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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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deinem Bett.«
    »Meine Güte, Cassie, das ist doch nicht alles, was eine Beziehung ausmacht!«
    »Ach, nein?« Sie wandte sich von ihm ab und schaute zum Fenster hinaus. »Ich dachte, genau das sei es gewesen, was deine Ehe mit Isabel so unerträglich gemacht hat.«
    Chris seufzte. »Manchmal bin ich sicher, daß wir beide einander niemals verstehen werden.«
    Sie schnauzte ihn an. »Und was jetzt? Mir scheint, wir verstehen einander sehr gut. Ich nehme deine engstirnige Bigotterie hin, deine steife Förmlichkeit, deine reaktionäre Gesinnung. Du sagst mir, daß ich Verwerfliches getan habe. Wie gräßlich, nie unmoralisch gehandelt zu haben. So bleiben wir wenigstens bescheiden, meinst du nicht auch? Du weißt von meiner anrüchigen Vergangenheit, und ich habe geglaubt, du hättest sie mir verziehen. Aber das ist offensichtlich nicht der Fall, denn sonst würdest du mir nicht immer wieder an den Kopf werfen, daß ich …«
    Chris riß die Hände in die Luft. »O Cassie, darum geht es doch überhaupt nicht. Ich weiß, daß du mich nicht so liebst, wie du Blake geliebt hast. Das verlange ich noch nicht einmal. Ich bin dankbar für das, was wir miteinander haben, obwohl ich weiß, daß du nicht das für mich empfindest, was ich für dich empfinde …«
    Cassies Stimme war jetzt laut und durchdringend. »Ich mache mir soviel aus dir, wie es mir nur irgend möglich ist. Ich habe gelobt, dich zu lieben und zu ehren, und, zum Teufel noch mal, ich bin der Meinung, genau das zu tun. Zumindest bemühe ich mich. Ich bemühe mich nach Kräften, mein Bestes zu tun, um dich glücklich zu machen.«
    »Das weiß ich doch, mein Liebes, das ist mir doch klar.« Er ging zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Was mich betrübt, ist nur, daß es dich solche Anstrengung kostet.«
    Sie blickte zu ihm auf und streckte die Arme aus, um sie ihm um den Hals zu schlingen. Sie küßte ihn und ließ die Zunge über seine Lippen gleiten. Dann zog sie seinen Kopf zu sich herunter und ließ ihre Zunge in sein Ohr gleiten. »Bist du nicht glücklich? Hast du denn nicht genau das, was du haben wolltest?«
    Er zog sie eng an sich. »Ich habe mehr, als ich es mir je erhofft hätte.«
    »Dann hör von Blake auf und laß uns unseren Spaß aneinander haben. Du redest wenigstens mit mir. Er redet sowohl mit Fiona als auch mit Steven so gut wie gar nicht.«
     
    Einen Monat später kam exakt um die Mittagszeit Jennifer Stephanie Thompson zur Welt.
    Eine Stunde später wurde Cassie zu einem Unfall gerufen, in den ein junger Rancharbeiter verwickelt war, der mit einem Lasso eine Kuh eingefangen hatte. Daraufhin war das Tier mit ihm fortgelaufen und durch einen Stacheldrahtzaun gerannt, hatte den armen Mann hinter sich hergezogen, ihn gegen einen Baumstamm prallen lassen und seinen Arm zermalmt.
    Als Cassie eintraf, waren die bruchstückhaften Überreste des Arms gelblichgrau verfärbt, und der Mann konnte den Arm nicht bewegen. Seine Kumpel hatten ihn mit Whisky vollgepumpt, doch er hatte immer noch schauderhafte Schmerzen. Knochen schauten aus dem Arm heraus, und der abgestorbene Teil stand in einem unnatürlichen Winkel von seinem Körper ab.
    Der Mann war durch den Blutverlust bleich, obwohl seine Kumpel ihm eine Aderpresse über den Ellbogen gebunden hatten, um die Blutung zu stoppen.
    Cassie blickte zu dem Vorarbeiter auf. »Ich werde an Ort und Stelle amputieren müssen«, sagte sie. Amputationen waren etwas, woran sich kein Arzt je gewöhnen konnte. »Der größte Teil des Arms ist ohnehin zerschmettert.«
    Sie kramte in ihrer Arzttasche herum und reichte einem der Rancharbeiter ein Messer. »Sterilisieren Sie das mit Feuer oder mit kochendem Wasser. Aber schnell!«
    Als das Messer einsatzbereit war, durchschnitt Cassie, was an Muskeln und Haut noch übrig war. Dann band sie das große Blutgefäß ab, befestigte am Ende eine Klemme, zog es ein wenig heraus und schloß das Ende mit Schlaufen, die sie mit vier oder fünf Knoten schloß. Dabei zog sie fest an dem Faden, damit es nicht zu weiteren Blutungen kommen konnte.
    In ihrem Versuch, gegen Bakterien anzugehen, wusch sie den Stumpf mit abgekochtem Wasser, schmierte ihn dann mit einer antibiotischen Salbe ein und verband die Verletzung.
    »Tragen Sie ihn zum Flugzeug. Ich werde ihn zur Weiterbehandlung ins Krankenhaus mitnehmen.«
    Als sie nach Augusta Springs zurückflog, fielen purpurne Spiegelungen der Wolken auf die rissige Erde. Mein Gott, dachte sie, wie lange ist es her, seit

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