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Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Wer bricht das Schweigen (German Edition)

Titel: Wer bricht das Schweigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janina Mantoni
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eilig den Raum. „So kann es doch nicht weitergehen“, sagte sie sich immer wieder, während sie dann in ihrer Küche saß. Irgendwann fällt er mir noch von seinem Stuhl, wenn er nicht bald etwas isst. Und alles nur, weil er sich anscheinend die Schuld daran gibt, dass diese Frau gegen eine Mauer fahren musste. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um ihren Doktor, gestand sie sich ein.
      Ihre Augen wurden feucht, als sie daran dachte, dass er schon bald fortgehen wollte. Ihrer Meinung nach konnte nichts Rechtes mehr nachkommen. So gut, wie sie sich mit Doktor Baumann verstanden hatte, würde sie mit dem >Neuen< bestimmt nicht auskommen.
      In der Zeitung hatte es bisher keine Todesanzeige von Bettina Sommer gegeben, fiel ihr auf einmal auf. Sie rechnete nach und stellte fest, dass heute eigentlich ihre Beerdigung stattgefunden haben musste. Plötzlich kam ihr die Idee, dass es nicht schaden könnte, mehr über diese Frau zu erfahren. Sie wusste ohnehin nicht, was sie mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen sollte. Die
    Arbeit machte ihr keinen Spa ß, solange ihr Doktor noch so in der Gegend herumhing. Im Stundentakt fuhr ein Bus nach Windsheim, wie sie von ihren Einkäufen her wusste. Sie musste nur noch die Adresse erkunden, damit sie wusste, wo sie nach Frau Sommer suchen sollte.
    Sie stand auf und ging in den Flur hinaus. Durch die halb geöffnete Tür konnte sie sich davon überzeugen, dass der Arzt noch immer im Esszimmer saß und in seinen Zeitungen blätterte. Mit ziemlicher Sicherheit konnte sie sich darauf verlassen, dass sie gefahrlos in sein Arbeitszimmer gehen konnte, um sich das Krankenblatt von Frau Sommer näher anzusehen. Sie wollte ja nur die Straße ablesen. Falls er sie zufällig dabei ertappte, verließ sie sich darauf, dass ihr bestimmt eine glaubhafte Ausrede einfallen würde.
      »Rosenstraße«, las sie. Und ausgerechnet die Nummer dreizehn. Das musste ja Unglück bringen. Rasch ließ sie das Karteiblatt wieder in dem Kasten verschwinden. Sie hörte Schritte im Flur und ahnte, dass Doktor Baumann gleich hereinkommen würde.
      Die Haushälterin nahm das Staubtuch in die Hand, das sie sich zur Tarnung mitgebracht hatte, und begann eifrig die Schreibtischplatte zu polieren.
      „ Lassen Sie das jetzt, Frau Krämer“, sagte der Arzt unwillig. „Es lohnt sich ja doch nicht mehr. Ich will jetzt hier in Ruhe einige wichtige Telefongespräche führen.“
      Sie konnte sich denken, um was es dabei ging. Aber das sollte sie nicht davon abhalten, ein paar Nachforschungen anzustellen. Als sie aber dann im Bus saß, fragte sie sich ernsthaft, was sie sich von dieser Fahrt erhoffte. Die junge Frau war tot, und ihr Doktor gab sich die Schuld daran, weil er sich geweigert hatte, ihr zu helfen. Was gab es da noch aufzuklären?
      Ein wenig hilflos stand sie dann vor dem Haus und sah sich um. Im Vorgarten bemerkte sie eine alte Frau auf einer Bank. Sie hatte ein niedliches kleines Mädchen auf ihrem Schoß. Die Kleine juchzte jedes Mal vor Vergnügen, wenn sich ihre Betreuerin bückte, um ihr eines der abgefallenen Rosenblättchen aufzuheben.
      Ob ich versuchen soll, mit der Frau ins Gespräch zu kommen? fragte sich die Haushälterin. Bewundernd schaute sie auf die prächtigen Rosenbüsche in ihrem Vorgarten. Vielleicht ließ sich auf diese Weise eine Unterhaltung anbahnen. Natürlich nur, wenn ihr der Garten auch gehörte.
      Sie hatte Glück. Das Gesicht der alten Frau leuchtete förmlich auf, als sie von ihren Rosen erzählen konnte. Schon bald erfuhr die Besucherin auch, dass ihr Name Köhler war, und dass ihr das ganze Haus alleine gehörte, seitdem ihr Mann gestorben war.
      „ Möchten Sie sich eine Weile zu uns setzen, Frau Krämer“, forderte sie die Hausbesitzerin liebenswürdig auf. „Ich bin immer froh, wenn ich jemanden habe, mit dem ich eine Weile plaudern kann.“
      Die Einladung kam der Besucherin gerade recht. „Mein Bus fährt erst in einer halben Stunde“, erklärte sie, während sie sich neben Frau Köhler niederließ. „Mir tun die Beine schon weh vom Herumlaufen. Ein süßes Enkelkind haben Sie da“, stellte sie fest, als die Kleine sie anstrahlte. „Ist das Ihr einziges?“
      „ Natalie ist nicht meine Enkelin. Leider. Ich konnte keine Kinder bekommen“, erklärte Frau Köhler. „Die Kleine gehört meinen Mietern. Armes Dingelchen“, sagte sie mitleidig, während sie dem Mädchen zärtlich über den blonden Lockenkopf strich.
      Die Haushälterin horchte

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