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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janina Mantoni
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Wahrscheinlichkeit, dass diese Schmerzen nicht mehr wiederkommen, Regina.“
      „ Ich werde daran denken, Herr Doktor“, versprach die kleine Patientin. Es fiel ihr schwer, die Augen noch länger offen zu halten, so müde war sie auf einmal.
      „ Morgen sehe ich noch einmal nach dir“, versprach der Arzt, bevor er leise aus dem Zimmer ging.
      „ Was ist jetzt mit ihr? Muss sie ins Krankenhaus?“, fragte Martina Sander erregt und sprang sofort auf, als Michael ins Wohnzimmer kam. „Es ist der Blinddarm, nicht wahr?“
      „ Jetzt beruhigen Sie sich doch, Frau Sander. Körperlich ist alles in Ordnung bei Regina.“
      „ Das kann doch nicht sein“, unterbrach sie ihn. „Dieses Fieber, die Schmerzen, so etwas bildet man sich doch nicht nur ein. Das glaube ich nicht.“
      „ Ich habe nicht behauptet, dass diese Schmerzen nicht wirklich da sind, Frau Sander. Früher nannte man diese Erkrankung fälschlich auch Bauchmigräne. Die wahre Ursache dafür sind emotionale Gründe.“
      „ Das müssen Sie mir schon deutlicher erklären, Herr Doktor. Kann es mit der Schule zusammenhängen, dass sie davor vielleicht Angst hat? Einen anderen Grund könnte ich mir wirklich nicht vorstellen.“
      „ Die Schule scheidet aus“, sagte er überzeugt. „Zufällig weiß ich, wie gern ihre Tochter sich dort aufhält. Bleibt nur noch ihr Mann. Spricht Regina denn oft von ihrem Vati?“
      Die junge Frau zögerte. „Mein Mann kann mit kleinen Kindern nicht viel anfangen“, gestand sie schließlich. „Das liegt sicher daran, dass er selbst als Einzelkind aufwachsen musste. Deshalb glaube ich auch nicht, dass Regina ihn sehr vermissen könnte. Mein Mann ist sonst ein herzensguter Mensch“, fügte sie rasch hinzu, weil sie das Gefühl hatte, ihn verteidigen zu müssen. „Er hat seinem Kind nie auch nur ein Haar gekrümmt.“
    Für Michael hieß das, dass er sein Kind kaum wahrgenommen hatte. Es war aber wichtig herauszufinden, warum es immer wieder zu diesen periodisch auftretenden Schmerzen kam.
      „ Sind Sie wirklich sicher, dass es keine Blinddarmentzündung ist, Herr Doktor? Ich habe ein Buch, in dem diese Krankheit beschrieben wird. Da passt einfach alles. Wenn es zu einem Blinddarmdurchbruch kommt, könnte es für jede Hilfe zu spät sein.“
      Er sah ihre Verzweiflung, darum nahm er es ihr auch nicht übel, dass sie seine Diagnose anzweifelte.
      „ Wenn Sie in diesem Buch weiter nachlesen, werden Sie schon bald feststellen, dass darin sehr viele Krankheiten beschrieben sind, die mit Bauchschmerzen und Erbrechen beginnen. Regina hat diesen Anfall ja nicht zum ersten Mal. Bisher war er auch immer spätestens nach zwei Tagen wieder verschwunden. Sie müssen mir entweder vertrauen, oder sich nach einem anderen Arzt umsehen.“
      „ Ich vertraue Ihnen ja, Herr Doktor“, versicherte ihm die junge Frau entsetzt. „Wenn Sie nicht wären, hätten sich meine Depressionen bestimmt noch nicht so weit gebessert, dass ich sogar schon auf Menschen zugehen, und mit ihnen reden kann. Bei Reginas Schulausflug war ich dabei. Mit ihrer Lehrerin habe ich mich sogar ein wenig angefreundet. Sie ist sehr nett.“
      „ Das ist sie“, bestätigte Michael sofort. „So etwas sollten Sie ruhig öfter machen.“
      „ Ich versuche es ja, aber es ist nicht leicht, Menschen zu finden, die Verständnis für mein Leiden haben.“
      „ Sie sollen ja auch nicht ständig über Ihre Krankheit reden“, wandte er ein. „Sie müssen wieder versuchen, an den einfachen Dingen des Lebens Spaß zu haben?“
      „ In meiner Situation?“ Die Frau lachte verbittert auf. „Selbst wenn ich mich irgendwie über den Tag rette, die Nächte sind gnadenlos. Dann quälen mich ständig Alpträume, falls ich überhaupt einmal zum Schlafen komme.“
      „ Und ihre kleine Tochter leidet unbewusst mit“, stellte der Arzt fest. „Daher auch die immer wiederkehrenden Anfälle.“
      „ Sie glauben, meine Depressionen sind schuld daran, dass Regina krank ist?“
      „ Ich vermute es“, schränkte er ein. „Der Aufenthalt am Meer dürfte ihnen beiden gut tun. Ich verspreche mir einiges davon. Und jetzt sehe ich noch einmal nach Ihrer Tochter, bevor ich gehe. Ich habe ihr versprochen, dass sie von Ihnen etwas zu trinken bekommt, das sie sich selbst aussuchen darf. Regina sollte aber immer nur kleine Schlucke davon nehmen. Sie kann auch einen Keks dazu haben, falls sie Appetit darauf haben sollte.“
      Michael war erleichtert,

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