstützte. Frau Krämer hat eine Abneigung gegen die Frau. Das hat sie ja bereits bei ihrem ersten Besuch erkennen lassen.
      „ Allzu gut ist eben liederlich, Herr Doktor. Eine alte Volksweisheit, die aber immer noch ihre Richtigkeit hat“, stellte die alte Frau fest. „Habe ich Sie nicht schon immer gewarnt? Die Leute können mit Ihrer Großzügigkeit einfach nicht umgehen. Frau Sommer hat sicher gedacht, wo ein paar Scheinchen sind, müssen auch noch mehr sein. Und spendable Menschen findet man selten. Das ist ungefähr so, wie wenn man nach einer echten Perle sucht. Dazu muss man Berge von Muscheln aufmachen.“
      Wie erschlagen ließ er sich auf einen Stuhl sinken. „Ich kann einfach nicht mehr, Frau Krämer.“ Stöhnend presste er seine Hände gegen die Schläfen. „Dieser Tag war einfach eine Katastrophe.“
      „ Ich bringe Sie schon wieder hin, Herr Doktor, verlassen Sie sich darauf. Sie bekommen gleich von mir einen Vitamintrunk nach eigener Rezeptur, dann geht es Ihnen gleich wieder besser. Am besten vergessen Sie diesen Vorfall ganz schnell“, riet sie ihm verschmitzt. „Frau Meisner will sich doch mit Ihnen heute Abend amüsieren, und Sie freuen sich ja auch schon seit langem darauf.“
      „ Woher wissen Sie denn das schon wieder, Frau Krämer?“, stöhnte er auf. „Ich habe doch nichts zu Ihnen gesagt. Können Sie etwa auch noch Hellsehen?“
      „ Vielleicht. Solange ich mit meiner Hellseherei keinen Schaden anrichte, können Sie doch eigentlich nichts dagegen haben. In Ihrem Zimmer finden Sie die Sachen, die Sie heute Abend tragen werden, Herr Doktor. Ich habe Ihnen schon alles herausgelegt. Frau Meisner will sich ja schließlich mit Ihnen sehen lassen können.“
      „ Dann kann ich nur noch hoffen, dass Sie auch wissen, was Frau Meisner gefällt?“, meinte er schmunzelnd. Ehe er aus dem Zimmer ging, wandte er sich noch einmal zu ihr um. „Sie sind eine echte Perle, Mama Lisa“, meinte er mit einem fast zärtlichen Lächeln. „Ohne Sie wüsste ich oft wirklich nicht, wie ich das alles hier aushalten sollte. Das Leben eines Landarztes kann manchmal ganz schön aufreibend sein. Dabei habe ich immer von einem beschaulichen Leben auf dem Land geträumt, als ich mich um diese Praxis hier beworben habe.“
      „ Frau Meisner ist eine Frau, die man besser nicht warten lassen sollte, Herr Doktor“, warnte sie ihn. „Ich bin davon überzeugt, Sie wäre genau die Richtige für Sie.“
      „ Das wollte ich ihr ja schon klarmachen, aber sie scheint leider anders darüber zu denken.“
      „ Sie schaffen das schon noch, Doktor. Anfangen ist leicht, beharren ist Kunst“, zitierte sie. „Auch das ist eine alte Volksweisheit, die sich schon oft bewahrheitet hat. Sie sollten sie beherzigen.“
      Er ging rasch hinaus, wie immer, wenn Frau Krämer wieder einmal ihre alten Sprüche hervorkramte. Dass sie schon oft damit recht behalten hatte, konnte er ihr allerdings nicht absprechen.
    * * *
      „Du gehst noch fort, Janina?“, sagte ihre Kollegin überrascht, als sie sich im Flur begegneten. „Chic siehst du aus. Zu deinen blonden Haaren passt dieses Blau ganz einmalig.“ Anerkennend wanderte ihr Blick über das elegante Kostüm, zu dem sie eine weiße Spitzenbluse trug. Neugierig fragte sie: „Fährst du in die Stadt? Dann könntest du mich nämlich gleich mitnehmen. Ich treffe mich mit meinem Verlobten.“
      „ Ich werde abgeholt“, sagte Janina notgedrungen. „Leider habe ich noch keine Ahnung, wohin wir fahren.“
      „ Hat sich einer deiner Ehemaligen gemeldet?“, erkundigte sich Martina neugierig. Sie wollte es genau wissen. Schon lange wunderte sie sich darüber, warum die Kollegin sich so distanziert verhielt. Ihren Fragen nach ihrer Vergangenheit war sie bisher stets geschickt ausgewichen.
      „ Doktor Baumann hat mich zum Essen eingeladen“, gestand Janina, weil sie sich ja denken konnte, dass die Kollegin ihn doch zu sehen bekommen würde. „Du erinnerst dich doch sicher noch daran, dass ich vor kurzem

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